Lassen Sie Ihr Allergie-Risiko checken!
Noch immer nehmen allzu viele Menschen das Problem Allergie auf die leichte Schulter – oder wissen gar nicht, dass sie betroffen sind. Ein Vorsorgeprojekt der Österreichischen Lungenunion in Kooperation mit den NÖ Apotheken steuert dem effektiv entgegen.
Mag. Heinz Haberfeld
Präsident der Apothekerkammer NÖ
Haberfeld ist in der Apothekerkammer NÖ vor allem für die selbstständigen Apothekerinnen und Apotheker zuständig. Er engagiert sich bereits seit 20 Jahren in der Standesvertretung und ist seit zehn Jahren im Fortbildungs-Beirat. Drei Jahre lang war er Lektor für den Austria-Codex, das Standard-Handbuch der heimischen Apotheken, das monatlich ein Update bekommt. Sein Stammhaus ist die Landschaftsapotheke Baden.
Mag. Elisabeth Biermeier
Vizepräsidentin der Apothekerkammer NÖ
Biermeier ist Vertreterin der angestellten Apotheken-Fachkräfte und arbeitet in diesem Bereich schon lange aktiv in der Kammer. Derzeit ist sie in der Apotheke Süd in St. Pölten angestellt. Apothekerin wurde sie, weil Chemie sie interessiert hat und weil sich ihr Beruf gut mit dem Familienleben kombinieren lässt. In den heimischen Apotheken
sind bis zu 85 Prozent der Mitarbeiter weiblich.
Wenn Sie das nächste Mal mit laufender Nase oder rinnenden Augen in Ihre Apotheke gehen, könnte es sein, dass Ihr Apotheker Sie darauf anspricht und gemeinsam mit Ihnen einen Allergie-Risiko-Fragebogen ausfüllt, der Ihren individuellen Wert berechnet. Sollte dieser ein erhöhtes Risiko für eine Allergie ergeben, so wird man Ihnen eine exakte ärztliche Abklärung beim Facharzt oder in einem Allergieambulatorium empfehlen.
Mindestens 20 Prozent betroffen
Eine gute Sache also und zugleich Kernstück des Vorsorgeprojekts „Allergie-Risiko-Check“, das die Selbsthilfegruppe Österreichische Lungenunion gemeinsam mit den niederösterreichischen Apotheken flächendeckend im ganzen Bundesland durchführt, denn: „Mindestens 20 bis 25 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind von Allergien betroffen, doch leider nehmen viele dieses Problem auf die leichte Schulter und riskieren damit nicht nur eine deutliche Verschlechterung ihrer Lebensqualität, sondern laufen mitunter auch Gefahr, ein allergisches Asthma zu entwickeln, weil die Erkrankung nicht rechtzeitig adäquat behandelt wird“, sagt der Präsident der NÖ Apothekerkammer, Mag. Heinz Haberfeld, der die Niederösterreicher mit dem Vorzeige-Vorsorgeprojekt für das Thema sensibilisieren will. Denn noch immer werden Allergien oft als harmlos abgetan, ignoriert oder „in Eigenregie“ behandelt.
Betroffene ohne Diagnose
Das bestätigt auch die Vizepräsidentin der NÖ Apothekerkammer, Mag. Elisabeth Biermeier: „Das Problem liegt auch darin, dass viele gar nicht wissen, dass sie eine Allergie haben. Aber werden sie darauf angesprochen, werden sie doch hellhörig und sind bereit, die notwendige Abklärung machen zu lassen.“ Tatsächlich wissen beide Experten, dass bei schätzungsweise 45 Prozent der Betroffenen keine Diagnose erstellt wird.
230 Apotheken beteiligt
All dem will das Projekt „Allergie-Risiko-Check“, das im Vorjahr erstmals in Wien anlief und das heuer von 1. April bis 30. Juni nicht nur in
Niederösterreich, sondern auch im Burgenland und in Salzburg läuft, entgegenwirken. „In unserem Bundesland beteiligen sich alle Apotheken – das sind 230 Betriebe – an dem Projekt“, zeigt sich Haberfeld stolz, und er weiß auch, dass gerade Apotheken ideale Partner für dieses Unterfangen sind, denn schließlich gelten sie zu Recht als wichtige und kompetente Anlaufstellen in Krankheits- und Gesundheitsfragen. Man kann jederzeit unangemeldet dorthin gehen und wird exakte Information von ausgebildetem Fachpersonal erhalten. Und: Gerade bei allergischen Erkrankungen sind Apothekerinnen und Apotheker häufig erste Ansprechpartner.
Gesundheitsbewusstsein fördern
Für das Projekt selbst wurden die Apotheker eigens geschult, sie helfen beim Ausfüllen des international anerkannten Screening-Fragebogens und beraten in der Folge darüber, was weiter zu tun ist. Außerdem wurde eigens ein spezielles Webtool entwickelt, das es erlaubt, den Test auch online durchzuführen. „So können wir das Gesundheitsbewusstsein der niederösterreichischen Bevölkerung fördern und dabei mithelfen, die Entwicklung von allergischem Asthma hintanzuhalten. Das ist umso wichtiger, als diese Erkrankung zum ersten chronisch und zum zweiten mitunter sogar lebensbedrohlich werden kann“, sagt Haberfeld. Er weist auch auf den volkswirtschaftlichen Nutzen der Aktion hin, denn: „Die Therapie von allergischem Asthma kostet drei bis fünf Mal so viel wie die Behandlung einer allergischen Rhinitis (Heuschnupfen).“
Die Sache mit dem Rauchen
Zusätzlich wird in Niederösterreich auch der Parameter Rauchen abgefragt, denn es gilt als eindeutig erwiesen, dass aktives und passives Rauchen – abgesehen von den zahlreichen sonstigen negativen Folgeschäden – den Verlauf einer allergischen Erkrankung negativ beeinflusst. Haberfeld: „Rauchen ist die Schädigung schlechthin, und wir wollen diese Befragung daher auch gleich zum Anlass nehmen, Rauchern einen Anstoß zu einer Entwöhnungstherapie zu geben.“
Wissenschaftliche Auswertung
Insgesamt sollen im Zuge des Projekts an die 10.000 Fragebögen wissenschaftlich ausgewertet werden. „Der Fragebogen dient in erster Linie zur Abklärung des persönlichen Allergie-Risikos, aber auch zum Gewinnen statistischer Daten. Die Ergebnisse der Screening-Aktion können so auf einzelne Bezirke und Regionen heruntergebrochen werden“, erklärt der Präsident der NÖ Apothekerkammer. Weiters wird man sehen können, wie sich Allergien in Bezug auf Parameter wie Geschlecht, Alter, Bildungsstatus etc. verhalten, und man wird ein differenziertes Bild davon erhalten, wie viele Menschen unter welchen Allergien leiden, denn schließlich gibt es nicht nur die allergische Rhinitis, sondern auch zahlreiche andere Allergien wie etwa gegen Nahrungsmittel, Tierhaare oder Hausstaubmilben.
Sinnlose Selbstbehandlung verhindern
Letztendliches Ziel des Projekts ist auch, dass betroffene Patienten bei entsprechendem Risiko eine exakte Austestung machen und wenn möglich eine Hyposensibilisierungs- oder Impftherapie durchführen lassen. Beiden Experten der NÖ Apothekerkammer liegt das Vorsorgeprojekt sehr am Herzen. Biermeier: „Uns ist wichtig, dass wir betroffenen Personen, die noch nicht in Behandlung bei einem Haut- oder Hals-Nasen-Ohrenarzt sind, dahin bringen, dass sie letztendlich einer kausalen Therapie zugeführt werden. Denn nicht wenige Heuschnupfenpatienten behandeln sich oft wochenlang – und sinnloserweise – selbst mit abschwellenden Nasentropfen, die man eigentlich nur fünf bis sieben Tage lang anwenden sollte.“
Nehmen Sie sich an der Nase!
Nehmen Sie sich also selbst an der (rinnenden) Nase, besuchen Sie in nächster Zeit Ihre Stammapotheke und lassen Sie Ihr Allergie-Risiko checken. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken!





