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„Die Dinge suchen und finden dich!“

Die Schauspielerin und Musicaldarstellerin Gabriele Jacoby blickt zufrieden auf ein erfülltes Leben, das sie auf der Bühne verbrachte und in dem sie sich immer für herrenlose Tiere einsetzte. Ihren 70. Geburtstag feiert sie in aller Ruhe beim Heurigen in Baden.


Gabriele Jacoby lebt in Baden im Haus ihrer Mutter. Heute hat sie nur mehr zwei Hunde, im Bild mit Manual und Spiros. „Mein ganzes Leben dreht sich um die Hunde“, gesteht die Tierliebhaberin. Foto: Sandra Sagmeister-Pensch

70 wird die Schauspielerin Gabriele Jacoby am 13. April. Die sieben Lebensjahrzehnte sieht man ihr nicht an – was wohl an ihrem Temperament liegt: Die Tochter der legendären Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin Marika Rökk erlebte ja schon im Mutterbauch Tanzauftritte. Heute wohnt Jacoby mit ihrem Mann seit sieben Jahren in jenem Haus in Baden, in dem die Rökk 40 Jahre ihres Lebens zurückgezogen verbrachte. Gabriele Jacoby geht mit dem großen Erbe und dem Ruf ihrer Mutter ungezwungen um, den Spirit ihrer Mutter spürt man im Haus.
Das Mutter-Tochter-Verhältnis war kein normales, sagt die Tochter Gabriele Jacoby, „an erster Stelle stand ihr Beruf. Aber ich hatte eine tolle Kindheit.“ Sie ist in St. Wolfgang aufgewachsen, die Erinnerungen an diese Zeit sind positiv. Die ewigen Fragen nach ihrer Mutter gehen ihr zwar nicht auf die Nerven, sagt sie, doch es war für sie ein schwieriges Unterfangen, ihren eigenen Weg als Künstlerin zu finden: „Jeder wollte eine zweite Rökk sehen.“ Sie hat ihren Weg gefunden, ist bis heute aktiv.

Große Tierfreundin

Ihre besondere Liebe aber gilt den Tieren, besonders den Hunden, denen sie uneingeschränkte Hilfe schenkt: Viele verwahrloste und herrenlose Hunde hat sie anfangs aus Griechenland und heute meist aus Ungarn gerettet. In Ungarn trägt sogar ein Tierheim ihren Namen. Immer hat sie vierbeinige Schützlinge im Sinn, für die sie einen guten Platz sucht.
So auch für den dreibeinigen Zorro, dem ein Bein abgenommen werden musste, die Operation hat sie selbst bezahlt. Viele glauben, meint die Jacoby, dass sie eh genug Geld habe, um ihre Tierschutz-Anliegen zu finanzieren, doch das sei nicht so: „Ich brauche auch Hilfe, um helfen zu können.“

„Ich kann einfach nicht anders“

Hunde hat sie schon als Kind geliebt, ihr karitatives Engagement hat sich aber erst so richtig auf ihrer Hochzeitsreise vor 28 Jahren in Griechenland entwickelt, von wo sie mit vier Hunden nach Hause kam.
„Mein ganzes Leben dreht sich um die Hunde“, gesteht sie, während sich zwei ihrer Schützlinge am Sofa an sie kuscheln und die Kekse fixieren, die vor ihr am Tisch stehen. Sie selbst hatte auch schon mal sechs Hunde. Für 200 Hunde hat sie bereits einen Platz gesucht, 2008 wurde sie in den Vorstand der Organisation Animal Life gewählt und übernahm die Schirmherrschaft (www.animalife.at). „Ich kann einfach nicht anders“, gesteht sie. Ihre Lebensphilosophie: „Die Dinge suchen und finden dich“, und sie lässt sich gerne finden. Jacoby hat auch schon einen Esel vermittelt und für Rudi, das Zwergschwein, einen passenden Platz gesucht und gefunden: „Das war nicht einfach, zumal es ein Einzelgänger-Schwein ist, aber dafür ist er stubenrein und geht aufs Topferl.“

Anstrengender Künstler-Alltag

Auf Trab hält sie aber seit jeher ihr Beruf – im Vorjahr feierte sie ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Studiert hat sie am Max-Reinhardt-Seminar, und alleine in dem Stück „Othello darf nicht platzen“ stand sie als Diana in über 500 Vorstellungen auf der Bühne.
„Fad war mir nie!“ Sie spielte unter anderem mit Josef Meinrad, Klaus Maria Brandauer, Hugo Gottschlich, sang im  Musical „Helden, Helden“ von Udo Jürgens und hatte internationale Engagements, war viele Jahre auf Tournee, „jeden Tag auf einer anderen Bühne, jeden Tag in einem anderen Bett.“
Der Beruf einer Schauspielerin sei körperlich und seelisch anstrengend, sagt die erfahrene Diva, und grinst: Was glauben Sie denn – von den schiefen Bühnen habe ich einen Hallux bekommen und die Scheinwerfer haben meine Augen ruiniert, aber ich hab mir halt nix anderes vorstellen können.“
Nebenbei engagiert sie sich ehrenamtlich als Vizepräsidentin im Künstlerheim in Baden, in dem alternde Künstlerinnen und Künstler ihren Lebensabend verbringen können.

Mitleid erhöht den Blutdruck

Der 100. Geburtstag ihrer Mutter Marika Rökk (sie starb 2004 in Baden) wurde im Vorjahr in Deutschland und Ungarn groß gefeiert, „das waren meine schönsten Tage“, sagt ihre Tochter. Fit hält sie sich durch eine disziplinierte Lebensweise, „das habe ich von meiner Mutter gelernt“, auch liebt sie Pünktlichkeit, „das habe ich aber nicht von meiner Mutter.“ Einzig das Cholesterin und ein etwas zu hoher Blutdruck machen ihr zu schaffen, „das ist, weil ich mich so aufrege, täglich ist man nur mehr von Tragödien und Katastrophen umgeben. Von Herzen leid tun mir die alten Menschen, die Kinder und die Tiere. Warum hört man nicht mehr auf die Stimmen der Natur?“
Mit Olivenöl, kaum Fleisch und dafür täglich einem Glaserl Rotwein hält sie ihre Wehwehchen in Zaum und versucht, sich nicht mehr so viel zu kränken.
Ihr größter Wunsch zum Geburtstag? „Dass Zorro einen guten Platz bekommt.“ Natürlich ist Zorro ein Hund.

Ihr Wunsch: ein rascher Abgang

Feiern wird sie ihren Geburtstag bescheiden: „Ich werde mit Freunden zum Heurigen gehen, man kommt dem Tod ja immer näher, was soll man da groß feiern?“, sagt die Jacoby nüchtern und bilanziert über ihr Leben: „Es war ein herrliches Leben, mir ist es immer gut gegangen, mir hat nichts gefehlt – und ich habe immer einen Hund gehabt.“ Trotzdem denke sie in letzter Zeit viel über den Tod nach und hofft: „Nur nicht leiden, schnell weg und bumbsdi.“

Informationen:
www.gabriele-jacoby.at