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Krebspatienten auf Kur

Während sich Patienten nach Schlaganfall, Herzinfarkt oder Hüft- Operation bei einem Kuraufenthalt regenerieren können, stand diese Möglichkeit Krebspatienten lange Zeit nicht offen. Doch das ändert sich nun.


Foto: fotolia

Mehr als 36.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich neu an Krebs. Dank verbesserter Früherkennung und wirksameren Behandlungen ist die Lebenserwartung deutlich höher als noch vor einiger Zeit. Krebs ist heute kein Todesurteil mehr, viele Patienten leben noch jahre- und jahrzehntelang. Doch während Patienten nach anderen Erkrankungen bei einem Kuraufenthalt neue Kraft tanken können, waren Krebspatienten von Kuren mehr oder weniger ausgeschlossen.

Zusammenarbeit notwendig

Als Grund dafür nennt Dr. Wolfgang Foisner, Präsident des Verbands österreichischer Kurärzte: „Das liegt vor allem am Vorurteil, dass eine Kur Krebspatienten nicht gut tue, dass sich der Verlauf der Krankheit sogar verschlechtern könnte. Das ist Unsinn, diese Argumentation ist nicht haltbar. Gerade Krebspatienten könnten bei einer Kur wieder Kraft tanken und auf den Alltag vorbereitet werden, daher macht es keinen Sinn, sie auszuschließen. Aber die Krebs-Behandlung sollte ein Jahr vorüber sein.“ Ist eine Kur für jeden Krebspatienten geeignet? Prof. Dr. Christoph Wiltschke, Onkologe an der MedUni Wien, erklärt: „Prinzipiell ja, jedoch mit einigen Einschränkungen. Kurmaßnahmen sind nicht zu empfehlen, wenn gerade eine Krebs-Behandlung stattfindet oder wenn die Haut durch Bestrahlungen offene Stellen hat. Auch nicht jede Kurmaßnahme ist bei jeder Krebserkrankung geeignet.“ Kurarzt Foisner ergänzt: „Jeder Fall ist individuell zu betrachten. Kurärzte und Onkologen müssen zusammenarbeiten, um die passende Kurbehandlung zu finden.“

Kur oder Rehabilitation

Unterscheiden muss man zwischen Kur und Rehabilitation für Krebs-Patienten. Die onkologische Rehabilitation richtet sich an Patienten, die ihre primäre Krebsbehandlung, z. B. Operationen, Strahlen- und Chemotherapien, abgeschlossen haben und deren Gesundheitszustand wieder verbessert werden soll. Durch verschiedene Maßnahmen soll die Rückkehr in den Alltag erleichtert werden. Krebs-Experte Wiltschke konkretisiert: „Bei der onkologischen Rehabilitation bekommt der Patient intensivere Behandlungen als bei einer Kur. Alle Therapien zielen darauf ab, körperliche, psychische und soziale Beeinträchtigungen der Betroffenen weitestgehend zu reduzieren und ihnen zu helfen, die Erkrankung und ihre Folgen zu bewältigen. Die Folgen von Krebstherapien wie Muskelabbau, Narbenschmerzen, Neuropathien, Thrombosen oder tumorbedingte Beeinträchtigungen werden behandelt.“

Angebot erweitern

Im Unterschied zur Rehabilitation bei anderen Krankheiten wird bei Krebspatienten die psychische Komponente stärker berücksichtigt, weiß Wiltschke: „Psychoonkologie spielt bei den Therapien eine große Rolle, denn viele Patienten haben einen langen qualvollen Weg hinter sich – davon bleiben weder Körper noch Psyche verschont. Besonders wichtig ist auch die Behandlung von Angststörungen und Depressionen, die durch die Erkrankung ausgelöst wurden.“
Derartige Angebote gibt es noch nicht flächendeckend, doch es tut sich momentan viel in diese Richtung, erläutern Foisner und Wiltschke: „Das Ziel ist, das Angebot auszuweiten. Es gibt momentan einige Initiativen, unter anderem vom Gesundheitsministerium.“ Also nur mehr eine Frage der Zeit - denn der Bedarf dafür ist auf jeden Fall gegeben.