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Natürliche Heilkräfte

Vielen Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Arthrose, Rheuma, Osteoporose, Wirbelsäulenbeschwerden oder bestimmten Hauterkrankungen kann man mit natürlichen Mitteln und Heilkünsten mit uralter Tradition beikommen.


Dr. Monika Winter-Steinhofer, Ärztliche Leiterin Kurzentrum Ludwigstorff, Dr. Regina Trevisol-Bittencourt

Wenn die Gelenke schmerzen, die Beweglichkeit eingeschränkt ist und jeder Schritt weh tut, ist die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Die Versuchung mag groß sein, aber ständig zu Schmerztabletten zu greifen ist dabei oft nicht der Weisheit letzter Schluss. Eine Kombination von medikamentöser Behandlung mit natürlichen Anwendungen in einem Kurzentrum kann Linderung bringen.

Gelbes Gold

Im Kurzentrum Ludwigstorff nützt man das heilende Wasser der Therme Carnuntum, die die stärkste Jod-Schwefel-Quelle Österreichs besitzt. Das „gelbe Gold“ wird übrigens dort, wo es in besonders starker Konzentration vorkommt, laut neuesten wissenschaftlichen Studien bei vielen Erkrankungen medizinisch ausdrücklich empfohlen. Auch in Bad Deutsch-Altenburg erzielt man damit große Therapieerfolge.
„Die besondere Wirkung von Schwefel auf den Bewegungsapparat ist schon seit der Antike belegt. Wir wenden Schwefelbäder bei Erkrankungen des Bewegungsapparates an, bei Rheuma, Osteoporose, Wirbelsäulen­erkrankungen, aber auch Erkrankungen der Haut wie Psoriasis und Neurodermitis“, sagt die Ärztliche Leiterin des Kurzentrums, Dr. Monika Winter-Steinhofer. Wie bei allen Thermalbädern wirkt zunächst die Wärme des Wassers, und diese Wärmewirkung wird durch den Schwefelwasserstoff zusätzlich erhöht. Die Muskeln im ganzen Körper entspannen sich, das Bindegewebe wird besser dehnbar, Blutgefäße erweitern sich, Herzschlag und Stoffwechsel werden angeregt, die Durchblutung der Haut wird gefördert. Das führt auch zu einer verbesserten Aufnahme von Sauerstoff und Mineralien. Tatsächlich ist Schwefel auch für den Knorpel das, was Kalzium für den Knochen ist. „Die Schwefeltherapie fördert den Knorpelaufbau in den Gelenken und Bandscheiben und hat entzündungshemmende Wirkung, die sowohl bei Bewegungsbeschwerden als auch bei Hauterkrankungen sehr wichtig ist“, erklärt Winter-Steinhofer.
Kein Wunder also, dass sich schon zu allen Zeiten Hilfesuchende dort sammelten, wo Schwefelthermalwasser an die Erdoberfläche sprudelte, um ihre Leiden zu kurieren.

Heilen mit den Händen

Eine uralte Methode zur Heilung oder Linderung von Funktionsstörungen an der Wirbelsäule, den Gelenken und Gliedmaßen ist auch die Manuelle Medizin, die im Kurzentrum Ludwigstorff von der speziell darin ausgebildeten Orthopädin Ober­ärztin Dr. Regina Trevisol-Bittencourt mit großem Erfolg angewendet wird. „Manuelle Medizin begreift den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes mit der von medizinischem Wissen gesteuerten Hand. Wir diagnostizieren und behandeln mit den Händen“, erklärt Trevisol-Bittencourt.
Die Methode befasst sich grundlegend mit der Wiederherstellung der Beweglichkeit von Gelenken, die zwar in Form und Zusammensetzung intakt sind, deren Funktion aber gestört ist. Zielpunkte der Manuellen Medizin sind also Funktionsstörungen wie durch Blockierung eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule und Gelenke, Faszien und Muskeln.

Knochensetzen einst & jetzt

Das dabei auch stattfindende „Knochensetzen“, von dem viele wohl schon gehört haben, ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Schon zu frühesten Zeiten und bei zahlreichen Völkern gab es Kundige, die dazu in der Lage waren, durch gezielte Handgriffe Beschwerden an Wirbelsäule und Gliedmaßen effektiv zu behandeln. Aus der Neuzeit sind Berichte über Schäfer bekannt, sogenannte „Boandlsetzer“, die zurückgebliebenen Tieren schmerzende Beine wieder einrenkten und wieder in die Herde integrierten. Auch weiß man von den „Bonesetters“ in England, den „Algebristen“ in Spanien und den „Renunctores“ in Italien sowie von amerikanischen Cowboys, die durch aus Europa ausgewanderte Viehhirten von den Handgriffen erfuhren und sie anwandten.
Im 19. Jahrhundert gelangte diese ursprüngliche Volkskunst in die Hände von Ärzten, und sie sollte, wie Trevisol-Bittencourt betont, auch nur von ausgebildeten Spezialisten angewandt werden. „Eine Besonderheit der Manuellen Medizin liegt auch darin, dass häufig Phänomene mit der Hand erfasst werden können, die anderen diagnostischen Verfahren verborgen bleiben“, erklärt die Expertin. Zu ihr kommen unter anderem Patienten mit Haltungsschwächen oder -störungen, Beschwerden an der Wirbelsäule und Gelenksproblemen. Nicht wenige dieser Menschen haben oft schon einen langen Leidensweg durch verschiedenste therapeutische Techniken hinter sich. Für sie wird nach exakter Befundaufnahme und Anamnese der Problembereich analysiert und ein Behandlungskonzept erstellt. Trevisol-Bittencourt: „Ziel kann etwa sein, ein Gelenk zu entlasten und damit Schmerzbefreiung oder -linderung zu erreichen. Dazu sind oft nur wenige, einfache Griffe notwendig.“ Diese muss der manuell medizinisch Tätige allerdings genau kennen. Daher ist die exakte Kenntnis der Anatomie des menschlichen Körpers von großer Bedeutung, denn es geht auch um das Aufsuchen sogenannter Irritationspunkte, welche die Lage des blockierten Gelenks anzeigen. Dann hat man die Möglichkeit, es mobilisierend oder manipulativ zu behandeln. „Bei der mobilisierenden Behandlung wird die Beweglichkeit durch sanft und häufig wiederholte Dehnungsbewegungen wiederhergestellt. Bei der manipulativen Behandlung wird eine Blockierung mit einem Impuls behandelt“, erklärt die Expertin.

Ergänzung mit Neuraltherapie

Im Kurzentrum Ludwigstorff ergänzt man die manuellen Anwendungen nach Bedarf mit der Neuraltherapie. Dabei wird eine muskelentspannende Substanz mittels Infiltration in die Schmerzpunkte eingebracht. Durch die dadurch stattfindende Entspannung der Muskulatur kann das Gelenk noch leichter mobilisiert werden und der Patient wird seinen Schmerz rasch los.
Wichtig bei der Manuellen Medizin ist wie bei vielen anderen Behandlungen aber auch die Eigenverantwortlichkeit des Patienten, denn mitunter geht es im Anschluss an die Therapie auch um notwendige Änderungen der Lebensweise, wobei vor allem der Aspekt der Prävention oft eine große Rolle spielt. Und: Man muss die Methode natürlich auch kennen, was leider oft nicht der Fall ist, denn viele haben von Manueller Medizin noch gar nichts gehört oder verwechseln sie mit Massagebehandlungen und herkömmlichen Mobilisationstechniken. Auch daran arbeitet man im Kurzentrum Ludwigstorff, denn wer Manuelle Medizin dort einmal kennengelernt hat, wird die Vorteile dieser Heilkunst mit langer Tradition wohl kaum mehr vergessen.