Sicher & gesund bräunen
Im Sommer soll der blasse Teint nahtloser Bräune weichen. Werden einige Maßnahmen beherzigt, wird das Sonnenbad zum risikoarmen Genuss.
Für viele gehört zum perfekten Urlaub samt Sonne, Strand und Meer auch knackige Bräune. Sich zu intensiv der Sonnenstrahlung auszusetzen, kann jedoch tückisch sein.
Es sei ein großes Missverständnis zu glauben, durch viele Aufenthalte im Freien – wie etwa durch Gartenarbeit – abgehärtet und damit sonnenverträglicher zu sein, sagt der St. Pöltner Dermatologe Dr. Herwig Melbinger. Auch von der beliebten Praxis, sich im Solarium vorbräunen zu lassen, rät der Hautarzt ab: In Solarien werden fast zu hundert Prozent UV-A-Strahlen abgegeben, deren Intensität leicht einen Sonnenbrand auslösen kann. Der UV-B-Anteil der künstlichen Sonne ist mit nur ein bis zwei Prozent verschwindend gering. Nur UV-B-Strahlung, wie sie im Sonnenlicht vorkommt, kann die Haut aber durch die Produktion des Hautfarbstoffs Melanin und die Verdickung der obersten Hautschicht zum Eigenschutz anregen.
Höherer Lichtschutzfaktor
Für die Bestimmung der Eigenschutzzeit und die Wahl des Sonnenschutzfaktors wird oft zur Bestimmung des Hauttyps geraten. Dieser rangiert von sehr heller (Typ I) bis dunkler Hautfarbe (Typ IV). Dunklere Typen sind durch die höhere Produktion von Melanin weniger lichtempfindlich. Melbinger rät: „Prinzipiell ist ein Lichtschutzfaktor von 25 bis 30 für alle Hauttypen geeignet. Kinder unter zehn Jahren und Menschen mit besonders empfindlicher Haut sollten höhere Faktoren – etwa 40 oder 50 – wählen. Im Zweifelsfall ist der höhere Lichtschutzfaktor immer der bessere.“
Für die Wahl der Sonnencreme empfiehlt der Dermatologe, zu photostabilen Produkten zu greifen, die sich unter Sonneneinstrahlung nicht abbauen. „Viele Cremen aus dem Supermarkt sind nicht photostabil und daher nicht wirklich effizient. Am besten sind sogenannte ‚All Day‘-Produkte, die einen Ganztagesschutz bieten.“ Auch hier gilt der sorgsame Umgang: Die Creme sollte mindestens zwanzig Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden. Wenn man öfter hintereinander ins Wasser geht, sollte man die Creme sicherheitshalber ein zweites Mal verwenden. Sind Nase, Ohren, Nacken und Augen mit Creme versorgt? Die zarte Lippenhaut schützt ein Lippenstift mit hohem Lichtschutzfaktor. Bei intensiver Sonneneinstrahlung ist spezielle UV-Schutzkleidung empfehlenswert – besonders für empfindliche Kinderhaut oder in der Sonne arbeitende Berufsgruppen. Der Sonnenhut hilft, einen Sonnenstich zu vermeiden. UV-Strahlung kann die Augen schädigen. Daher beim Kauf der Sonnenbrille ein Markenprodukt wählen und auf Kennzeichnungen wie „UV-400“ oder „100 % UV-Protection“ achten. Ein Ärgernis für viele Urlauber sind spröde und trockene Haare, die durch die Einwirkung von Sonne, Chlor und Salzwasser entstehen. Hilfreich sind spezielle Haarkuren oder Haaröle, mit denen vor allem strapazierte Haarspitzen behandelt werden können.
Vorsicht, Sonnenbrand!
Der beste Schutz vor Sonnenbrand ist, die pralle Sonne zwischen 12 und 15 Uhr zu meiden und sich oft im Schatten aufzuhalten. Bei leichtem Sonnenbrand helfen kühlende Lotionen aus der Apotheke. Treten Schmerzen und Blasen auf, handelt es sich um eine Verbrennung, die sofort vom Facharzt behandelt werden muss. Regelmäßige exzessive Sonnenbäder können im höheren Alter aktinische Keratosen, eine Vorstufe des sogenannten weißen Hautkrebs, nach sich ziehen. „Man kann sie oft als raue Stellen erkennen, die nicht mehr verschwinden“, erklärt Melbinger. Wer Sorgfalt walten lässt und zumindest ein Mal im Jahr den Hautarzt aufsucht, ist im Umgang mit der Sonne auf der sicheren Seite.
Gefährliche Sonne?
Messdaten zeigen, dass trotz Erholung der Ozonschicht über Österreich die UV-Strahlung zugenommen hat. Das geht aus Daten des Instituts für Meteorologie der Universität für Bodenkultur (BOKU) hervor. „Die im Observatorium Sonnblick in den Hohen Tauern seit 1994 erfasste Datenreihe ist eine der längsten Europas“, erklärt Mag. Dr. Stana Simic, Senior Scientist am Institut für Meteorologie der BOKU. Zwischen 1997 bis 2011 wurden dort starke Zunahmen der UV-Strahlung gemessen. Hauptsächlich werde diese durch die veränderte Bewölkungssituation und die geringere atmosphärischen Trübung (diese zeigt an, wie stark das Sonnenlicht durch Partikel abgeschwächt wird) hervorgerufen. Deutlicher wurden die Ergebnisse bei der Rückverfolgung der UV-Strahlung bis in die 1970er Jahre. Simic: „Die seit Mitte der 1970er Jahre beobachtete Abnahme der Ozonschicht in der Stratosphäre bewirkte eine Zunahme der Sonnenbrand-wirksamen UV-Strahlung.“ Für die Zunahme der UV-Strahlung wird vor allem die Emission von halogenierten Kohlenwasserstoffen (FCKW) verantwortlich gemacht. In der Stratosphäre, also in zwölf bis 50 Kilometern Höhe, bewirken sie den Abbau der Ozonschicht. Diese absorbiert die UV-B-Strahlung zu rund neunzig Prozent und verhindert damit, dass zu viel schädliche Strahlung auf die Erde und in die Ozeane gelangt. Politische Maßnahmen wie der 1989 in Kraft getretene Montreal-Vertrag haben die Produktion von Treibhausgasen – in erster Linie Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW), die für den Abbau der Ozonschicht verantwortlich sind – eingeschränkt. Dennoch gibt es kurze Phasen geringer Gesamtozonwerte, etwa bei nur wenige Tage andauernden Hochdrucklagen. Diese „Ozon-Minilöcher“ lässt die schädliche UV-B-Strahlung in der jeweiligen Region steigen. Im Spätwinter und im Frühling treten Episoden mit einem über 30-prozentigen Ozonschwund besonders häufig auf. An diesen Tagen kommt es zu einer verstärkten UV-Belastung der Haut.





