Starke Venen
Venenfreundliche Verhaltensweisen für gesunde Beine und Füße

Bei langen Zug-, Bus- oder Autofahrten sowie Flugreisen sind bereits kleine Bewegungen im Sitzen wie das Auf- und Abwippen der Beine und das Kreisen mit den Füßen hilfreich. foto: fotolia/lightpoet
Dr. Georg Röggla, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin am Landesklinikum Neunkirchen.
„Es tut jeder gut, sich auf seine eigenen Beine zu stellen, diese Beine mögen sein, wie sie wollen“, meinte der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane (1819–1898). Keine Frage: Unsere Beine und Füße tragen uns durch unser Leben. Treten die ersten Probleme auf, wird uns deren Bedeutung schmerzlich vor Augen geführt. Geschwollene Beine und Füße signalisieren, dass der Wasserhaushalt des Körpers im Ungleichgewicht ist. Schwellungen oder Ödeme entstehen, wenn sich Flüssigkeit im Gewebe sammelt. Sie deuten auf eine Funktionsstörung des Venen- oder Lymphsystems hin. „Rechtsherzschwäche, Venenleiden, Venenthrombose, Leberzirrhose, Nierenfunktionsstörungen, Lymphödem, Entzündungen der Beine oder auch manche Medikamente führen häufig zu Schwellungen an Beinen und Füßen“, erklärt Dr. Georg Röggla, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin am Landesklinikum Neunkirchen.
Frauen häufiger betroffen
Wie kommt es zu einer Venenschwäche? Die zuständigen Muskel und Venenklappen sorgen dafür, dass das sauerstoffarme oder venöse Blut gegen die Schwerkraft zum Herzen gelangt. Die Venenklappen verhindern, dass das Blut zurückfließt. Sind die Gefäßwände aber überdehnt, können die Venenklappen nicht mehr richtig schließen: Das venöse Blut sinkt nach unten und staut sich in den Beinen. Venenprobleme zählen laut Gesundheitsministerium zu den häufigsten Erkrankungen. Jeder zweite bis dritte Erwachsene ist davon betroffen. Zumeist liegt eine genetische Veranlagung vor. Eine Rolle spielen auch Faktoren wie Alter (mit zunehmendem Alter erweitern sich die Venen), Körpergewicht (Übergewicht fördert Venenerkrankungen) oder ungesunder Lebensstil (siehe Kasten „Venenbeschwerden vorbeugen“). Frauen leiden häufiger als Männer unter Venenproblemen, was auf das schwächere weibliche Bindegewebe zurückzuführen ist.
Heiß-Kalt für die Venen
Zu langes Sitzen oder Stehen belastet die Beinvenen. Risikogruppen sind Menschen, die in einem Geschäft stehen müssen oder einen sitzenden Bürojob haben.
Schwellungen von Beinen und Füßen treten oft in den warmen Sommermonaten auf, da sich die Gefäßwände bei höheren Temperaturen ausdehnen. Um den Venen Gutes zu tun, sollten lange Sonnenbäder vermieden werden. Empfehlenswert ist das häufige kalte Abduschen der Beine, damit sich die erweiterten Gefäße zusammenziehen. Besonders heiß-kalte Wechselduschen sind ein hervorragendes Training, um Krampfadern entgegenzuwirken. Auch die stundenlange Anreise an den Urlaubsort stellt für Menschen mit Venenschwäche eine zusätzliche Belastung dar. Bei langen Zug-, Bus- oder Autofahrten sowie Flugreisen sind bereits kleine Bewegungen im Sitzen wie das Auf- und Abwippen der Beine und das Kreisen mit den Füßen hilfreich. Als Devise gilt: möglichst oft aufstehen, ein paar Schritte gehen und viel trinken.
Arztbesuch ist ratsam
Besenreiser und Krampfadern sind eine weitere Folge der Venenschwäche. Schimmern Besenreiser nur als bläuliche Äderchen an Ober- und Unterschenkeln hervor, sind Krampfadern als dicke, knotig hervortretende Venen erkennbar. „Risikofaktoren für Krampfadern sind erbliche Veranlagung, Lebensalter, das Ausüben einer stehenden Tätigkeit, Bewegungsmangel oder Übergewicht“, sagt Internist Röggla. Begünstigend sind eine Schwangerschaft oder die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel. Sind Besenreiser oft ein rein kosmetisches Problem, können Krampfadern das Risiko für Thrombosen und Embolien erhöhen. Menschen mit Krampfadern klagen zudem oft über fehlende Kondition, Kreislaufbeschwerden und kalte Füße. Dazu kommt, dass das Leiden unbarmherzig fortschreitet und sich über die Jahre massiv verschlechtern kann. Krampfadern sowie andauernde Schwellungen an Beinen oder Füßen sollten rechtzeitig ärztlich
untersucht werden, um einen individuellen Behandlungsplan festzulegen.
Venenbeschwerden vorbeugen
- Sport: Trainierte Waden verbessern Muskelpumpe und Venenklappen, die das Blut zum Herzen befördern. Ideale Sportarten sind Joggen, Wandern, Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking.
- Bewegung im Alltag: Langes Sitzen und Stehen durch zehnminütige Bewegungspausen unterbrechen, zum Beispiel Telefonate für kurze Spaziergänge im Büro nützen. Durchblutungsfördernde Übungen im Sitzen: Beine auf- und abbewegen, Füße kreisen lassen. Bei langem Stehen so oft wie möglich auf die Zehenspitzen stellen.
- Wechselgüsse: Warme Duschen mit kalten Beingüssen beenden. Dazu den kalten Wasserstrahl von den Knöcheln bis zum Knie führen. Rund zehn Mal pro Bein wiederholen.
- Trinken: Viel Wasser, Saft oder Kräutertee trinken. Auf Alkohol, Kaffee oder koffeinhaltige Getränke möglichst verzichten.
- Schuhe: Das permanente Tragen hoher Absätze belastet die Venen und kann Krampfadern fördern. Zur Abwechslung flache Schuhe tragen und so oft wie möglich barfuß gehen.
- Stützstrümpfe: Kompressions- und Stützstrümpfe üben Druck auf die Venen aus und stützen das Bindegewebe. Stützstrümpfe empfehlen sich bei längeren Reisen. Menschen in stehenden Berufen sollten mit dem Arzt abklären, ob sie Kompressionsstrümpfe tragen sollten.
- Beine hochlegen: Möglichst in den Arbeitspausen die Beine hochlegen, um den Blutrückfluss zu erleichtern.