Richtig schenken
Die Freude in den Augen des Beschenkten sehen – das macht glücklich. Richtig schenken ist eine Kunst. Eine, die man lernen kann.
Schenken und beschenkt werden – ein Lebensthema. Die kleine silberne Feder, die der Achtjährige seiner Mutter, einer Journalistin, schenkt – sie wird sie als Talisman immer bei sich haben. Das kluge Buch, von der besten Freundin ausgesucht, es begleitet über viele Jahre. Die vom Partner so umsichtig ausgesuchte Outdoor-Jacke mit dem plüschigen
Futter wird bei vielen gemeinsamen Hunde-Spaziergängen wärmen. Das vom Kind geduldig geflochtene bunte Armband trägt die Mutter wie eine Auszeichnung, bis es zerfällt. Die selbstgebackenen Kekse – sie schmecken nach Liebe und Wärme. Und der Gutschein für einen gemeinsamen Ausflug in den Tierpark – er garantiert schöne Stunden im kommenden Frühling.
Schenken, dass der andere glücklich ist, sich geliebt und wahrgenommen fühlt, dass seine Augen strahlen – wie geht das? In einer übervollen Welt, in der jeder Haushalt aus tausenden Dingen besteht und das Weggeben von Sachen zur Kunstform erhoben wird? Psychologin Mag. Irene Burian rät, zuerst genau für sich zu klären, warum man jemanden beschenken will: Geht es darum, Freude zu bereiten oder verfolgt man mit dem Geschenk einen anderen Zweck?
Kleine Höflichkeits-Geschenke sind okay – ein kleines „Ich denk an Dich“ für Arbeitskollegen, Verwandte, Nachbarn tut gut. Es sollte aber kein Muss sein und nicht stressen. Auch ein Anruf oder ein paar persönliche Worte erfüllen diesen Zweck.
Manchmal steckt hinter einem Geschenk aber mehr, etwas, das eigentlich auf einer anderen Ebene ausgetragen werden soll, weiß die Gesundheitsexpertin. Man erinnere sich an die Witze über Ehefrauen, die erst durch das Geschenk auf die Untreue des Mannes aufmerksam wurden. Ein Geschenk kann also auch den Zweck haben, eine Schuld zu begleichen oder aber auch Schuldgefühle zu wecken. Keine gute Idee, meint Burian. Und beim Schenken gehe es auch immer um das richtige Maß. „Das perfekte Geschenk muss nicht teuer sein“, sagt Burian. Und auf keinen Fall sollte man sich für Geschenke verschulden. Wie macht man es richtig? Möglichst früh darüber nachdenken, rät die Expertin. Sich dafür Zeit nehmen und auch dem nachspüren, was dieser Mensch für das eigene Leben bedeutet – und was man sich an Gemeinsamem wünscht.
Zeit zu schenken, das finden die Leserinnen und Leser von GESUND&LEBEN eine gute Idee. „Wir nehmen uns so wenig Zeit für unsere Liebsten“, weiß Burian. „Ist nicht gemeinsame Zeit das schönste Geschenk, das man einem Menschen machen kann? Die hundertprozentige Aufmerksamkeit, die man sonst so selten füreinander hat? Einfach du und ich?“ Den Gutschein für ein gemeinsames Picknick oder einen Ausflug zu einem Ziel, das beiden etwas bedeutet, sieht Burian als gute Idee. Der erprobte Wanderer kann dem Freund eine gut geplante Wanderung schenken, die ihn nicht überfordert. Die Oma schenkt dem Enkerl einen Ausflug in den Zoo, der bleibt noch lange Gesprächsstoff. Ein gemeinsamer Thermen-Tag, ein Ausstellungs-Besuch, ein Konzert, gemeinsam eine neue Stadt „erobern“ oder auch ein neues Restaurant testen. Wissen vermitteln wie etwa gemeinsam Brot backen. Eine Pflanze schenken, ruhig auch als Gutschein und dann gemeinsam aussuchen und einpflanzen. Ihnen fallen bestimmt noch viele Dinge für Ihre Liebsten ein.
Mehr als ein Buch
Ich habe vor Jahren von einem guten Freund „Das Buch vom Honig“ bekommen, mit einem großen Glas köstlichen Honigs. Die üblichen Weihnachtswünsche zierte ein Spruch von Shakespeare: „1000 Geheimnisse des Honigs sollst Du wissen“. Bald wusste ich um das Geheimnis des Honigs: Lebenselixier – wertvollste Gabe der Natur für die Gesundheit. Wie wäre es heuer zu Weihnachten, Wertvolles zu schenken? Honig!
Helga W., Hollabrunn
Zeit als Geschenk
Vor einiger Zeit habe ich begonnen, meine Familie und Freunde mit Selbstgemachtem zu beschenken. Marmelade, ein selbst gebackener Gugelhupf, ein frisch gepflückter Wiesenblumenstrauß zum Beispiel. Außerdem verschenke ich gerne Zeit! Ich verbringe zum Beispiel einen Tag mit dem jeweiligen Geburtstagskind. Wir machen zusammen einen Ausflug, eine Wanderung, gehen schwimmen, ins Kino oder Museum. Oder ganz einfach: Wir sitzen bei Kaffee und Kuchen und machen uns eine schöne Zeit. Man kann so vieles zusammen machen und es erfüllt alle mit Freude.
Emilie Richter, Zöbing
Ein besonderes Geschenk
Meine Freundin ist fast blind, doch trotzdem noch mobil,
sie interessiert sich für vieles und hat stets ein Ziel:
noch teilzunehmen an der Kultur, sei es Theater oder Gesang.
Mir – es ist noch nicht lange her – Folgendes gelang:
Ich hatte zwei Karten für „Ich war noch niemals in New York“ gewonnen,
und meine Gedanken habe ich weiter und weiter gesponnen.
Ich fragte einfach Inge, ob ihr das vielleicht gefallen würde
und es für sie dort hinzukommen sei keine allzu große Bürde.
Sie freute sich wirklich und wir trafen uns vor dem Ronacher dort.
Natürlich wurde ein Foto von uns beiden geschossen vor Ort.
Inge sieht zwar sehr schlecht, oft nur Schatten, doch ihr Gehör,
das ist wirklich noch perfekt, sie hört besser als ich, bitte sehr.
Ich denke, ich habe Inge wirklich Freude damit gemacht
und dies hat in meinem Herzen so ein Glücksgefühl entfacht.
Meine Devise:
Freude, die du anderen Menschen angedeihen lässt,
bringt dir sicher Zufriedenheit für des Lebens Rest.
Agnes Thinschmidt
Tägliche Zuwendung
Ich habe schon mal selbst Kochbücher zusammengestellt – speziell ausgerichtet auf die beschenkte Person, Gedichte geschrieben, Schals gehäkelt, kleine Herztörtchen gebacken etc. Das letzte Neujahrsgeschenk an meine Mutter beeindruckte sie nachhaltig: ein Gutschein für 365 Brieflein. Nun bekommt sie ein Jahr lang täglich ein Zettelchen mit einem Sinnspruch, einem Witz oder einer persönlichen Botschaft wie „Ich hab dich lieb!“ oder „Ich bin für dich da!“. Dazu hab ich ihr eine kleine Box geschenkt, in der meine Mutti die Zettel aufbewahren und sie immer wieder ansehen kann, wenn ihr danach ist.
Marlene Holzer
Hilfe schenken
„Hilfe im eigenen Land“ hilft Menschen, die in Not geraten sind. Die finanzielle und anteilnehmende Hilfe geht direkt an Menschen, deren Einkommenssituation durch einen plötzlichen Todesfall oder eine schlimme Krankheit so verändert wird, dass sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr weiter wissen. Bei Unwetterkatastrophen wird in Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen geholfen. Spenden an den Verein „Hilfe im eigenen Land – Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen“ können steuerlich geltend gemacht werden.
Spenden: Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien (IBAN: AT25 3200 0000 1220 0002, BIC: RLNWATWW), PSK (IBAN: AT77 6000 0000 0240 0000,
BIC: OPSKATWW)
Informationen: Tel.: 01/5125800, officehilfeimeigenenland.at, www.hilfeimeigenenland.at
Mag. Irene Burian, Klinische und Gesundheitspsychologin, Leitung Fachbereich Mentale Gesundheit der Initiative »Tut gut!«