Zwölf Minuten für ein Leben
Eine Blutspende ist ein einfacher Weg, einem anderen Menschen das Leben zu verlängern. Es ist ganz einfach!

(v. l.) Peter Kaiser (Landesgeschäftsführer Rotes Kreuz NÖ), Landesrat Mag. Karl Wilfing, Sandra Zehetbauer (Landesleiterin der Landjugend NÖ), Prim. Dr. Harald Rubey (Blutbank Mistelbach-Gänserndorf). foto: NLK

Bei einem Ausflug mit dem Auto. Auf dem Arbeitsweg, den man mit dem Fahrrad zurücklegt. Bei einer Wanderung. Beim Fensterputzen. Überall können Unfälle passieren. Und immer besteht die Gefahr, dass man viel Blut verliert und fremdes Blut benötigt. Aber auch Chemotherapie-Patienten sind auf Blutkonserven angewiesen. Genauso wie Menschen, die von hämatoonkologischen Krankheiten betroffen sind (wie gut- und bösartiger Blutkrebs), die verhindern, dass neues Blut im Körper gebildet wird.
Darum ist es wichtig, Blut zu spenden. Sind Sie zwischen 18 und 65 Jahre alt und gesund? Dann nichts wie los. Denn Blut spenden heißt Leben retten. Maximal 450 Milliliter werden bei einer Spende abgenommen oder „geerntet“, wie es in medizinischen Fachkreisen heißt. Nach etwa acht Wochen hat sich diese Menge im Körper wieder vollständig nachgebildet. Die gespendeten Blutkonserven, in denen Erythrozyten – also rote Blutkörperchen – vorhanden sind, sind nur 42 Tage lang haltbar.
Deshalb sollte ein gesunder Mensch regelmäßig spenden. Frauen bis zu vier Mal im Jahr. Männer bis zu sechs Mal. Ass. Dr. Bernhard Fritz von der Blutbank im Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf meint: „Die älteren Menschen sind fleißiger, wenn es ums Spenden geht. Junge sehen wir eher selten. Darum wäre es wichtig, dass sich gerade bei den Jüngeren eine größere Spendekultur durchsetzt, denn sonst werden wir in Zukunft nicht genug Blutkonserven zur Verfügung haben.“
Sicherheit geht vor
Spenden kann nur, wer zum Zeitpunkt der Blutabnahme vollkommen gesund ist. Eine Fieberblase oder Herzrhythmusstörungen sind ein Ausschlussgrund. „Sowohl der Empfänger- als auch der Spenderschutz haben bei uns oberste Priorität. Wenn man eine Fieberblase hat, dann befindet sich der Herpesvirus im Blut. Das kann für den Empfänger unter Umständen gefährlich sein, wenn es zum Beispiel ein Chemotherapie-Patient ist“, erläutert Fritz. Die Risiken für den Spender seien äußerst gering. Nachdem er sich bei der Blutbank oder bei einem der Blutspende-Termine mit einem Lichtbildausweis ausgewiesen hat, wird er über die Risiken informiert, die bei jeder Blutabnahme bestehen. In erster Linie ist das ein Kreislaufkollaps oder ein durch die Nadel verletzter Nerv. „Das kommt“, so der Arzt, „aber äußerst selten vor.“
Außerdem wird der Spender über das richtige Verhalten nach der Spende aufgeklärt: Unmittelbar nach der Blutabnahme sollte man weder ein Fahrzeug lenken noch eine Zigarette rauchen. Man füllt den Spende-Fragebogen aus, in dem nach Krankheiten gefragt wird, dann folgt der Fingerstich, um mit einem Tropfen Blut den Hämoglobinspiegel zu messen. Auch der Blutdruck und die Temperatur werden gemessen, dann entscheidet der Blutspende-Arzt, ob eine Spende möglich ist oder nicht. Die Blutabnahme selbst dauert bis zu zwölf Minuten. Für den Spender ist der Vorgang damit abgeschlossen.
Das Blut wird dann in das Universitätsklinikum St. Pölten gebracht, wo man Erythrozyten-Konserven und Blutplasma-Konserven herstellt und an alle niederösterreichischen Kliniken verteilt. 9.500 Menschen spenden pro Jahr im Landesklinikum Mistelbach etwa 10.000 Blutkonserven. Etwa 9.000 Menschen kommen jährlich direkt zur Blutbank ins Universitätsklinikum St. Pölten und spenden circa 14.500 Blutkonserven.
Patient Blood Management
Um sparsamer mit dem vorhandenen Blut umzugehen, setzen die niederösterreichischen Kliniken auf das Patient Blood Management, erklärt Dr. Martin Weber, der Leiter des Blutdepots im Landesklinikum Amstetten: „Die Frage ist: Wann braucht ein Patient tatsächlich Blut? Experimente haben gezeigt, dass die Toleranz des Körpers einer Blutarmut gegenüber viel höher ist als gedacht.“ Er empfiehlt jedem Patienten, der sich einer geplanten Operation unterzieht, sich sobald wie möglich an der anästhesiologischen Ambulanz des jeweiligen Klinikums zu melden. Dort wird eine allfällige Blutarmut feststellt und gegebenenfalls mit der Behandlung begonnen, damit wenig bis gar kein Spenderblut notwendig wird.
Außerdem ist ein wichtiger Teil des Patient Blood Managements, dass in den Spitälern so blutsparend wie möglich operiert wird. Heute ist es zum Beispiel üblich, das Blut aus der Operationswunde abzusaugen, zu sammeln, wieder aufzubereiten und dem Patienten rückzuführen. Durch dieses neue Konzept konnte in den letzten Jahren etwa die Hälfte der Konserven eingespart werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 brauchte man im Landesklinikum Amstetten 3.937 Erythrozyten-Konserven. Im Jahr 2014 nur mehr 2.179.
Weltweit übernommen
Das Patient Blood Management wurde aus Daten einer österreichischen Studie entwickelt und wird nun auch in Australien, Amerika und im europäischen Ausland umgesetzt. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat diesen Standard als wichtigstes Prinzip zur Verbesserung der Transfusionssicherheit in ihre Agenda aufgenommen. Das hat auch für die Patienten Vorteile, wie Weber erläutert: „Je mehr Transfusionen ein Patient bekommt, desto schlechter ist das Resultat. Das bedeutet, der Patient bleibt länger im Spital, das Erkrankungsrisiko erhöht sich und damit natürlich auch das Sterberisiko.“
Spende Blut und werde zum „lifesaver“
NÖ Blutspende-Aktion wirbt um junge Spender zwischen 18 und 30 Jahren.
Jedes Jahr werden in Niederösterreichs Kliniken rund 63.000 Blutkonserven benötigt, um Menschenleben zu retten. Gerade im Sommer werden jedoch die Blutvorräte knapp. „Wir brauchen dringend junge Menschen, die Blut spenden, denn sie sind die Spender von morgen“, erklärt Landesrat Mag. Karl Wilfing. Daher ruft die NÖ Landeskliniken-Holding in Kooperation mit der NÖ Jugendinfo 1424 und der Rot Kreuz Blutbank für NÖ, Wien und das Burgenland jetzt junge Menschen ab 18 Jahren zum Blutspenden auf. Das Motto: „Eine Gruppe hAst du sch0n AB deiner GeBurt. Werde jetzt Teil einer neuen Gruppe“. Diese Blutspendeaktion findet von 16. Juli bis 30. August 2015 statt. Wer Blut gespendet hat, kann seine Erfahrung unter dem Hashtag #lifesaver_noe in den sozialen Medien verbreiten und damit auch andere motivieren. Als kleines Dankeschön für die Blutspende warten Geschenke wie Trinkflaschen oder Kühltaschen – sowie die Chance auf tolle Gewinne in Form von Tickets für coole Events. Außerdem bekommt die größte Spendergruppe eine eigene „lifesaver-noe-party“ mit toller Licht- und Tontechnik, DJ, Snacks und Getränken. Die Landjugend NÖ ist mit rund 19.000 Mitgliedern die größte überparteiliche Jugendorganisation im Land. Über verschiedene Kanäle werden nun auch deren Mitglieder zum Blutspenden animiert. Werden auch Sie zum „Lifesaver“!
Informationen & Termine: www.lifesaver-noe.at




