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Hilfe für die Blase

Viel zu trinken kann oft helfen, eine Blasenentzündung zu vermeiden oder sogar zu stoppen.


Illustration: Kathi Müllner

Es beginnt oft unbemerkt in der Nacht, am Morgen ist es dann so weit: Man fühlt sich müde, abgeschlagen und krank, beim ersten Toilettengang spürt man schon das Brennen beim Urinieren, man muss öfter zum Klo als sonst, und manchmal hat man das Gefühl, den Harn nicht mehr halten zu können. Die Blasenentzündung ist wieder einmal da!
Das Fatale daran ist, dass sich von der Nacht bis zum Morgen die Harnwegsinfekt auslösenden Bakterien schon ausbreiten konnten, denn das geht sehr schnell: „Bakterien verdoppeln sich in etwa alle zwanzig Minuten. Je mehr Bakterien sich dann in den sonst keimfreien Harnwegen befinden, desto schneller kommt es zur Entzündung und den typischen Beschwerden“, erklärt der Urologe Dr. Michael Budinsky aus Baden. „Normalerweise verfügt der Körper aber über einige Mechanismen, um sich davor zu schützen. Ein vergleichsweise einfacher, aber sehr wichtiger Vorgang ist das Wasserlassen. Denn auf diese Weise werden die Harnwege durchgespült, was wiederum verhindert, dass sich Keime festsetzen.“

Viel trinken hilft

Das bedeutet auch, dass man schon bei geringen, ersten Beschwerden beginnen sollte, viel zu trinken und häufig zur Toilette zu gehen. Tatsächlich zeigt die Erfahrung des Urologen, dass dies oft helfen kann, die lästige Blasenentzündung schnell wieder in den Griff zu bekommen. Budinsky rät dazu, bei diesen anfänglichen Problemen als Erste-Hilfe-Maßnahme zu einem einfachen Schmerzmittel zu greifen: „Diese haben auch eine entzündungshemmende Komponente und können laut Studien oft gleich gut helfen wie ein Antibiotikum.“ Blasenentzündung ist freilich nicht gleich Blasenentzündung, denn nicht immer geht es so harmlos ab, dass man mit den oben beschriebenen Mitteln auskommt. Wenn die Beschwerden länger bestehen, braucht man den Arzt und ein Antibiotikum. „Beim Harnwegs­infekt ist ein stufenweises Vorgehen angebracht. Dazu gibt es klare Empfehlungen und Richtlinien, und diese sollten auch vom Arzt eingehalten werden“, sagt der Experte. Tatsächlich genügt manchmal die Einmalgabe eines Antibiotikums, doch je ausgeprägter die Entzündung ist, desto stärkere bzw. mehr Antibiotika braucht man. Wer also über Tage anhaltende Schmerzen oder Beschwerden hat, sollte jedenfalls zum Urologen gehen, denn er weiß genau, wann welche Medikamente angebracht sind. Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, kann man auch zur Prophy­laxe etwas tun. Das vielleicht Wichtigste ist – Sie haben es sicher schon erraten – viel zu trinken. Eineinhalb Liter Wasser, Tee oder verdünnte Frucht­säfte pro Tag sind eine gute Empfehlung.   Auch der regelmäßige Konsum von Preiselbeersaft kann Harnwegsinfektionen vorbeugen. Empfehlenswert ist auch, die Blase regelmäßig und vollständig zu entleeren – besonders nach dem Geschlechtsverkehr. Außerdem geht es darum, dass sich Frauen nach dem Toilettengang richtig säubern (immer von vorne nach hinten wischen, damit keine Bakterien vom After in die Harnröhre gelangen können). Richtige Intimhygiene ist ein weiteres Muss: Vermeiden Sie übertriebene Hygiene des Genitalbereichs und verwenden Sie zum Waschen am besten nur warmes Wasser. Seife und Desinfektionsmittel reizen die empfindliche Schleimhaut und bringen die schützende Scheidenflora aus dem Gleichgewicht. Benutzen Sie auch keine Intimsprays oder Intimlotions, um den Säureschutzmittel Ihrer Haut nicht zu zerstören. Was Sie noch tun sollten, ist Unterkühlungen zu vermeiden, denn Kälte ist der natürliche Feind der Harnwege. Einigen Studien zufolge hat auch Cranberry-Saft eine antibakterielle Wirkung und einen vorbeugenden Effekt. Ein Selbstversuch kann jedenfalls nicht schaden, meint auch Budinsky, der zum Schluss noch einmal dazu rät, bei Beschwerden, die durch eine Blasenentzündung verursacht werden, nicht zu lange selbst „herumzudoktern“, sondern rechtzeitig den Urologen aufzusuchen.

Es brennt beim Harnlassen? „Nicht zu lange warten“, rät der Badener Urologe Dr. Michael Budinsky.