„Lernen geht nur ohne Angst“
Der Bildungsexperte Gerald Koller hilft den „Gesunden Schulen“ zu einem Klima, in dem gute zwischenmenschliche Beziehungen wachsen können – und damit Lebensqualität.
Wie können Kinder und Jugendliche, aber auch Menschen generell am besten lernen? Für den Bildungsexperten und Autor Gerald Koller zeigen das sämtliche neurobiologische, naturwissenschaftliche und medizinische Befunde und Studien ganz klar und deutlich: „Entweder im Schock – denken Sie an die heiße Herdplatte – oder in Sicherheit und Wohlbefinden.“ So banal das klingen mag – bei weitem nicht in allen Schulen des Landes wird dieses Wissen gelebt. Im Gegenteil: Die negativen Befunde über unser Schulsystem, die Klagelieder der Eltern und die Auswirkungen auf die Kinder füllen unzählige Magazin- und Zeitungsseiten. Und dabei bemühen sich tausende Lehrerinnen und Lehrer aller Altersstufen Tag für Tag, „ihren“ Kindern das Beste mitzugeben. Schließlich können auch Lehrkräfte nicht gesund alt werden, wenn das „System Schule“ sie Tag für Tag auslaugt. Was ist zu tun? Wie können unsere Schulen ein besseres Klima zum Lernen und Lehren bieten? Modelle und Ansätze gibt es viele, engagierte Menschen in den Schulen auch.
Ein Werkzeug, das besonders auf eine ganzheitliche Gesundheitsorientierung setzt, ist das Modell „Gesunde Schule“ der Initiative „Gesundes Niederösterreich: Tut gut!“, über das GESUND+LEBEN immer wieder berichtet. „Gesunde Schulen“ werden dabei unterstützt, gesundheitsfördernde Aspekte im eigenen Haus zu implementieren – vom Thema Ernährung über Bewegung und mentale Gesundheit bis hin zu ökologischen Aspekten.
Traumpaar Lachen und Lernen
Und die Beteiligten in den „Gesunden Schulen“ erhalten Informationen und Impulse. So lud die Initiative „Gesundes Niederösterreich: Tut gut!“ zum Direktoren-Tag mit dem Bildungsexperten Gerald Koller. Das Motto: „Gesundheitsmanagement – Lebensqualität als Horizont der Bildungsarbeit“ war der Titel dieses ersten Direktoren- und Direktorinnen-Tages. Schwerpunktthema dabei „Lachen“ – „ein kommunikatives Klima der Bedrohungsfreiheit, der Anerkennung und der Wertschätzung“ unterstützt. Lachen setzt Endorphine frei, Glückshormone, sagt Koller. Das wiederum unterstützt das Immunsystem. Damit sind „Lachen und Lernen ein Traumpaar“: „Nur in Wohlbefinden und sozialer Anerkennung kann man wirklich gut und leicht lernen, da geht am meisten weiter.“
Viele Studien würden auf frappierend gleiche Weise belegen, dass, wer sich anerkannt fühlt und Freunde hat, wesentlich gesünder ist als Menschen, die sich isoliert fühlen. „Isolation ist die Krankheitsursache Nummer 1“, betont Koller und weist damit deutlich auf die Notwendigkeit hin, kein Kind am Rande stehen zu lassen und massiv gegen jede Form der Ausgrenzung in der Schule zu arbeiten – ja, weit darüber hinaus: „Das ist ganz zentral für unsere Gesellschaft“. Und der Kurator des Forums Lebensqualität fordert eine „soziale Klimaerwärmung“ an den Schulen, ein Klima der Kommunikation und des Miteinanders. Beziehungsbildung und Beziehungsqualität sind für ihn wesentliche Werte, die Lernen erst ermöglichen, das machte Koller den versammelten Schulleitern deutlich. Und Stress, sagt Koller, ist der Lernkiller schlechthin – Stress in Beziehungen genauso wie Stress, der durch unnötigen Druck im Klassenzimmer entsteht.
Lebensqualität als Motor
Lebensqualität müsse ganz „oben“ im System Schule beginnen, bei den Direktoren selbst. Denn das Gute wie das Negative werde automatisch „nach unten“ weitergereicht – zu den Lehrkräften und damit zu den Schülern. Und zur Lebensqualität gehöre auch, wie man mit dem Scheitern umgehe, als Direktor wie als Lehrer: „Lernen passiert nur, wenn man Fehler macht, machen darf, und daraus die Konsequenzen zieht. Wer keine Fehler machen darf, hat Stress und kann auch nicht lernen.“ Wir als Gesellschaft würden laufend scheitern, zeigt Koller: „Wall Street, Fukushima, ständig scheitern wir: Dann müssen wir einen Schritt zurücktreten und einen neuen Weg einschlagen – das ist Lernen.“
Gesunde Schule
Nachhaltige Gesundheitsförderung für das System Schule
Das Programm „Gesunde Schule“ in Niederösterreich ist ein Programm zur körperlichen, psychischen und sozialen Gesundheit in der Schule. In erster Linie bezieht sich die „Gesunde Schule“ auf die Stärkung gesundheitsfördernder Faktoren für das System Schule mit deren Schülern, Leitungs- und Lehrpersonen – um in weiterer Folge auch die Eltern mit einzubeziehen. Spezielles Augenmerk wird dabei auf die Implementierung bzw. Stärkung einer schulinternen Organisationsstruktur zur Gesundheitsförderung gelegt.
Das Programm „Gesunde Schule“ unterstützt die einzelnen Schulen vor Ort dabei, eine Steuerungsgruppe zu installieren, die in weiterer Folge spezifisch für den Schulstandort Aktivitäten zur Gesundheitsförderung und -vorsorge plant, steuert und koordiniert. Diese Aktivitäten werden durch einen schulexternen Experten (Moderator) von „Gesundes Niederösterreich: Tut gut!“ begleitend moderiert. Inhaltlich unterstützt das Programm die Schulen zusätzlich mit praktischen Modulen zur Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitsförderung, die in die Bereiche Ernährung, Bewegung, psychosozialer Bereich, Gesundheitsvorsorge und schulische Umwelt und Ökologie gegliedert sind.
Im Schuljahr 2007/08 wurde das Pilotprojekt an 10 Schulen in Niederösterreich durchgeführt. Der Programmstart war im Schuljahr 2008/09. Derzeit beteiligen sich 50 Hauptschulen, 7 Neue Mittelschulen sowie 11 AHS und eine Volksschule als Modellschule an dem Programm.
Programmleitung: Mag. (FH) Melanie Wageneder, melanie.wagenedergesundesnoe.at
Fachliche Leitung: Mag. Alexandra Fuchs, alexandra.fuchsgesundesnoe.at
Informationen: www.gesundesnoe.at