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Keine Angst vor dem Fall

„SturzMobil“ nennt sich die aktuelle Initiative der NÖ Gebietskrankenkasse. Dabei wird ein umfassendes, kostenloses Sturzprophylaxe-Programm geboten, das aus Praxisübungen, Fachvorträgen sowie einem Leistungs- und Gleichgewichts-Check besteht.


FOTO: istockphoto

Sportwissenschaftler Mag. Michael Wild

Präventionsexpertin Mag. Barbara Gravogl von der NÖGKK: „Gerade ältere Menschen sind für uns eine wichtige Zielgruppe beim Thema Prävention. Denn es geht darum, die zweite Lebenshälfte möglichst lange aktiv und gesund genießen zu können. Ein Deshalb ist es uns so wichtig, das Thema Sturzprävention ins Bewusstsein der Menschen zu bringen und den Stellenwert von Bewegung im Alltag deutlich zu machen.“

Wussten Sie, dass die meisten Verletzungen durch Stürze verursacht werden, und dass diese wiederum überwiegend im häuslichen Umfeld passieren? Klingt komisch, ist es aber gar nicht! Denn wer hinfällt, kann sich ernsthaft wehtun. Vor allem Leute über 50 Jahre sind gefährdet, ab und an etwas wacklig auf den Beinen zu sein –  eine Tatsache, die mitunter schmerzlich endet. Menschen im Alter von über 80 Jahren stürzen im Regelfall sogar einmal pro Jahr. Um dem entgegenzuwirken, hat sich die ARGEF (Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsförderung) im Auftrag der NÖGKK (NÖ Gebietskrankenkasse) etwas einfallen lassen: Gemeinsam touren sie durch das Bundesland und bieten in zahlreichen Ortschaften Sturzprophylaxe-Aktionen unter dem Namen „SturzMobil –  Sturzfrei durch den Alltag“ an. Finanziert wird das Projekt G50 aus den Mitteln des NÖ Gesundheitsförderungsfonds.

Sportwissenschaftler Mag. Michael Wild organisiert die SturzMobil-Aktion gemeinsam mit einem umfangreichen Team aus Fachleuten. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher? „Bei den Veranstaltungen gibt es zu Beginn einen ergotherapeutischen Expertenvortrag, bei dem man hilfreiche Tipps bekommt, wie man sein Umfeld sicherer gestalten kann: Dass man zum Beispiel im Badezimmer rutschfeste Matten auflegen und Haltegriffe montieren sollte, oder dass man seine Schuhe gegen stabilere eintauschen könnte oder dass man im Weg stehende Möbel und umherliegende Kabel besser aus dem Weg räumt. Im Anschluss an das Referat können die Besucher die sogenannten Vitalstationen besuchen.“  An diesen Vitalstationen können die Menschen ihr Sturzrisiko messen lassen und lernen, wie sie es vermindern können. „Jeder Teilnehmende kann von Stand zu Stand wandern, an jedem wird etwas anderes geboten. Es gibt etwa Ausdauer- und Kraftmessungen, bei denen der Fitnesszustand erhoben wird. Oder aber die Leute können sich rund um das Thema Sturz informieren und vieles dazulernen, wie beispielsweise richtig und verletzungsarm zu fallen. Ebenso gibt es Ernährungsberatung vor Ort, denn auch Übergewicht erhöht ein Sturzrisiko. Man bekommt spezielle Bewegungsempfehlungen, die der Sturzgefahr gezielt entgegenwirken und noch vieles mehr“, ergänzt Fachmann Wild. Damit die Besucherinnen und Besucher all die an den Vitalstationen gemessenen Daten auch nicht vergessen, werden diese in einen speziellen Bewegungspass eingetragen, den sie mit nach Hause nehmen. „Schön ist, dass die Menschen Spaß haben, am abwechslungsreichen Vitalprogramm teilzunehmen. Ich beobachte auch immer wieder, dass sie dann die Ergebnisse, die in ihren Pässen eingetragen wurden, untereinander vergleichen und dann sehr motiviert sind, ihren persönlichen Fitness­zustand sobald wie möglich zu verbessern. Dadurch entsteht ein positives Wetteifern“, berichtet Wild. In seinen Augen kann man „nie zu spät“, aber erst recht „nie zu früh“ beginnen, sich ausreichend zu bewegen.

Die SturzMobil-Aktion richtet sich an Menschen ab 50 Jahren, gerne können auch jüngere dazustoßen, denn manche wollen ja vielleicht ihre Eltern dorthin begleiten oder möchten sich bereits in jüngeren Jahren über das Thema Sturzprävention informieren. Vor allem aber ist die Teilnahme allen Menschen ab 65 Jahren zu empfehlen. Wild: „Ab 65 kommt es zu deutlichen physiologischen Veränderungen, also zum starken, altersbedingten Abbau der körperlichen Fähigkeiten. Dadurch werden vor allem jene Menschen, die inaktiv sind, spürbar schwächer. Die Muskelkraft wird weniger und die Gleichgewichts- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab.“ Umso wichtiger ist es, bei den Profis der SturzMobil-Tour die richtigen Fitnessübungen zu lernen. Auch Risikogruppen wie beispielsweise Rheumakranke, Parkinsonbetroffene oder Menschen mit Schmerzen am Bewegungsapparat sollten sich SturzMobil nicht entgehen lassen. „Bei unseren Präventionsveranstaltungen spielen weiters die Betreuung und Beratung von bereits gestürzten Menschen eine große Rolle. Denn viele, die schon einmal hingefallen sind und sich eventuell sogar schwer verletzt haben, haben Angst, alleine das Haus zu verlassen und bewegen sich so noch weniger. Das macht die Situation aber nur noch schlimmer“, weiß Wild. Denn so entsteht ein Teufelskreislauf: Wenig Bewegung lässt wiederum die Muskeln schwinden, die Geschicklichkeit nimmt ab, und das begünstigt wiederum die Sturzgefahr erheblich.

Vernetzung & Nachhaltigkeit

In Absprache mit den Veranstaltungsgemeinden wird verstärkt versucht,  die Teilnehmenden für weiterführende und regelmäßige Sturzpräventionskurse in der jeweiligen Gemeinde zu animieren. „Dazu wird während den SturzMobil-Veranstaltungen das Interesse an regelmäßig stattfindenden Sturzpräventions- und Bewegungsangeboten abgefragt. Zusätzlich stehen wir in Kontakt mit geschulten, lokalen Übungsleiterinnen und -leitern, laden diese gleich zu den SturzMobil-Veranstaltungen ein, versuchen sie mit den Teilnehmenden zu vernetzen und so den Weg für eine weiterführende Bewegungsausübung zu ebnen“, sagt Michael Wild.

Die kostenlose Aktion „SturzMobil – Sturzfrei durch den Alltag“ will informieren und sensibilisieren und vor allem eines: helfen.

SturzMobil-Tour 2015 

  • 3. Juni 2015, 14:00–16:30 Uhr, Senioren Aktiv Ebenfurth, Rennbahnstraße 2b
  • 9. Juni 2015, 14:00–16:30 Uhr, Volksheim Heidenreichstein, Anton-Böhm-Gasse 6
  • 15. Juni 2015, 18:00–20:30 Uhr, Veranstaltungssaal im Haus der Gemeinde Lichtenwörth, Kirchenplatz 3
  • 24. Juni 2015, 15:00–17:30 Uhr, Turnsaal der Volksschule Gars am Kamp, Spitalgasse 500

Weitere Veranstaltungen wird es ab Herbst 2015 geben. Interessierte Gemeinden, Pensionisten- und Seniorenverbände können sich dafür bei der ARGEF anmelden.

Informationen:
http://argef.info/g50, www.noegkk.at
oder bei Mag. Michael Wild, Tel.: 0664/88 718 777, michael.wild(at)argef.at