Sicherer & günstiger
Vom Herzschrittmacher übers Narkosegas bis hin zum Pflaster und zu den Lebensmitteln: Viele Produkte in den NÖ Landeskliniken werden gemeinsam eingekauft – das bedeutet enorme Einsparungen pro Jahr.
170.000 Operationen, mehr als 385.000 stationär aufgenommene Patientinnen und Patienten pro Jahr, 19.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – die NÖ Landeskliniken-Holding mit 27 Standorten ist einer der größten Gesundheitsbetreiber in Europa. Aber auch rein wirtschaftlich gesehen ist die NÖ Landeskliniken-Holding eines der größten Unternehmen im Land. Damit vom Narkosegas bis zum Nahtmaterial, vom Herzschrittmacher bis zur künstlichen Hüfte und vom Desinfektionsmittel bis zum Pflaster alles im Haus ist, müssen viele Entscheidungen getroffen werden – und die trifft die Abteilung Einkauf der NÖ Landeskliniken-Holding gemeinsam mit den Nutzerinnen und Nutzern.
Die Landeskliniken brauchen aber auch Hygieneprodukte wie Toilettenpapier oder Babywindeln, und natürlich müssen die Patientinnen und Patienten regelmäßig mit Mahlzeiten versorgt werden.
Gesunde Lebensmittel
Beispiel Lebensmittel: Für ihre Auswahl gelten die Schwerpunkte regional, saisonal, biologisch, und jeder Küchenchef in den NÖ Landeskliniken entscheidet selbst, was in welcher Qualität auf die Speisekarte kommt. 78 Prozent der Lebensmittel kaufen die einzelnen Klinik-Standorte selber ein – das sind „sensible“ Produkte wie etwa Fleisch, Wurst, Obst, Gemüse, Brot, Gebäck, Milch und Molkereiprodukte. Denn Produkte aus der Region bedeuten kurze und damit klimafreundliche Transportwege, sind immer frisch und damit vor allem bei Obst und Gemüse nährstoffreicher. 74 Prozent aller verwendeten Lebensmittel stammen von
Lieferanten aus Niederösterreich, der Bioanteil betrug 2013 rund 29 Prozent. Nur 22 Prozent der Lebensmittel werden zentral eingekauft – vor allem Tiefkühlprodukte und Trockenwaren.
Zentraler Einkauf
Als die NÖ Landeskliniken-Holding 2005 entstand, kaufte noch jedes der Krankenhäuser selbst ein. Doch dann machte sich die Abteilung Einkauf in der Holding-Zentrale daran, Schritt für Schritt immer mehr Bedarfsgüter wie medizintechnische Geräte, Medikamente und Medizinprodukte für alle 27
Klinik-Standorte gemeinsam einzukaufen. Da es sich dabei oft um große Summen handelt, müssen auch immer wieder die Mitarbeiter der Rechtsabteilung eingebunden werden, denn viele Einkäufe müssen erst ausgeschrieben werden, nicht selten europaweit. Doch bereits zu Beginn des Zentralen Einkaufs zeigte sich: Kauft man für alle Häuser gemeinsam zum
Beispiel Hygieneprodukte, wird es in Summe
deutlich billiger, weil es sich um wesentlich größere Mengen handelt.
Qualität als Entscheidungskriterium
Von Anfang an aber war den Verantwortlichen in der Holding-Zentrale klar: Bevor eine Entscheidung für ein bestimmtes Produkt getroffen wird, werden jene Menschen in die Auswahl einbezogen, die mit dem Produkt Tag für Tag arbeiten. Beim Wickeln
der Neugeborenen etwa ist es wichtig, dass die Windeln richtig sitzen, nicht auslaufen und auch wieder leicht abzunehmen sind. Kleben die Verschlüsse nicht oder zu gut, erschwert das die Arbeit der Kinderkrankenschwestern – das kostet auch Zeit und damit Geld, weiß der Leiter der Abteilung Einkauf in der NÖ Landeskliniken-Holding, Christian Schauer: „Billig heißt noch lange nicht, dass es auch in Summe günstig ist. Deshalb fragen wir unsere Mitarbeiter, welche Produkte wirklich gut funktionieren.“ Spezielle Fachgruppen, je nach Thema besetzt mit Spezialisten aus den Bereichen Medizin, Pflege, Pharmazie, Hygiene, Technik, entscheiden als Team, was ein Produkt genau können und leisten muss: Welches Nahtmaterial eignet sich am besten für den Kaiserschnitt, welches für die Unfallchirurgie, um eine möglichst sichere Anwendung und rasche Genesung des Patienten zu gewährleisten? Welche Produkte lassen sich gut verarbeiten und welche sind eher unpraktisch oder bieten nicht die nötige Qualität? Welche Pflaster eignen sind in der täglichen Arbeit und welche nicht? Wie viele verschiedene Modelle an Herzschrittmachern brauchen die Kardiologen? Keine leichten Fragen, die nur erprobte Fachleute beantworten können. Und so sind heute in den Fachgruppen zahlreiche Primar- und Oberärzte vertreten, um die richtigen Einkaufsentscheidungen zu treffen.
Herausfordernde Prozesse
Diese Entscheidungsprozesse sind teilweise sehr herausfordernd, bedeuten aber auch einen wichtigen Schritt hin zur Qualität der medizinischen und pflegerischen Arbeit, wie man am Beispiel Standardisierung von OP-Sets sieht: OP-Sets sind jene fertig zusammengestellten, extremen Hygieneanforderungen entsprechenden Packungen an Nahtmaterial, Tupfern und Einweggeräten, die man für verschiedene Operationen braucht. DGKS Karin Perner, Bereichsleitung OP-Bereich und Anästhesiepflege im Landesklinikum Wiener Neustadt, erklärt: „Die Abläufe werden durch einheitliche OP-Sets vereinfacht: Das Diplomierte Pflegepersonal braucht nur ein Set herrichten anstatt vieler Einzelkomponenten, das erspart Zeit.“
Produkte testen
Gerade das Beispiel OP-Sets zeigt, dass es der NÖ Landeskliniken-Holding nicht nur darum geht, die Kosten zu senken, bestätigt Perner: „Unsere OP-Leitungen mussten mit ihren Teams immer wieder die verschiedenen Produkte testen, um zum Schluss das beste auszuwählen, das alle Anforderungen erfüllt sowie den Arbeitsprozess erleichtert und die Patientensicherheit erhöht.“
Trotzdem lassen sich durch die gemeinsame Beschaffung aller Kliniken die Qualität heben und die Kosten senken: In den Landeskliniken St. Pölten, Mistelbach, Amstetten, Horn, Wiener Neustadt und Baden werden pro Jahr 86.000 Dialysen gemacht – lebenswichtig für Menschen, deren
Nieren nicht mehr ausreichend arbeiten. 166 der 200 Dialysegeräte müssen bis 2015 ausgetauscht werden, allein die Verbrauchsgüter für die Dialysen kosten drei Millionen Euro pro Jahr. Die Fachgruppe entschied sich im Zuge einer Ausschreibung für ein ganzes Paket an Neuregelungen: Sämtliche Geräte kommen samt Wartung von einem einzigen statt wie bisher von verschiedenen Herstellern, auch für Notfälle und Lieferengpässe gibt es Ausfallsszenarien, und in Summe sparen die NÖ Landeskliniken künftig zwei Millionen Euro pro Jahr – trotz hoher Qualität und Geräten und Materialien auf dem neuesten Stand der Technik und des Wissens. Entscheidend für diese Erfolge im Einkauf ist ein zentrales und einheitliches Materialwirtschaftssystem und ein zentrales Beschaffungscontrolling. 95.000 Artikel befinden sich in den Listen der Abteilung Einkauf – 65.300 Medizinprodukte, 14.100 Apothekenprodukte, 6.600 Küchenartikel sowie einiges an Artikeln der Technik.
Zukunftssicherung
Gerade diese Kostendämpfungen sind enorm wichtig, weiß der zuständige Landesrat Mag. Karl Wilfing: „Die Kosten für den Sachaufwand im Gesundheitswesen steigen von Jahr zu Jahr. Betrug er im Jahr 2000 für alle Krankenhäuser in Niederösterreich noch rund 140 Millionen, lag er fünf Jahre später schon bei 200 Millionen. Schreibt man das linear fort, wären wir jetzt bei 350 Millionen Euro. Durch den gemeinsamen Zentralen Einkauf können und konnten die Mittel noch effizienter eingesetzt werden: Seit 2009 haben die NÖ Landeskliniken nie die 250-Millionen-Linie überschritten, und das ist eine enorme Leistung, die nur durch das Einkaufsmanagement geschafft werden kann.
Klimaschutz
Vielfältige Bemühungen im Beschaffungsbereich der NÖ LandesklinikenHolding befassen sich neben der Sicherstellung einer hochwertigen, qualitätsgesicherten Medizinprodukte-Versorgung auch mit der Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen in Richtung Klima- und Umweltschutz:
- Lebensmittel: Durch den Einkauf nach den Kriterien regional, saisonal, biologisch und fair ergeben sich viele Vorteile wie kurze Transportwege und immer frische und nährstoffreiche Produkte, die einen wesentlichen Beitrag zum Gesundungsprozess leisten sollen.
- Mehrwegtextilien und ausgewählte Mehrweginstrumente
- Bei Hygienepapier, sprich Toilettenpapier, Papierhandtüchern, Servietten oder Untersuchungstischrollen werden Zertifizierungen ebenso eingefordert sowie Umweltgütesiegel etc.
- Reinigungschemie nach den Leitkriterien der Sparsamkeit, der Wirtschaftlichkeit und der Zweckmäßigkeit





