„Alles, was man gern tut, ist kein Opfer“
Dr. Elisabeth Gruber, Ärztin im Landesklinikum Tulln, hat ihr Herz in Ostafrika verloren: Ehrenamtlich engagiert sie sich für Bau und Betrieb eines Kinderheims für 30 Waisen und obdachlose Kinder in Kenia.
Dieses Lachen ist ansteckend. Herzlich, offen, sympathisch, es nimmt einen ein für Dr. Elisabeth Gruber und ihr berührendes Projekt: Die Ärztin errichtet in Kenia in Ostafrika ein Kinderheim für obdachlose Kinder und Waisenkinder und will den Betrieb des Hauses sichern. Das Geld für den Bau hat sie bereits beisammen, im Oktober ist es fertig. Jetzt braucht die engagierte junge Ärztin Unterstützung für die laufenden Kosten: Sie sucht Paten für „ihre“ Kinder, die mit 20 Euro pro Monat einem Waisenkind die Chance geben, in einer sicheren und liebevollen Umgebung aufzuwachsen und eine Schul- und Berufsausbildung zu absolvieren. Jede Spende komme zu 100 Prozent bei den Kindern an, verspricht Gruber, die neben ihrer intensiven Arbeit im Landesklinikum Tulln ihr Afrika-Projekt organisiert. Woher sie die Kraft für dieses verantwortungsvolle Projekt nimmt? „Alles, was man gern tut, ist kein Opfer“, sagt sie schlicht.
Die Organisation „Save a Soul“
Begonnen hat das Engagement von Elisabeth
Gruber vor sechs Jahren: 2005 war sie das erste Mal in Afrika, arbeitete noch während ihres Studiums in einem Missionshospital in den Slums von Kenias Hauptstadt Nairobi. Da hatte sie schon Feuer gefangen, hat gewusst, dass sie wiederkommen muss: „Diese Menschen haben mein Herz berührt.“ Nach Abschluss ihres Medizinstudiums machte Elisabeth Gruber Urlaub in Kenia, mit 1.000 Euro in der Tasche, die ihr ein Patient geschenkt hatte. „Ich wollte damit Kindern in Afrika helfen und hab bemerkt – ach Gott, die brauchen ja noch viel mehr als diese 1.000 Euro.“
Gewohnt hat die Ärztin damals in einer Pfarre. Gemeinsam mit Pfarrer Michael Kimani hat sie die Organisation „Save a Soul“ gegründet und beschloss, das Kinderheim zu bauen. Elisabeth Gruber hat Vorträge gehalten, dabei Euro um Euro zusammengekratzt. Sie hat Amerikaner kennengelernt, die ihr Projekt finanziell unterstützen. 70.000 Dollar kostet das Gebäude, im Oktober ist es fertig. 30 Kinder werden dort ein neues Zuhause finden, vorwiegend Aidswaisen oder Kinder, „deren Eltern sich geschlichen haben, denn viele Leute haben keine Arbeit“, schildert die Ärztin die Situation im 38-Millionen-Staat Kenia, die durch die weltweite Wirtschaftskrise noch schwieriger geworden ist. Die Kinder sind zwischen 3 und
11 Jahre alt, werden in dem Haus auch unterrichtet, lernen lesen und schreiben. „Eine gute Ausbildung ist wichtig“, bekräftigt die engagierte Niederösterreicherin. Bis zum Alter von 18 Jahren können die Kinder im Heim leben. Finden sie jemanden, der ihnen das Studium bezahlt, können sie auch länger bleiben. „Sie haben dort eine liebevolle Umgebung, die kriegen sie sonst nicht.“
Vier Angestellte und 30 Kinder
Rund drei Wochen pro Jahr ist Elisabeth Gruber in Kenia, fliegt im Juli wieder nach Nairobi und kümmert sich um ihr Kinderheim. „Ich habe dort Freunde gefunden, etwa die Lehrerin Emily, die mit ganzem Herzen bei unserem Projekt dabei ist und sich sehr engagiert.“ Und je mehr die Leute vor Ort eingebunden sind, desto besser und effizienter wird das Projekt, ist Elisabeth Gruber überzeugt.
Sie selbst ist für die laufenden Kosten des Kinderheims zuständig, das sind rund 40.000 Dollar pro Jahr. Mit diesem Geld werden auch die vier Angestellten bezahlt, die den Betrieb aufrechterhalten. Das Geld auftreiben möchte die engagierte Ärztin durch Patenschaften für die Kinder, wie sie etwa Birgit Engel von der NÖ Landeskliniken-Holding für ihr Patenkind übernommen hat, für 20 Euro pro Monat. Geld, das gut angelegt ist: „Durch meinen ständigen Kontakt mit den Menschen in Kenia kann ich Ihre Spende zu 100 Prozent weitergeben, sie kommt ganz und gar den Kindern zugute“, garantiert Elisabeth Gruber.
Vom Weinviertel nach Kenia
Elisabeth Gruber ist 31 Jahre alt, stammt aus Röschitz im Weinviertel, macht gerade ihre Facharzt-Ausbildung für Innere Medizin am Landesklinikum Tulln. Dass sie Ärztin wird, hat Elisabeth Gruber mit 14 Jahren beschlossen. Damals hat sie ihre Uroma beim Sterben begleitet. „Es war sehr motivierend, dass unser Hausarzt immer da war. Nach diesem Erlebnis wusste ich, ich muss ins Gymnasium gehen, damit ich Medizin studieren kann.“ Sie wollte dann für „Ärzte ohne Grenzen“ arbeiten und während des Studiums testen, ob sie das aushält. So ist sie bei ihrem ersten Afrika-Aufenthalt im Missionsspital in Nairobi gelandet. „Mir war immer wichtig, dass ich helfen kann“, erklärt die quirlige, fröhliche junge Frau, die zuversichtlich ist, dass sie mit Hilfe vieler Niederösterreicher Kindern in Nairobi zu einem glücklicheren Leben verhelfen kann.
Die Organisation
„Save a Soul“ ist eine Non-profit-Organisation, die von Pfarrer Michael Kimani und Dr. Elisabeth Gruber gegründet wurde. Sie errichten und führen ein Kinderheim für 30 obdachlose Kinder und Waisenkinder, um ihnen den Wiedereinstieg ins Leben zu ermöglichen.
www.saveasoul-sas.com
Zur Person
Elisabeth Gruber wurde am 28.12.1979 in Röschitz geboren, besuchte die Hauptschule in Eggenburg und das Gymnasium in Horn. Anschließend studierte sie in Wien Medizin, schloss 2005 ab und macht derzeit die Facharztausbildung für Innere Medizin. Elisabeth Gruber lebt in Wien und findet neben ihrem Kenia-Engagement Zeit zum Laufen und Freundetreffen.