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Vertrauen Sie Ihrem Kind!

Druck rausnehmen und Kindern die nötige Zeit geben – das macht sie stark und lebenstüchtig. Der deutsche Lehrer-Trainer Wolfgang Endres sprach mit GESUND&LEBEN darüber im Rahmen der Plakettenverleihung für die »Gesunden Schulen« der Initiative »Tut gut!«.


Sechs Best-Practice-Projekte aus sechs »Gesunden Schulen« kann man in der Broschüre „Modelle guter Praxis“ nachlesen, zu beziehen über die Initiative »Tut gut!«: (v. l.) Mag. Renate Reingruber (Programmleiterin »Gesunde Schule«), Mag. Claudia Liebl (BRG Bad Vöslau-Gainfarn), Christoph Eckel (NNÖMS Mistelbach 1), Monika Hofecker (NNÖMS Mistelbach 1), LH-Stv. Mag. Johanna Mikl-Leitner, Michaela Frühwirt (NNÖMS Ybbsitz), Daniela Andre (NNÖMS Drosendorf-Zissersdorf), Birgit Schmied (NNÖMS Raabs/Thaya), Kerstin Hörmann, BEd (NNÖMS St. Veit an der Gölsen), Mag. Petra Leitner-Braun, MA (Leiterin der Initiative »Tut gut!«)

Früher, sagt der Pädagoge und Lehrer-Trainer Wolfgang Endres, wollten Eltern, dass es ihren Kindern einmal besser geht als ihnen. Heute sei das Ziel, es solle ihnen „nicht schlechter“ gehen. Fatal, denn die Kinder spüren die große Sorge der Eltern vor dem sozialen Abstieg. Und die Eltern? „Wenn das Kind eine Aufgabe nicht in der vorgegebenen Zeit schafft, nehmen sie ihm diese aus der Hand und erledigen sie selber“, weiß Endres aus zahlreichen Gesprächen. „Das Kind wird so systematisch zum Nichtstun erzogen.“ Kleine Kinder wollen immer alles selber machen, selber herausfinden, sich bemühen, bis sie etwas schaffen oder können. Doch wenn man ihnen zu oft Dinge aus der Hand nimmt, verlieren sie die Lust, werden anspruchsvoll und verlangen, dass ihr Leben von anderen geregelt wird. So seien Schularbeiten oft eher Prüfungen für die Eltern, die sich viel zu sehr mit dem Lernerfolg der Kinder identifizieren – aber ihn ja nicht statt dem Kind erringen können.

Druck rausnehmen

Beim Thema Zeit hätten Eltern sehr oft andere Vorstellungen als Kinder und bedrängen den Nachwuchs deshalb – mit den besten Absichten. Bis hin zu Formulierengen wie „was hast du dir da eigentlich gedacht“, oder, noch schlimmer: „du sollst nicht denken, sondern machen.“ Wenn Eltern das Denken als Umweg betrachten, sollte dies ein Alarmzeichen sein, sagt Endres. Eltern brauchen Hilfe und Unterstützung, weiß der Pädagogik-Experte. „Ich möchte sie darin bestärken, dass sie vertrauen können – darauf, dass ihr Kind völlig in Ordnung ist, auch wenn es für etwas länger braucht. Geben Sie ihm die Zeit! Der Erfolg des Kindes, etwas (in seiner eigenen Zeit) selbst herausgefunden, gelöst oder geschafft zu haben, lässt die Motivation und Lust entstehen, generell Dinge selber auszuprobieren und damit auch nachhaltiger zu lernen und zu können als unter Druck.“
Was können Eltern tun? Endres rät: „Seien Sie nicht permanent ängstlich und vergleichend. Gehen Sie einen Schritt zurück und schauen Sie mehr zu als zu handeln. Denn dann sehen Sie auch, wie Ihr Kind mit der Zeit immer effektiver und selbstbewusster nach Lösungen sucht und Dinge bewältigt.“

Zeit lassen, zuschauen

Wenn Kinder fragen, kriegen sie oft viel zu schnell eine Antwort oder sogar das Gefühl, dass sie lieber nicht fragen sollten. Dabei ist gerade das Fragenstellen ein wichtiger Lernmotor. Wenn Ihr Kind etwas fragt, verweilen Sie bei der Frage. Warten Sie ab, wie es reagiert. Sie können zum Beispiel sagen: „Das ist eine interessante Frage.“ Damit spürt das Kind, wie reizvoll und wertvoll es ist, zu fragen – was schließlich die Basis von Interesse und Lernen ist. Das Kind darf sich Zeit nehmen, sich der Frage zu widmen. Und Sie als Eltern oder Großeltern dürfen neu entdecken, wie das Kind nachdenkt, welche Ansätze es findet und wie es damit in der Welt zurechtkommt. Diese Beobachtungen sind zum Beispiel ein Baustein für elterliche Zuversicht.
Das Zeitnehmen für Fragen hält Endres für besonders wichtig, weil in der Schule immer wieder Kinder schneller sein werden und sich damit das Tempo in der Klasse beschleunigt, es ist laut und unruhig. Und manchen Kindern vergeht so mit der Zeit der Mut, sich selber an die Antworten zu machen.

Rhythmus für Hausaufgaben

Wie wichtig Rhythmus für die Leistungsfähigkeit des Kindes ist, kann Endres nur betonen: „Wenn es nur irgendwie möglich ist, sollten Kinder täglich zur gleichen Zeit ihre Aufgaben erledigen.“ Und er weiß doch, dass in vielen Familien ständig Termine anstehen, die diese Routine durchkreuzen. Nachmittagsbetreuung hält er daher (besonders für Einzelkinder) für gut, denn da erleben sie, dass andere Kinder auch jetzt die Hausaufgaben machen. Damit Ihr Kind den richtigen Umgang mit Zeit und Rhythmus lernt, fragen Sie, wie lange es wohl für diese und jene Aufgabe brauchen wird. Und schauen Sie danach gemeinsam, warum es geklappt hat oder warum nicht. Mit der Zeit können Kinder Zeit so immer besser einschätzen und nutzen.

Ruhe garantieren

Wichtig sei auch, die Konzentration des Kindes nicht zu stören. Signalisieren Sie Ihrem Kind: Die nächste halbe Stunde gehört ganz dir. Und stören Sie es dann nicht – etwa durch Fragen nach der Jausenbox, den Freunden, dem Elternsprechtag oder sonstigen Dingen. All dies hat nachher auch noch Zeit – und Ihr Kind lernt, sich wirklich zu konzentrieren.
Derartige kleine Konzentrations-Einheiten können schon die Kleinen üben. Und man kann es immer wieder von Neuem trainieren – im Kleinen, damit Kinder (und Eltern) es dann auch im Großen lernen.

 

Wolfgang Endres ist Pädagoge und seit mehr als 30 Jahren als Referent in der Lehrerfortbildung tätig. Bereits 1973 hat er in Deutschland das Studienhaus St. Blasien gegründet. Daraus sind zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema Lehren und Lernen entstanden. Zu seinen erfolgreichsten Büchern gehören der BELTZ-Lerntrainer „So macht Lernen Spaß“ oder das Unterrichtswerk „Die Endres-Lernmethodik“. Nebenbei ist Wolfgang Endres Autor und Regisseur der Domfestspiele St. Blasien.
Informationen: www.endres.de, www.studienhaus-landau.de

»Gesunde Schule«    

Das Programm »Gesunde Schule« der Initiative »Tut gut!«  gibt es seit dem Schuljahr 2007/08. Mittlerweile nehmen 117 Schulen der Sekundarstufe I (Neue Mittelschulen, Hauptschulen und AHS-Unterstufen) daran teil. Die Schulen werden von »Gesunde Schule«-Beraterinnen und -Beratern der Initiative »Tut gut!« begleitet und betreut. Ziel des Programmes ist es, den Lern- und Arbeitsort Schule gesundheitsfördernd zu gestalten, um die Gesundheit aller Beteiligten zu fördern und das Erreichen des Bildungs- und Erziehungsauftrages der Schule zu unterstützen. Eine Steuerungsgruppe am Schulstandort bestehend aus »Gesunde Schule«-Beauftragten, Lehrkräften, Schülerinnen, Schülern, Schulleitung, Eltern etc. legt schulinterne Ziele fest und setzt dementsprechende Maßnahmen um.
Das Programm »Gesunde Schule« in Niederösterreich hat landesweit große Bedeutung – denn es ist enorm wichtig, dass Kinder und Jugendliche lernen, einen gesunden Lebensstil zu führen und somit Eigenverantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen.
Informationen: www.noetutgut.at

Ausgezeichnet

Beim siebten »Gesunde Schule«-Tag der Initiative »Tut gut!« verliehen NÖGUS-Vorsitzende und LH-Stellvertreterin Mag. Johanna Mikl-Leitner sowie Landesschulratspräsident Mag. Johann Heuras an 105 »Gesunden Schulen« der Sekundarstufe I in Niederösterreich die »Gesunde Schule«-Plakette als Auszeichnung und Dankeschön für deren Einsatz im Sinne der Gesundheitsförderung. Die Ziffer hinter der Schule zeigt, wie tief und intensiv die Schule in der Umsetzung fortgeschritten ist. Eine Schule, das Sportgymnasium Zehnergasse in Wiener Neustadt, hat bereits Stufe 3 erreicht.

STUFE 1

  • NNÖMS Allhartsberg
  • PNNÖMS Amstetten   
  • NNÖMS Arbesbach   
  • NNÖMS Aspang   
  • NNÖMS Atzenbrugg   
  • NNÖMS Bad Erlach
  • NNÖMS Berndorf
  • NNÖMS Blindenmarkt
  • NNÖMS Brunn
  • BORG Deutsch Wagram
  • NNÖMS Drosendorf-Zisserdorf
  • NNÖMS Dürnkrut
  • NNÖMS Edlitz
  • NNÖMS Ernstbrunn
  • NNÖMS Euratsfeld
  • NNÖMS Fischamend
  • NNÖMS Frankenfels
  • NNÖMS Gänserndorf
  • NNÖMS Groß Gerungs
  • ASO Haag
  • NNÖMS Haag
  • NNÖMS Hohenruppersdorf
  • NNÖMS Horn
  • NNÖMS Irnfritz
  • NNÖMS Kautzen
  • Freiraumschule Kritzendorf
  • BG/BRG Korneuburg
  • NNÖMS I Korneuburg
  • NNÖMS Korneuburg Sport- und Kreative Modellschule II
  • ASO Krems
  • NNÖMS Krummnussbaum
  • NNÖMS Laa/Thaya
  • NNÖMS Langenzersdorf
  • NNÖMS Langschlag
  • NNÖMS Lanzenkirchen
  • NNÖMS Leobersdorf
  • NNÖMS Lichtenegg
  • NNÖMS Litschau
  • NNÖMS Loosdorf
  • NNÖMS Martinsberg
  • NNÖMS Matzen-Raggendorf
  • NNÖMS I Mistelbach
  • NNÖMS II Mistelbach
  • NNÖMS Mödling, Lerchengasse
  • NNÖMS Neuhofen/Ybbs
  • VS Oberndorf/Melk
  • NNÖMS Ottenschlag
  • NNÖMS Perchtoldsdorf
  • NNÖMS Pernitz
  • NNÖMS Poysdorf II
  • BG/BRG Purkersdorf
  • Expositur des BG/BRG Purkersdorf
  • NNÖMS Raabs/Thaya
  • NNÖMS Retz
  • NNÖMS Schwadorf
  • NNÖMS Sieghartskirchen
  • NNÖMS Sonntagberg
  • BG/BRG St. Pölten
  • NNÖMS St. Pölten Dr. Theodor Körner 1   
  • NNÖMS St. Pölten-Expositur Harland
  • NNÖMS St. Pölten Dr. Theodor Körner 3
  • NNÖMS St. Pölten Dr. Theodor Körner 4       
  • NNÖMS St. Valentin, Langenhart
  • NNÖMS St. Valentin, Schubertviertel   
  • NNÖMS Teesdorf
  • NNÖMS Ternitz-Pottschach
  • NNÖMS Tulln
  • BHAK/BHAS Waidhofen/Ybbs
  • BG/BRG Waidhofen/Ybbs
  • NNÖMS Weitra
  • NNÖMS Wiesmath
  • NNÖMS Wilhelmsburg
  • BG/BRG Wolkersdorf
  • NNÖMS Ybbs
  • NNÖMS Ybbsitz
  • NNÖMS Stift Zwettl

STUFE 2

  • BG/BRG Amstetten
  • NNÖMS Aschbach-Markt
  • NNÖMS Bad Großpertholz
  • BRG Bad Vöslau-Gainfarn
  • BG/BRG Berndorf
  • BG Bruck/Leitha
  • NNÖMS Ebreichsdorf
  • NNÖMS Fels-Grafenwörth
  • NNÖMS Hausmening
  • NNÖMS Hirtenberg
  • NNÖMS Kirchberg/Wechsel
  • NNÖMS Mank
  • NNÖMS Marc Aurel
  • NNÖMS Melk
  • NNÖMS Neulengbach
  • NNÖMS Oberndorf
  • NNÖMS Persenbeug
  • NNÖMS Pöchlarn
  • BG/BRG Sachsenbrunn
  • NNÖMS Scheiblingkirchen-Thernberg   
  • NNÖMS Seitenstetten
  • NNÖMS St. Peter/Au
  • NNÖMS St. Pölten Pottenbrunn
  • NNÖMS St. Veit an der Gölsen
  • NNÖMS Traismauer
  • NNÖMS Winzendorf-Muthmannsdorf   
  • NNÖMS Zwettl
  • PNMS  Zwettl

STUFE 3

  • BG/BRG Wiener Neustadt