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Jetzt aber!

Gute Vorsätze haben wir alle immer wieder. Die Frage ist nur, wie sie sich langfristig umsetzen lassen und ob sie wirklich immer so gut für uns sind, wie wir meinen.


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Geburtstag, Jahreswechsel, ein einschneidendes Lebensereignis – und schon sind sie da, die guten Vorsätze: jetzt aber wirklich abzunehmen, das Rauchen aufzugeben, endlich Grenzen zu setzen und so weiter. Aber was dann meist kommt, steht schon in der Bibel, denn „der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ oder wie Oscar Wilde es ausdrückte: „Gute Vorsätze sind Schecks, auf eine Bank ausgestellt, bei der man kein Konto hat.“  
Trotzdem scheint es zum Menschsein zu gehören, sich immer wieder etwas vorzunehmen, neu anfangen, sich verändern zu wollen und: dabei oft zu scheitern. Schon die alten Römer verehrten den Gott Janus als Gott des Anfangs. Bezeichnenderweise ist er janusköpfig, was auch so viel heißt wie zwiespältig oder ambivalent.
Das alles weist also darauf hin, dass die Sache mit den guten Vorsätzen eine vertrackte Angelegenheit ist – dies bestätigt auch die moderne Psychologie. Denn wir Menschen haben einerseits grundsätzlich den Wunsch, unsere Potenziale zu entwickeln, andererseits können die damit verbundenen Veränderungen – praktisch umgesetzt – verunsichern und manchmal sogar Angst verursachen.

Wirklich wollen

Nichtsdestotrotz: Wir wollen und müssen manchmal im Leben etwas an oder um uns herum verändern. Was Psychologen daher an erster Stelle empfehlen, ist eine Einstellung zu entwickeln, die die Veränderung tatsächlich will, weil man die damit verbundenen Vorteile zu genießen beabsichtigt.  Stichwort „genießen“: Wer eine geliebt-gehasste Gewohnheit aufgeben will, die für ihn oder sie auch mit viel Genuss verbunden war, tut gut daran, sich eine lustvolle Alternative für das „Laster“ zu suchen. Dabei sollte man sich gut überlegen, ob diese Alternative auch wirklich für einen passt und man Freude darauf entwickeln kann.
Ein weiterer heißer Tipp in Sachen Erfolg mit neuen Gewohnheiten ist die Einbindung Gleichgesinnter in das eigene Vorhaben. Denn wir sind soziale Wesen, und es nützt uns in der Regel, wenn wir uns beim Umsetzen von Vorsätzen von anderen unterstützen lassen, etwas gemeinsam tun und uns beim ersten Scheitern ausweinen und dann vielleicht doch wieder neustarten können. Außerdem sollte man sich nicht zu viel auf einmal vornehmen, und was den Zeitpunkt für den Neuanfang betrifft, so muss er individuell gut gewählt sein. Eine allgemeine „Vorgabe“ wie etwa der Beginn zum Jahreswechsel passt nicht für jeden – und auch eine stressige Zeit oder ungünstige äußere Bedingungen lassen guten Vorsätzen kaum eine Chance.   

Stolpersteine

Stolpersteine sind auf dem Weg „in ein neues Leben“ übrigens fast unvermeidlich. Einer der fatalsten ist das Credo „Ich sollte“, das oft auch bedeutet, dass man eigentlich gar nicht will. Ähnlich ist es, wenn man die ganze Sache nur jemand anderem zuliebe macht und auch hier eigentlich selbst nicht will. Und man sollte sich dessen bewusst sein, dass eine Veränderung fast naturgemäß immer wieder mit Rückschlägen verbunden ist, und dass man für manches tatsächlich einen langen Atem braucht. Scheitern gehört also dazu, man tut gut daran, damit zu rechnen und davon Abstand zu nehmen, sich selbst dafür zu geißeln.
Was noch gut tut, ist ein gewisses Augenzwinkern, vor allem bei Dingen, die man ohnehin nicht so wichtig nehmen müsste. Was die klassischen guten Vorsätze, die fast alle ritualhaft immer wieder hegen, betrifft, so könnte man auch einmal ganz grundsätzlich hinterfragen, ob wir uns wirklich ständig und in jeder Hinsicht so optimieren müssen, wie der Zeitgeist es uns vorgibt. In diesem Sinne: Prüfen Sie Ihre Vorsätze gut und legen Sie erst los, wenn Sie wirklich
wissen, was Sie wollen.

GESUND&LEBEN-Redakteurin Mag. Gabriele Vasak