< vorhergehender Beitrag

Herzensangelegenheit

Edith Sommerauer ist die Gesundheit ihrer Mitmenschen ein Anliegen. Daher engagiert sie sich seit Jahren ehrenamtlich im Arbeitskreis der »Gesunden Gemeinde«.


Edith Sommerauer beim Blaulichttag – einem Aktionstag mit den Blaulichtorganisationen, an dem richtiges Verhalten im Notfall geübt wurde. Foto: zfg

Sie ist keine, die gern auf der faulen Haut liegt. Neben ihrem Fulltimejob als Diätologin im Universitätsklinikum St. Pölten arbeitet Edith Sommerauer viele Stunden ehrenamtlich in ihrem Heimatort Rabenstein an der Pielach. Die 43-Jährige leitet seit einigen Jahren den Arbeitskreis der »Gesunden Gemeinde« – dieses Programm der Initiative »Tut gut!« unterstützt Gemeinden dabei, maßgeschneiderte Gesundheitsangebote für die Einwohnerinnen und Einwohner zu entwickeln. Das Programm läuft mittlerweile seit 20 Jahren sehr erfolgreich, bereits über 364 »Gesunde Gemeinden« und somit mehr als die Hälfte der Gemeinden Niederösterreichs sind mit vielfältigen Angeboten in der regionalen Gesundheitsförderung aktiv.
Rabenstein an der Pielach ist fast seit Beginn an dabei, seit einigen Jahren arbeitet Edith Sommerauer intensiv mit – für sie eine Herzens­angelegenheit: „Schon von Berufs wegen ist mir der Präventionsgedanke enorm wichtig. Den Menschen sollte der Wert ihrer Gesundheit mehr bewusst werden.“ Die Diätologin wirkt energiegeladen und voller Ideen, will etwas bewegen und hat auch schon vieles bewegt. Laufend finden in Rabenstein Veranstaltungen zum Thema Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit statt: angefangen bei Kräuterwanderungen über Vorträge zu Gesundheitsthemen bis hin zu Kinderturnen, Yoga, Zumba, Aquagymnastik im Freibad, Mit­arbeit am Frauengesundheitstag, Mediationsabenden, Trainings zur Leistungserhaltung im Alter, einen Gewichtsreduktionskurs mit praktischen Inputs zu neuen Ernährungsgewohnheiten und vielem mehr. Für jede Altersstufe und jeden Fitnessgrad gibt es für die zweieinhalbtausend Rabensteinerinnen und Rabensteiner ein passendes Angebot. In einem dicken Ordner hat Edith Sommerauer alles gesammelt – Plakate, Folder und Zeitungsberichte sämtlicher Aktivitäten. Viele Stunden an Organisation flossen hier hinein. Stolz zeigt sie Bilder vom Erntedankfest im Kindergarten: „Hier habe ich mit den Kindern über die Früchte aus dem Garten und den Feldern gesprochen. Welche Sorten kennen sie, woher kommen sie, wie schmecken sie? Obst ist gut und gesund, darum sollte man dies öfter essen.“ Sie blättert weiter und erinnert sich: „Beim letzten Wandertag gab’s beispielsweise eine Körperfettmessung. Und beim Ferienprogramm hat eine Kräuterpädagogin mit den Kindern Sirup und gesunde Aufstriche gemacht.“ Der Ordner ist dick angeschwollen,
vieles könnte Edith Sommerauer noch aufzählen.

Gesunde Abwechslung

Damit es auch in Zukunft weiterhin so viel gesunde Abwechslung gibt, trifft sich der »Gesunde Gemeinde«-Arbeitskreis mehrmals jährlich. Arbeitskreisleiterin Sommerauer legt Wert darauf, viele Akteure mit an Bord zu haben – Anbieter von Gesundheitsdienstleistern im Ort wie einen Fitnesstrainer, den Gemeindearzt, die Inhaberin des Bio-Ladens und Fußpflegerinnen: „Der Arbeitskreis ist offen, engagierte Personen sind jederzeit willkommen. Hier sammeln wir neue Ideen, vernetzen uns und bündeln alle Ressourcen.“ In einem Folder sind die Angebote aller Akteure übersichtlich zusammengefasst: „X’sund in Rabenstein“ mit dem Logo des »Gesunde Gemeinde«-Raben, der sich als Maskottchen in unterschiedlichen Motiven quer durch alle Rabensteiner Organisationen zieht. Jedem Verein seinen Raben, 90 an der Zahl.
Bei den Arbeitskreissitzungen immer dabei ist eine Vertreterin der Initiative »Tut gut!«, die über diverse Aktionen berichtet, die »Tut gut!« den »Gesunden Gemeinden« zur Verfügung stellt. Seit einigen Jahren können sich die Gemeinden auch zertifizieren lassen, was die Qualität der Arbeit, die sie leisten, noch einmal verdeutlicht. Einige Kriterien müssen zur Zertifizierung erfüllt werden, für Rabenstein kein Problem: „Wir haben die Zertifizierung auf Anhieb erhalten“, freut sich Edith Sommerauer. Daran gekoppelt sind die Förderungen, die es für einige Veranstaltungen gibt.

Ressourcen nutzen

Ein guter Infokanal, um das Thema Gesundheit an Mann und Frau zu bringen, sind die monatlichen amtlichen Gemeindenachrichten. Hier betätigen sich die vielen Ehrenamtlichen im »Gesunde Gemeinde«-Team als Hobby-Autoren: Der Fitnesstrainer schreibt etwa über den gesundheitlichen Aspekt des Tanzens, der Hausarzt über Sonne und Hautkrebs, die Kräuterexpertin über den gesundheitlichen Wert von Melisse und so weiter. Praktische Inputs einfach aufbereitet, je nach Saison, sagt Edith Sommerauer: „Im Vorjahr habe ich das Rezept eines Schwammerlgulaschs hineingegeben, leicht und nicht zu deftig. Viele Leute haben mich drauf angesprochen, wie gut es ihnen geschmeckt hat.“ Das sind Momente, die Edith Sommerauer besonders freuen, „wenn man merkt, dass etwas zurückkommt und die Leute unsere Angebote nutzen, auch abseits von Schwammerlgulasch und Co. In einer kleinen Gemeinde bekommt man schneller Rückmeldung, man kennt sich einfach und tauscht sich aus.“
Momentan engagiert sich Sommerauer mit ihrem Arbeitskreis im Suchtpräventionsprogramm: Ein Folder zum Thema Festkultur ist fertig, alkoholfreie Getränke in der Disco sind gratis, organisiert hat dies die Landjugend, erklärt Sommerauer: „Das ist zwar keine primäre Aktion der ‚Gesunden Gemeinde‘, aber aus unserer Arbeit ergeben sich Sekundärprojekte. Wir sind eine kleine Gemeinde, daher nutze ich viele kleine Ressourcen, auch zu anderen Vereinen, um viele Leute zu erreichen.“
Neben Vollzeitjob und ehrenamtlicher Tätigkeit in der »Gesunden Gemeinde« ist Edith
Sommerauer zudem noch Mutter, „meine Tochter ist schon erwachsen und braucht mich nicht mehr so oft“, schmunzelt sie, ist Bildungsgemeinderätin und schreibt an ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Diätologie an der Fachhochschule St. Pölten. „Die Diätologie-Ausbildung ist mittlerweile akademisch, das möchte ich nachholen.“ Schon bald steht die nächste Arbeitskreis-Sitzung am Programm. Ihr Pensum ist dicht. Wie schafft sie das? „Es gibt mir Energie, wenn die Leute von den diversen Angeboten etwas mitnehmen und die Bedeutung ihrer Gesundheit erkennen – nicht erst dann, wenn’s zu spät ist. Soziale Dinge machen mir einfach Spaß, das gemeinsame Organisieren und Erreichen stärkt mich.“ Sie bezeichnet sich selbst als verantwortungsbewusst, zuverlässig und diplomatisch, nach dem Motto: „Man kann sich nicht hinstellen und jammern, sondern muss selber etwas tun, damit etwas geschieht.“ Volle Kraft voraus. Und zu Zumba geht sie heute auch noch.

Informationen zur »Gesunden Gemeinde«: »tut gut«-Hotline 02742/22655, www.noetutgut.at