Hinein in die große Sandkiste
Wer ein Ganzkörpertraining mit hohem Spaßfaktor sucht, und dieses auch noch an der frischen Luft, der ist beim Beachvolleyball absolut richtig. Schnelle Erfolgserlebnisse, selbst auf niedrigem Leistungsniveau, machen das Ballspiel zusätzlich reizvoll.

Sara Montagnolli (Bild) und Babsi Hansel vom SV Schwechat sorgten im Vorjahr beim Turnier in Baden für einen österreichischen Sieg. Foto: Rainer Mirau
Wie so viele Trends kommt auch dieser aus Amerika: Auf dem Waikiki Beach in Hawaii baute ein gewisser George David Center 1915 zum ersten Mal ein Netz auf und spielte mit Freunden Volleyball auf Sand. Beachvolleyball war geboren. 1927 kam die neue Form des Volleyballsports nach Europa. Vorreiter waren hier Nudisten in einem Pariser Vorort. 1947 wurde dann das erste Beachvolleyball-Turnier ausgetragen, die erste Turnierserie (mit fünf Einzelveranstaltungen) entstand Anfang der 50er-Jahre. Seit Atlanta 1996 ist Beachvolleyball nun auch olympisch, 1997 standen erstmals offizielle Weltmeisterschaften am Programm.
In Österreich wurde man erst Ende der 1980er-Jahre auf die neue Sportart aufmerksam. Erste nationale Turnierserien starteten Anfang der 1990er-Jahre. Der Sport boomte und kaum ein Freibad oder eine größere Freizeitanlage konnte es sich nun leisten, auf einen Beachvolleyballplatz zu verzichten. Zu groß war die Nachfrage nach dem Funsport. Mittlerweile gibt es niederösterreichweit an die 200 Beachvolleyball-Anlagen. Die größten findet man in Wallsee, Tulln, Baden und Klosterneuburg.
Kein teurer Spaß
Was macht diese Sportart so attraktiv, dass immer mehr (Hobby-)Sportler auf den Geschmack kommen und sich im knöcheltiefen Sand tummeln wollen? „Beachvolleyball verbindet man bei uns ganz einfach mit Urlaubsfeeling. Vermutlich wäre jeder selbst gerne ein Beachvolleyballer – also durchtrainiert, sonnengebräunt und mit viel Freizeit“, weiß Christian Resch, Beach-Vizepräsident im niederösterreichischen Volleyballverband. Resch ist aktiver Beachvolleyballer und bestreitet Turniere in ganz Österreich: „Ich liebe den Sport, weil er jedes Wochenende zum Urlaub macht“, schwärmt er in den höchsten Tönen.
Man bewegt sich an der frischen Luft, knüpft schnell viele Freundschaften und betreibt eine Sportart, die die Geldbörse schont. Denn eines ist Beachvolleyball mit Sicherheit: ein billiges Vergnügen. Ein Ball, eine Sporthose oder bei den Damen ein Bikini, Sonnenschutz und mindestens drei Mitspieler sind alles, was man für den beliebtesten Sommersport der letzten Jahre so braucht. Ein gewisses volleyballtechnisches Können sollte vorhanden sein, damit der Sport so richtig Spaß machen kann. Erfolgserlebnisse in Form von kurzen Ballwechseln sind aber auch schon bei Anfängern möglich. Vorausgesetzt die Akteure haben in etwa das gleiche Spielniveau.
Ein anstrengendes Vergnügen
Dass Beachvolleyball Spaß macht, ist unumstritten. Dass es ein körperlich anspruchsvoller Sport ist, bei dem ein Großteil der Muskulatur gestärkt wird, ist auch kein Geheimnis. In kürzester Zeit werden die unterschiedlichsten Bewegungsmuster ausgeführt: Man springt, rennt und hechtet einem Ball hinterher. Bein- und Hüftmuskulatur kommen dabei genauso zum Einsatz wie Bauch-, Rücken-, Arm- und Nackenmuskulatur. Beachvolleyball ist somit ein spielerisches Krafttraining für den ganzen Körper, das im Vergleich zu anderen Sportarten auch noch die Gelenke schont. Außerdem fördert es in hohem Maße die koordinativen Fähigkeiten: Reaktion, Ballgefühl, Orientierung am Feld, Konzentration und die Abstimmung verschiedener Körperteilbewegungen werden benötigt. Der weiche Untergrund verlangt zudem besondere Geschicklichkeit, will man im tiefen Sand halbwegs leichtfüßig vom Fleck kommen.
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um ein wirklich guter Beachvolleyballer zu werden? Eine Frage, die wohl niemand besser beantworten könnte als Doris und Stefanie Schwaiger. Zwei Niederösterreicherinnen, die den Sprung in die Weltspitze geschafft haben. „Die wichtigsten Voraussetzungen, um ganz vorne mit dabei zu sein, sind eine gute Ballkontrolle – die kann man lernen –, Schnelligkeit und Beweglichkeit, Geschicklichkeit und ein kühler Kopf bei knappen Spielständen. Das ist der schwerste Part, wenn man ein gewisses Spielniveau erreicht hat. Und natürlich, nicht zu vergessen, Spaß am Spiel, denn wenn der nicht vorhanden ist, dauert es nicht lange, bis man fällt“, sind sich die Schwestern aus dem Waldviertel einig.
Und wie sieht es mit der vielzitierten Körpergröße aus, die für einen guten Volleyballer ja unabdingbar sein soll? „Die ist beim Beachvolleyball weniger wichtig als beim Hallenvolleyball“, sagt NÖVV-Funktionär Christian Resch. Dem stimmen die Schwaiger-Sisters zu. „Groß zu sein ist natürlich ein Vorteil, aber den nutzen nur wenige Spielerinnen und Spieler wirklich aus. In unserem Team ist eine große und eine kleine Spielerin, was optimal ist, da jeder eine eigene Aufgabe hat (Anm.: Block und Verteidigung), die der andere nicht so gut erfüllen könnte“, betont Doris, die mit 1,71 Metern der kleine Part des erfolgreichen rot-weiß-roten Duos ist.
Von der Leidenschaft zum Beruf
Dass Doris und Stefanie Schwaiger gerade im Beachvolleyball groß Karriere machen, war nicht geplant. „Dass wir diesen Sport gewählt haben, war reiner Zufall“, muss Stefanie, die auch eine passionierte Reiterin ist, zugeben. Hallenvolleyball kannten die Schwaigers von der Schule und so spielten sie im Sommer nach dem Unterricht oft im Garten Ball über die Schnur. Das machte den Mädels sehr viel Spaß und bald wurde aus dem Ball über die Schnur-Spiel mehr – nämlich Beachvolleyball. „Das hat uns sehr bald besser gefallen als normales Hallenvolleyball und so ab 17 haben wir begonnen, es sehr professionell zu betreiben“, erinnert sich Doris an die Anfänge ihrer Karriere, die das Leben der restlichen Familienmitglieder ziemlich strapazierte. Papa Schwaiger fungierte als Coach, Mama Schwaiger fuhr die Mädels zu Turnieren, und die Brüder mussten selbstverständlich mit. Die Erfolge blieben nicht aus. Bald standen Doris und Stefanie im Nationalteam und starteten ihre World-Tour-Karriere.
Die Vorteile des Beachvolleyballs haben die beiden schnell liebgewonnen: „Wir schätzen die Möglichkeit, Sport im Freien zu machen, und als Beachvolleyballer ist man viel unabhängiger und kann seine eigenen Ziele verfolgen. In der Halle ist man immer auf fünf andere Spielerinnen angewiesen. Das wollten wir nicht.“
Dass jemand die Attraktivität dieser Sportart nicht nachvollziehen kann, kommt natürlich immer wieder vor. „Es gibt viele Leute, die nicht verstehen können, warum wir Beachvolleyballer so viel Freude daran haben, in sengender Hitze und tiefem Sand Bällen nachzujagen. Dazu kann ich nur sagen: Erklären kann ich es auch nicht wirklich. Man muss es einmal versuchen, um es zu verstehen“, rät Stefanie Schwaiger. Eine der 200 Beachvolleyball-Anlagen Niederösterreichs ist sicher auch in Ihrer Nähe. Also: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Baden – die Beachvolleyball-Hauptstadt Ostösterreichs
Seit 2005 ist die Kurstadt Baden bei Wien – und somit das größte und schönste Strandbad Österreichs – Schauplatz eines Beachvolleyballturniers. Den nationalen Turnieren in den ersten Jahren folgte 2009 erstmals ein internationales Turnier. Diesem ist man auch heuer treu geblieben: Von
1. bis 5. Juni kommen Beachvolleyballfans mit dem „CEV Satellite Baden 2011 presented by Sportland.NÖ & Autohaus Bierbaum“ wieder in den Genuss eines internationalen Bewerbs. Sonne, Sand, Spaß, Action und hochklassiger Sport werden den Besuchern an den fünf Tagen geboten. Mit Doris und Stefanie Schwaiger zählt auch ein niederösterreichisches Duo zu den heißesten Sieganwärtern. „Wir wollen in Baden gewinnen und hoffen, dass viele Zuschauer kommen“, freuen sich die Waldviertlerinnen auf ein großartiges Event.
Wer sich das Spektakel nicht entgehen lassen möchte, kann sich mit kostenlosen Boardingpässen den Eintritt ins Stadion sichern. Diese Boardingpässe sind ab 15. April beim Autohaus Bierbaum in Baden und Eisenstadt sowie für Spark7 Members in allen Erste Bank- und Sparkasse-Filialen erhältlich.
Informationen: www.beachvolleyball-baden.at
Schwaiger-Sisters – Erfolgsduo aus dem Waldviertel
Doris und Stefanie Schwaiger sind die niederösterreichischen Aushängeschilder im Beachvolleyballsport. Die Waldviertlerinnen aus Großglobnitz im Bezirk Zwettl haben sich trotz ihrer Jugend – Doris ist Jahrgang 1985,
Stefanie Jahrgang 1986 – schon längst mitten in die Weltspitze gespielt. Mehrere Stockerlplätze bei Turnieren der World Tour, Platz fünf bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 und Platz fünf bei der Weltmeisterschaft in Stavanger 2009 haben sie bereits auf ihrer Erfolgsliste stehen. Bei der Europameisterschaft in Berlin im Vorjahr zählte das Duo zum erweiterten Favoritenkreis, musste aber vorzeitig passen, weil Stefanie einen Tag nach ihrem 24. Geburtstag durch einen Pferdetritt einen Knöchelbruch erlitten hatte. Für heuer haben sich die Schwaiger-Sisters die erfolgreiche Qualifikation für die Olympischen Spiele vorgenommen. Außerdem wollen sie in der Weltrangliste in den Top Ten bleiben und bei einem Grand Slam den Semifinaleinzug schaffen. Bei den Olympischen Spielen in London im nächsten Jahr peilen die Schwestern dann einen Platz in den Top Fünf an.
Informationen: www.schwaiger-sisters.at
Wussten Sie, dass …
… es in Niederösterreich ca. 50 Turniere und an die 350 Lizenzspieler gibt? Österreichweit werden jährlich in etwa 250 Turniere ausgetragen und es sind ca. 1.800 Lizenzspieler erfasst.
… die Größe des Spielfelds im Jahr 2001 geändert wurde? Seither wird auf einem 8x16 Meter großen Court gespielt und nicht mehr wie zuvor auf einem 9x18 Meter großen Spielfeld.
… das Netz bei Frauen und Männern unterschiedlich hoch ist? Bei den Damen beträgt die Netzhöhe
2,24 Meter, bei den Herren 2,43 Meter.
… es einen offiziellen Turnierball gibt? Dieser hat einen Umfang von 66 bis 68 Zentimetern und wiegt 260 bis 280 Gramm. Er kostet 80 Euro, im Internet ist er auch günstiger zu finden.
… einer der gefragtesten Beachvolleyball-Moderatoren aus Niederösterreich kommt? Tom „the voice“ Bläumauer aus Waidhofen/Ybbs ist seit Ende der 1990er-Jahre DIE Stimme des Grand Slams in Klagenfurt und moderierte bereits bei den Olympischen Spielen in Athen und Peking.