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Quellen der Lebensfreude & Gesundheit

Heilquellen sind ein Geschenk der Natur – kostbares Wasser, seit Jahrtausenden sprudelnd, lindert viele Leiden. Während sich die alten Römer noch auf ihre Erfahrungswerte verließen, gibt es heute eine Reihe wissenschaftlicher Studien, die die positive Wirkung von Heilquellen und Kuren bestätigen.


Foto: bildagentur waldhäusl

Ein Aufenthalt in einem Kurort hat viele positive Seiten. Dem Alltag fern gelingt es meist ganz gut, sich auf die eigene Gesundheit zu konzentrieren. Warmes Wasser tut ein Übriges dazu. Es hat nicht nur heilende und lindernde, sondern auch eine entspannende Funktion, die zum Beispiel Menschen zugute kommt, die an Müdigkeits- und Erschöpfungszuständen leiden. Wir wissen heute zwar, wie man sich möglichst lang gesund hält – dennoch geht es uns heute psychisch schlechter als vor 20 oder 30 Jahren. Wer sich in einer Art „Zwischenstadium“ von Krankheit und Gesundsein befindet, entspannt sich im warmen Wasser nachhaltig. Grund dafür ist die wissenschaftlich bestätigte Wirkung des hydrostatischen Drucks, also des Auftriebs. Er entlastet die Muskulatur und damit den Bewegungsapparat, man fühlt sich leichter und entspannt sich nachhaltig. Warme Bäder bei einer Wohlfühltemperatur zwischen 32 und 34 Grad bewirken außerdem eine Erregung der Wärmerezeptoren der Haut und somit eine bessere Durchblutung der Muskeln. Nicht umsonst strömen Jahr für Jahr zehntausende Menschen in die heimischen Thermen. Aber auch bei Kuren können Thermalquellen sehr viel bewirken.

Heilende Wirkstoffe

Klinisch sehr gut belegt ist die Wirkung von schwefelhaltigem Wasser. Es fördert die Durchblutung, wirkt schmerzstillend und eignet sich daher hervorragend für Kuren bei chronischen Erkrankungen der Haut, wie Neurodermitis oder Psoriasis. Schwefel, das „gelbe Gold“, nützten schon die alten Römer: Wie man zum Beispiel von Ausflügen nach Carnuntum weiß, haben viele der heilenden Quellen, wie etwa die Therme Carnuntum in Bad Deutsch-Altenburg, so manchen römischen Rheumatismus gelindert. Und glücklicherweise hat sich seit der Römerzeit in punkto Forschung einiges getan. So weiß man heute, dass schwefelhältige Heilwässer Rheumatikern und Menschen mit Gelenks- und Wirbelleiden, mit Hautproblemen oder nach einem Unfall neue Lebensqualität schenken.

Moor und mehr

Dem Bewegungsapparat kann man in einer Kur auch durch viele andere Anwendungen und Wirkstoffe Gutes tun, weiß etwa Dr. Ursula Schmidt, kurärztliche Leiterin des life medicine RESORT DAS KURHAUS Bad Gleichenberg: „Durch Moor- und Parafangopackungen, Moorbäder, Elektrotherapien, Heilmassagen sowie aktive Bewegungstherapien werden Schmerzen gelindert, die Durchblutung verbessert und Entzündungen gehemmt. Muskelverspannungen werden gelöst, die allgemeine Bewegungsfähigkeit der Gelenke und Wirbelsäule wird gesteigert.“ Dem Herz-Kreislauf-System dienen beispielsweise auch Kohlensäure-Quellen. So weiß Gleichenberg-Kurärztin Schmidt: „Durch Kohlensäurebäder, gezieltes Ausdauertraining und Reflexzonenmassagen wird das Kreislaufsystem aktiviert, dadurch werden Blutdruck und Herzfrequenz reguliert.“

Wertvolle Sole

Für die Haut können Schwefel-, aber auch Solequellen Linderung bringen. Kurärztin Schmidt: „Die Therapie erfolgt bei uns mit Bädern in Bad Gleichenberger Starksole, die aus den örtlichen Heilquellen gewonnen wird, einer UV-Licht-Bestrahlung in der Stehkabine oder mittels Teilbestrahlungsgeräten sowie abschließendem Auftragen von neutralen Pflegecremen. Dadurch wird zum Beispiel bei Psoriasis und Neurodermitis eine Ablösung der Hautschuppen sowie eine Entzündungshemmung bewirkt.“
Und was kann Schwefelwasser noch? Seine Inhaltsstoffe fangen freie Radikale ab, die die Zellen rasch altern lassen und zerstören. Prof. Dr. Wolfgang Marktl vom Institut für Physiologie an der Universität Wien: „Bei den sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Lungen- und Lebererkrankungen spielen freie Radikale eine wesentliche Rolle. Jeder Mensch trägt freie Radikale im Körper, die im Normalfall durch körpereigene Abwehrmechanismen bekämpft werden.“ Mit zunehmendem Alter verringert sich dieser Schutz – führt man dem Körper jedoch Schwefelwasser zu, kann man das Immunsystem entsprechend stärken.
Ob man im warmen Wasser „nur“ schwimmt, Gymnastik macht oder es auch innerlich anwendet, ist in jedem Fall eine ärztliche Entscheidung. Prim. Dr. Liesbeth Brandl-Schindl ist Fachärztin für Physikalische Medizin und Rehabilitation und Ärztliche Leiterin der Abteilung für Physikalische Medizin im Kurzentrum Ludwigstorff, Therme Carnuntum, und weiß um die therapeutische Wirkung des Wassers: „Wir behandeln viele Gäste, die unter anderem an einem Cervicalsyndrom, an Lendenwirbelsäulen-, Hüft- und/oder Kniegelenksproblemen leiden. Die Therapie wird individuell nach einer eingehenden Untersuchung geplant.“
Eine ideale Kombination ist Jod und Schwefel – dieses Duo ist hochwirksam bei Hauterkrankungen und führt dazu, dass die Symptome, wie der charakteristische Juckreiz, nachlassen. Betroffene benötigen im Zuge einer Kur auch weniger Cortison, weiß Kurärztin Brandl-Schindl.

Wohltuendes Salz aus dem Himalaya

Nicht nur physikalisch-medizinische Behandlungen können Schmerzen lindern, sondern auch Akupunktur und viele andere komplementäre Behandlungsmethoden, die ebenfalls in vielen Kurzentren erfolgreich angewendet werden. Manchmal genügt es aber auch, sich im perfekt arrangierten Umfeld zu entspannen, wie in der  wohltuenden Ergänzung, die das Kurzentrum Ludwigstorff in Bad Deutsch-Altenburg neu errichtet hat: eine  Salzgrotte, die aus 200 Millionen Jahre alten Salzsteinen aus dem Himalaya gebaut wurde. Dr. Monika Winter-Steinhofer, Kurärztin und Ärztliche Leiterin der Kuranstalt: „25 Minuten lang Tiefenentspannung bei einer Temperatur zwischen 30 und 35 Grad entsprechen einem Erholungswert von einem halben Tag unmittelbar an der Meeresbrandung. Dadurch werden über viele andere Wirkungen, wie etwa eine erleichterte Atmung bei Asthma und COPD, Selbstheilungskräfte mobilisiert.“

Entspannen hilft der Psyche

Eine wesentliche Komponente bei Beschwerden des Stütz- und  Bewegungsapparates ist die Psyche. Fachärztin Brandl-Schindl: „Wirbelsäulenprobleme werden häufig durch psychische Probleme verstärkt.“ So etwa manifestieren sich psychische Belastungen oft im Bereich der Halswirbelsäule und/oder der Lendenwirbelsäule. Autogenes Training und eine Reihe anderer Entspannungstechniken werden daher in vielen Kurzentren angeboten. Eine medizinische Kur ist kein Programm, das man übers Wochenende mal absolviert. Eine klassische Kur dauert in der Regel drei Wochen und wird vom Arzt verschrieben. Bei Hauterkrankungen empfehlen Mediziner vier Wochen dauernde Kuraufenthalte. Um Körper und Geist in Einklang zu bringen, raten Kurärzte zu einer sinnvollen Balance zwischen passiver Kurbehandlung und Aktivität. Spazierengehen, Gymnastik und Bewegung in frischer Luft sind daher wesentliche Säulen einer wirkungsvollen Kur.