Pflege & Betreuung für alle
Altern und Sterben in Würde braucht auch die entsprechende Pflege und Betreuung. In Niederösterreich bekommt sie jeder, der sie benötigt.
Die Demographen beten es uns tagtäglich vor: Unsere Gesellschaft überaltert, es gibt immer mehr betagte Menschen, und: Wir erreichen ein immer höheres Lebensalter. Doch mit den Prognosen verbunden sind in unseren Köpfen nur allzu oft auch falsche, negative Bilder vom Altern als Krankheit, als einsames Siechtum, als unaufhaltsamer Verfall, der Abhängigkeit von anderen mit sich bringt und schlicht und einfach unschön ist. Tatsächlich sind wir alle irgendwann in unserem Leben mit diesem Thema konfrontiert, entweder als Betroffener oder weil einer unserer Angehörigen oder Freunde alt, krank und pflegebedürftig geworden ist und Hilfe benötigt. Aktuelle gesellschaftliche Trends, die Jugend, Individualität und Selbstverantwortlichkeit vor Alter, Gemeinschaftlichkeit und Mitverantwortlichkeit stellen, erschweren es uns, die schönen und spannenden, oft auch sehr schwierigen Herausforderungen des letzten Lebensabschnitts bewusst wahrzunehmen und anzunehmen. Doch es gibt zum Glück auch gegenläufige Tendenzen: Medizin und Gesundheitspolitik fordern und fördern Prävention als essenzielles Element der Vorbereitung auf ein Alter in Gesundheit und Wohlbefinden. Viele gesundheitsförderliche Projekte richten ihren Fokus auf die Zielgruppe der Älteren und Alten. Und immer mehr Menschen werden sich dessen bewusst, dass die Reife einer Gesellschaft auch damit zu tun hat, wie sie mit ihren alten Menschen umgeht und dass es unabdingbar ist, jenen, die sie benötigen, Hilfe in diesem Lebensabschnitt zur Verfügung zu stellen.
Vorbildliches Niederösterreich
Niederösterreich ist in dieser Hinsicht vorbildlich: „In unserem Bundesland gibt es rund 90.000
Menschen, die Pflegegeld beziehen. Wir können stolz sagen, dass ihre Versorgung in Bezug auf Pflege und Betreuung gewährleistet ist. Jeder, der solche Hilfe benötigt, bekommt sie auch“, sagt der Koordinator der NÖ Pflegehotline, DGKP Gerhard Heilig, der allerdings auch hinzufügt, dass es noch immer pflegebedürftige Personen gibt, die kein Pflegegeld beantragen, wovon aber die meisten Förderungen abhängig sind. Viele Pflegebedürftige werden in der Familie – vor allem von Frauen – betreut; doch auch für sie gibt es Unterstützung von Bund und Land. Die Pflegehotline des Landes Niederösterreich ist die erste Adresse für Information und Unterstützung in Sachen Pflege und Betreuung: „Die Hotline, die übrigens vor kurzem den hunderttausendsten Anruf verzeichnete, bietet pflegebedürftigen Menschen, deren Angehörigen und allen Personen, die mit Problemen der Pflege befasst sind, umfassende und kompetente Beratung an. Die Beratung erfolgt kostenlos durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflegehotline, angesiedelt im Amt der NÖ Landesregierung“, erklärt Gerhard Heilig.
Individuelle Unterstützungsangebote
Wer welches Unterstützungsangebot benötigt, ist individuell sehr unterschiedlich. „Jeder Betroffene oder als Angehöriger Mitbetroffene braucht etwas anderes und hat auch individuelle Bedürfnisse und Ansprüche an die – übrigens äußerst schwer zu definierende – Qualität der Pflege oder Betreuung“, sagt Gerhard Heilig. Grundsätzlich gibt es drei Versorgungsangebote: zum einen die Pflegeheime, zum anderen die mobilen Dienste und zum Dritten die immer beliebter werdende 24-Stunden-Betreuung.
In Niederösterreich erfolgt die Vergabe der Pflegeheimplätze nach Dringlichkeit. Das heißt, dass jeder, der möglichst rasch in einem Pflegeheim aufgenommen werden will oder muss, auch sehr schnell einen Platz bekommt. Wer hingegen etwa nach einem Krankenhausaufenthalt zu Hause zeitbegrenzt professionelle Pflege benötigt, wird von den mobilen Diensten versorgt. Die bestens dafür ausgebildeten Mitarbeiter dieser Dienste kommen täglich oder wöchentlich, je nach Bedarf und individueller Situation ins Haus und sind auch zur Stelle, wenn pflegende Angehörige stunden- oder tageweise Entlastung brauchen. Und wer umfassende Pflege rund um die Uhr braucht, aber daheim leben möchte, ist mit der 24-Stunden-Betreuung am besten bedient. In Niederösterreich gibt es derzeit rund 16.000 sogenannte Personenbetreuerinnen und zirka 40 Vermittlungsagenturen, die diesen Bedarf abdecken.
Professionelles Entlassungsmanagement
Oft stellt sich die Frage nach Betreuung oder Pflege bei älteren und alten Menschen erstmals nach einem Unfall oder einer Erkrankung und einem Krankenhausaufenthalt. Deshalb gibt es in den niederösterreichischen Kliniken auch ein professionelles Entlassungsmanagement. Eine, die dies seit vielen Jahren engagiert betreibt, ist DGKS Elisabeth Jeschke vom Landesklinikum Neunkirchen: „Wir verfügen über die entsprechenden Instrumente zur exakten Beurteilung des Gesundheitszustands unserer Patienten. Wenn jemand nach einem Krankenhausaufenthalt Hilfe zu Hause benötigt, so nehmen wir bereits zu Beginn des Klinikaufenthalts Kontakt mit der betreffenden Person und den Angehörigen auf und erstellen einen professionellen Entlassungsplan. Wir kümmern uns auch um die Frage, ob jemand Pflegegeld, eine Erhöhung dessen oder Pflegehilfsmittel brauchen wird. Wir beraten und unterstützen hinsichtlich mobiler sozialer Dienste, rehabilitativer Übergangspflegeheime oder klassischer Pflegeheime. Und bei all dem nehmen wir natürlich immer auch Rücksicht auf die individuellen Wünsche der Patienten und ihrer Angehörigen.“ Die erfahrene Entlassungsmanagerin konstatiert steigenden Bedarf an diesem Angebot und berichtet von viel positivem Feedback der Betroffenen. „Die Angehörigen sind meist froh, einen Ansprechpartner für ihre Fragen zu haben, und häufig fungieren wir auch als Psychologen, die ein Ohr für die damit verbundenen Probleme haben, denn diese Situationen sind oft nicht leicht zu bewältigen.“ Dazu kommt, dass viele Angehörige ihre eigene Leistungsfähigkeit überschätzen, wenn eine längerfristige Hilfe und Betreuung ansteht. Auch darauf hat das Entlassungsmanagement in den NÖ Kliniken ein Auge.
Umfassende 24-Stunden-Betreuung
Für immer mehr Menschen ist der Wunsch, in den eigenen vier Wänden zu bleiben, mittlerweile erfüllbar. „Selbständige Personenbetreuerinnen und -betreuer können die gewünschte individuelle Unterstützung in Form einer 24-Stunden-Betreuung sicherstellen“, sagt dazu der Obmann der Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung NÖ, Dr. Gerhard Weinbörmair. Ihm ist es ein besonderes Anliegen, dass die Versorgung von betreuungsbedürftigen Menschen fachlich korrekt durch kompetente Personen erfolgt. „Personenbetreuer können all jenen ein individuelles Angebot machen, die wegen ihres Alters, einer Krankheit oder sonstiger Umstände Unterstützungsleistungen bei der Haushalts- und Lebensführung benötigen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Pflegegeldbezieher. Selbstverständlich können aber auch Personen, die kein Pflegegeld beziehen, diese Dienste in Anspruch nehmen. Und das Angebot von Personenbetreuern richtet sich auch an Angehörige, die die Betreuung von Familienmitgliedern in der Regel selbst durchführen und nur kurzfristig wegen einer Krankheit, eines Urlaubs oder sonstiger wichtiger Gründe eine Ersatzbetreuungskraft brauchen.“
Die Personenbetreuung ist ein freies Gewerbe, das an keinen Befähigungsnachweis gebunden ist, und bis vor kurzem gab es auch noch keine gewerberechtliche Trennung von Vermittlern und Betreuern. Das hat sich nun wegen einer Reform der 24-Stunden-Pflege geändert. „Damit ist eine wichtige Forderung des Seniorenbundes in diesem Bereich umgesetzt. So gehen wir gemeinsam den Weg zu noch mehr Qualität und Sicherheit für die 24-Stunden-Betreuung“, zeigt sich Ingrid Korosec, Bundesobmann-Stellvertreterin des Österreichischen Seniorenbundes und Landtagsabgeordnete, erfreut. Die in Niederösterreich geborene VP-Mandatarin (Gemeinderat Wien) war lange Jahre Volksanwältin und ist hoch kompetent in allen Sozialfragen. Im nächsten Schritt, sagt sie, werden nun in Verhandlungen die Ausübungs- und Standesregeln für die 24-Stunden-Betreuungsagenturen neu formuliert: „Ich bin mir sicher, dass man dabei sehr rasch zu einem Abschluss kommt. Die entsprechenden Kriterien werden den Betroffenen noch mehr Sicherheit garantieren.“
Entlastung für Angehörige
Das sieht auch Mag. Margit Hermentin, die seit 2012 eine Pflegevermittlungsagentur leitet, so: „Es braucht Qualitätskontrollen für Agenturen und Personenbetreuer. Der zu Betreuende soll maximale Sicherheit haben. Mir ist wichtig, dass sauber und transparent gearbeitet wird, und es ist mir bisher immer gelungen, gemeinsam eine für alle Beteiligten gute Lösung zu schaffen.“ Margit Hermentin weiß, wovon sie spricht, denn sie hat jahrelang selbst ihre Großmutter zu Hause gepflegt, ist dabei sehr oft an ihre eigenen Grenzen gestoßen und hat Unterstützung von Pflegekräften gesucht. „Damals hatte ich keine Agentur an meiner Seite und musste sehr oft selbst bei Betreuerinnen-Ausfällen einspringen. Das ist nicht einfach, wenn man Beruf und Familie unter einen Hut bringen muss. Deshalb habe ich nach dem Tod meiner Großmutter eine Agentur für die 24-Stunden-Betreuung gegründet. Ich will meine persönlichen Erfahrungen aus diesen neun Jahren Pflege eines geliebten Menschen mit Unterstützung meiner Kollegen und meines wissenschaftlichen Beirats all jenen weitergeben, die sich in derselben Situation befinden.“
Was Personenbetreuerinnen leisten
Wie viele andere derartige Agenturen vermittelt auch Margit Hermentin Personenbetreuerinnen, die sich umfassend um das Wohl der Betroffenen kümmern. Sie kochen, putzen, waschen, erledigen Einkäufe und Botengänge, geben Hilfestellung bei alltäglichen Verrichtungen und bei der Gestaltung des Tagesablaufs, plaudern mit ihren Kunden und unterstützen sie bei der Aufrechterhaltung ihrer gesellschaftlichen Kontakte. Sie übernehmen bestimmte pflegerische Tätigkeiten wie etwa die Unterstützung bei der Körperpflege oder der Nahrungsaufnahme und dürfen nach schriftlicher ärztlicher Anordnung mit Anleitung auch gewisse ärztliche Tätigkeiten wie zum Beispiel die Verabreichung von Medikamenten, subkutane Insulininjektionen oder Blutentnahmen aus der Kapillare zur Bestimmung des Blutzuckerspiegels durchführen. Margit Hermentin weiß, wie viel Vertrauen da gebraucht wird: „Plötzlich steht ein fremder Mensch im täglichen Leben – darauf muss man sich einlassen. Ich versuche deshalb immer, Betreuerinnen zu finden, denen unsere Patienten und ihre Angehörigen sowohl pflegerisch als auch menschlich vertrauen können.“
Die Kosten
Die Kosten der immer beliebter werdenden 24-Stunden-Betreuung sind laut Gerhard Heilig von der Pflege-Hotline des Landes Niederösterreich sehr unterschiedlich. Neben den Vermittlungsgebühren an die Agentur zahlt man demnach im Schnitt zwischen 50 bis 70 Euro pro Tag an die Betreuerinnen. Aber: Man bekommt nach Antrag entweder vom Bund oder vom Land einen Zuschuss in der Höhe von 550 Euro pro Monat. Unter www.sozialinfo.noe.gv.at können Sie sich übrigens neben anderen relevanten Informationen zum Thema auch eine Liste von Agenturen, die 24-Stunden-Betreuung vermitteln, herunterladen.
Sie sehen also: In Niederösterreich tut man etwas für alte und hilfsbedürftige Menschen, das System scheint gut zu funktionieren: „Insgesamt ist die Zufriedenheit der Betroffenen mit dem aktuellen System sehr hoch. Das zeigen auch die Auswertungen des Kompetenzzentrums für die Qualitätssicherung in der häuslichen Pflege: Unter den mehr als 20.000 Hausbesuchen bei Pflegegeldbeziehern waren auch mehr als tausend Fälle mit 24-Stunden-Betreuerinnen. Auch diese Haushalte erreichten zu rund 98 Prozent die Bestnote A, was eine zuverlässige und vollständige Versorgung bedeutet“, berichtet Ingrid Korosec. Lassen Sie sich also kompetent unterstützen und nützen Sie die Angebote!
Info & Beratung:
- n NÖ Pflegehotline: 02742/9005-9095
post.pflegehotline
noel.gv.at - n Überblick über alle relevanten Einrichtungen im Sozialbereich: www.sozialinfo.noe.gv.at
Die NÖ Pflegehotline ist die erste Adresse in Sachen Pflege und Betreuung: 02742/9005-9095.
Landesklinikum Neunkirchen
Peischinger Straße 19
2620 Neunkirchen
Tel.: 02635/9004-0
www.neunkirchen.lknoe.at





