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Flugsaison!

Ja: Die Pollen kommen! Doch nein: Sie müssen Ihr Leiden nicht hinnehmen, denn heute gibt es ausgezeichnete Möglichkeiten, eine Pollenallergie in den Griff zu bekommen.


FOTO: Bildagentur waldhäusl

Erinnern Sie sich? Anfang 2013 stöhnte man in Österreich unter einer „neuen Eiszeit“ und beträchtlichen Schneemassen. Heuer hingegen kamen die Schneekanonen im Hochwinter kaum nach mit der Produktion der von vielen ersehnten weißen Pracht. Blumen sprossen, und bei Temperaturen von zehn Grad plus und mehr war die Blühbereitschaft der Hasel in manchen Orten Niederösterreichs bereits im Jänner erreicht.
Die echte Pollensaison beginnt allerdings erst jetzt: Betroffene quälen eine rinnende, verstopfte Nase, brennende Augen, Husten, Atemnot und manchmal auch asthmaartige Anfälle. „15 bis 17 Prozent der Österreicher leiden ab Frühlingsbeginn und mitunter auch noch während der gesamten warmen Jahreszeit an einer Pollenallergie. Die Betroffenenzahlen haben in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen“, weiß der Leiter der Hals-, Nasen- und Ohrenambulanz im Landesklinikum Krems, Prim. Dr. Heinz Jünger.

Wie eine Allergie funktioniert

Warum das Immunsystem bei so vielen Menschen verrückt spielt, weiß man bis heute nicht ganz genau, der Mechanismus, wie eine Allergie „funktioniert“, ist hingegen exakt erforscht. „Das Immunsystem reagiert bei Allergikern auf den Eiweißstoff, der sich in den Pollen befindet, wie auf einen Feind und versucht, diesen abzuwehren. In der Folge kommt es zu einer Ausschüttung von Histamin und anderen Substanzen, die Entzündungsreaktionen auslösen und zu den typischen Symptomen führen“, erklärt der Experte.

Unheilvoller „Etagenwechsel“

Das echte Problem dabei ist freilich, dass ein
solcher, vielfach als harmlos eingestufter Heuschnupfen oft erst der Anfang einer gefährlichen Entwicklung ist. Denn die allergische Reaktion kann – mitunter unbemerkt – auf die Bronchien übergehen. Spezialisten sprechen dann von einem sogenannten Etagenwechsel, und tatsächlich entwickelt etwa jeder dritte Patient mit einer allergischen Rhinitis in der Folge ein allergisches Asthma, das zum Beispiel auch dramatische Luftnotanfälle auslösen kann. „Das atopische Asthma ist keine lästige Angelegenheit mehr, sondern eine echte Erkrankung und Funktionsstörung“, warnt Jünger, der allen Pollen­allergie-Betroffenen jedoch auch versichern kann, dass die moderne Medizin heute beste Methoden kennt, den Problemen effektiv zu Leibe zu rücken.

Prophylaxe an erster Stelle

„Am sinnvollsten und besten ist immer die Prophylaxe. Darunter versteht man das Vermeiden des Kontakts mit dem jeweiligen Allergen“, sagt der HNO-Spezialist. Handelt es sich bei dem Allergen um Pollen, so sollte man die Berichte des bewährten Pollenwarndienstes (siehe Kasten Seite 26) verfolgen und bei starker Belastung das Freie meiden bzw. sich zum Beispiel für die Urlaubsreise pollenfreie Gegenden wie etwa Berge ab einer Seehöhe von 1.500 Metern oder die Adria, Süditalien oder Spanien aussuchen.
Als zweite Säule des Kampfs gegen die Pollen gilt die symptomatische Therapie, bei der hauptsächlich mit Antihistaminika und Kortison gegen die lästigen Beschwerden vorgegangen wird. „Antihistaminika verhindern die Freisetzung von Histamin. Es gibt sie in Tablettenform. Im Gegensatz zu früher, als diese Medikamente oft starke Müdigkeit als Nebenwirkung mit sich brachten, verfügen wir heute über effektive Substanzen, die diesen Nachteil nicht mehr haben“, so Jünger. „Hochwirksam gegen den Heuschnupfen sind zudem kortisonhältige Nasensprays, die ihre Wirkung nahezu ausschließlich in der Nase selbst entfalten, also nicht in die Blutbahn gelangen und daher – in den gegebenen Dosierungen – auch keine der gefürchteten Kortison-Nebenwirkungen haben.“

Hocheffektive spezifische Immuntherapie

Dritte und vor allem für schwerer Betroffene empfohlene Waffe im „Match“ gegen die Pollen ist die ursächliche, sogenannte spezifische Immuntherapie, bei der dem Organismus Schritt für Schritt genau jenes Allergen zugeführt wird, auf das er allergisch reagiert, um letztendlich zu erreichen, dass der Körper sich daran gewöhnt und in der Folge nicht mehr allergisch reagiert. Experte Jünger: „Das Allergen wird zunächst in ganz geringer Dosierung gegeben. Dadurch ‚entfällt‘ der Ausbruch der Symptome, und durch die langsame Steigerung der Dosis kommt es im Lauf der Zeit zu dem gewünschten Effekt.“ Auch hier gibt es Neuerungen zum Vorteil der Patienten, denn gab es diese Therapie früher ausschließlich als Behandlung mit Injektionen, die nur der Arzt verabreichen konnte, so stehen seit kurzem auch Tabletten und Tropfen zur Ver­­­­-
f­ügung, die man sich sublingual selbst geben kann, also unter die Zunge legt. Allerdings muss man das täglich tun, über einen Zeitraum von drei Jahren.

Rinnende Nase ade

Dennoch sollte man diese Behandlung jedenfalls in Anspruch nehmen, wenn der Arzt des Vertrauens sie empfiehlt, denn die Wirkung ist nachgewiesenermaßen eine zweifache: „Heute gilt als gesichert, dass es dadurch zu einem Stopp bzw. zumindest zu einer deutlichen Linderung der Symptome kommt, und: Auch die Ausbreitung der Erkrankung in die Lunge wird durch diese Therapie in vielen Fällen verhindert“, sagt Jünger. Er macht Betroffenen aus Überzeugung Mut: „Gerade Pollenallergien sind gut behandelbar. Man muss diese Erkrankung heutzutage wirklich nicht mehr als gegeben hinnehmen und still vor sich hinleiden. Ich empfehle allen Allergikern den Gang zum Arzt, der zunächst eine exakte diagnostische Untersuchung einleiten und danach die passende Therapie verordnen wird.“ Nehmen Sie diesen Ratschlag ernst, dann sind die Tage der rinnenden Nase passé!

Landesklinikum Krems
Mitterweg 10, 3500 Krems
Tel.: 02732/9004-0
www.krems.lknoe.at

Traditionelle chinesische Heilpflanze verspricht Benefit für Allergiker

Wer an Heuschnupfen leidet, kann sich auch mit pflanzlichen Medikamenten zu helfen versuchen. Neu auf dem Markt ist zum Beispiel eine traditionelle chinesische Heilpflanze, Astragalus membranaceus, deren Extrakt in Kapselform angeboten wird und die Empfindlichkeit gegenüber Pollen senken sowie die allergische Reaktion unterbinden soll. Astragalus membranaceus (auch Astragalus mongholicus, deutsch: Bärenschote) wird auch als „Mongolischer Traganth“ bezeichnet und gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler, erläuterte Prof. Rudolf Bauer, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften Graz. Die Pflanze kommt ursprünglich in den Provinzen Nordchinas und in der Mongolei vor, wird aber mittlerweile auch in Europa kultiviert. Astragalus gehört zu den „Top Ten Pflanzen“ in China, sagt Bauer. In Ländern wie Großbritannien oder Belgien kommt die Pflanze als Nahrungsmittel zum Einsatz. Pharmazeuten raten, mit der Einnahme des Wirkstoffs zur Vorbeugung von Heuschnupfen etwa vier Wochen vor den erwarteten Beschwerden zu beginnen; aber auch bei akuten Symptomen kann man das Präparat einsetzen.

Pollenwarndienst NÖ: ein hilfreiches Service-Instrument

Der Pollenwarndienst NÖ hilft Menschen, die unter einer Inhalationsallergie leiden. Die Informationen dieses Servicedienstes ermöglichen es ihnen, ihre Aktivitäten und Urlaube so zu planen, dass sie möglichst wenig unter der Pollenbelastung zu leiden haben.
www.pollenwarndienst.at bringt laufend aktualisierte Infos zum Pollenflug und erstellt länderübergreifende Situationsberichte und Prognosen. Zudem gibt es Berichte zu den wichtigsten Aeroallergenen und Wissenswertes aus Aerobiologie und Allergologie.
Weiters können Sie auf der Site ein persönliches Online-Pollentagebuch führen, finden ein Gratis-Pollen-App und zahlreiche andere wichtige
Informationen: www.pollenwarndienst.at