Gehen wir auf Schnitzeljagd!
Herbstzeit ist Wanderzeit – und mit Geocaching, der modernen Schatzsuche, macht die Bewegung an der frischen Luft gleich viel mehr Spaß.

Sonja und Gerald Lechner aus St. Pölten sind seit Jahren passionierte Geocacher. Sie genießen die Kombination aus Outdoor, Bewegung und viel Spaß. Foto: Gerald Lechner
Die Farbenpracht der Wälder, milde Temperaturen und schönes Wetter locken jetzt im Herbst Groß und Klein hinaus in die Natur. Über Stock und Stein geht es hinauf auf den Gipfel oder zur nächsten Jausenstation – denn ein Ziel motiviert gleich doppelt zur Bewegung an der frischen Luft. Eine etwas ausgefallenere Methode zur Motivation haben Sonja und Gerald Lechner aus St. Pölten vor einigen
Jahren für sich entdeckt: Geocaching, eine moderne Art der Schnitzeljagd. Mithilfe eines GPS-Geräts begibt man sich auf die Suche nach einem sogenannten Geocache, einem Behälter, versteckt inmitten der Natur oder des Großstadtdschungels. Seit mittlerweile 16 Jahren wird so auf der ganzen Welt gesucht und gefunden – und die Geocaching-Community wächst stetig weiter.
Erste Schritte
„Wir haben 2008 erstmals im Fernsehen vom Geocaching gehört“, erzählt das Ehepaar Lechner. „Wir waren sofort begeistert: Outdoor, Bewegung und viel Spaß – die perfekte Kombination für uns“, schmunzeln sie. Und probierten es mit ihren beiden Söhnen aus, als diese gerade im Volksschulalter waren. Der erste Geocache, den sie gemeinsam suchten, lag auf dem Schulweg. Sie fanden ihn – und damit ein neues Hobby.
Was verbirgt sich hinter dem englischen Begriff „Geocaching“ und wie funktioniert es? „Geocaching kann man am besten mit Schnitzeljagd oder Schatzsuche ins Deutsche übersetzen“, sagt Sonja Lechner. „Auf der offiziellen Geocaching-Homepage sind alle versteckten Caches weltweit mit den genauen Koordinaten angegeben. Hier sucht man sich einen aus, gibt die Daten in ein GPS-Gerät ein und begibt sich auf die Suche.“ Bei den Geocaches selbst handelt es sich um Behälter in unterschiedlichen Größen, in denen sich ein Logbuch befindet.
Findet man den Cache, trägt man sich in das Logbuch ein und versteckt den Behälter wieder genauso wie vorgefunden – für die nächsten neugierigen Suchenden. Zu Hause trägt man den Fund in seinem Benutzerkonto auf der offiziellen Homepage mit einem Kommentar für andere Geocacher ein. Das ganze System ist mittlerweile sehr komplex und es gibt unterschiedliche Schwierigkeitsgrade – etwa Kletter-Caches, die in einer Felswand versteckt sind, Unterwasser-Caches oder Rätsel-Caches (siehe unten). Die Behälter sind weltweit in Parks, Wäldern, auf Berggipfeln, in Städten oder an vergessenen
Plätzen versteckt.
„Mittlerweile haben wir etwa 6.000 Caches gefunden und uns ist noch nie langweilig geworden, denn jeder Cache ist anders“, erklärt Fotograf Gerald, und „wir fahren auch nicht mehr mit einer Sightseeing-, sondern einer Geocaching-Karte auf Urlaub. Oft sind die Caches nämlich an unbekannten oder geheimen Sehenswürdigkeiten versteckt, die man sonst nie sehen würde.“
Gesucht & gefunden
Durch die Vielfalt bei Schwierigkeit und Terrain, also wie schwierig und in welcher Umgebung der Cache versteckt ist, ist das Geocaching für jeden geeignet. Ob Familie mit Kindern, Paare, Freunde oder Senioren – jeder sucht sich einen passenden Cache aus und schon geht die Suche los. „Wir haben mit unseren Söhnen begonnen, übrig geblieben sind wir beide, allerdings begleiten uns die beiden immer noch, wenn es eine besondere sportliche Herausforderung gibt – etwa unlängst beim Rauen Kamm am Ötscher“, erzählt Sonja. Aber es muss nicht immer über Stock und Stein gehen: „Ich war auch schon im Ballkleid cachen“, lacht die Hobbykünstlerin. „Wenn man erst dem Geocaching verfallen ist, ist das GPS-Gerät immer in der Handtasche und man ‚pflückt’ die Caches auch im Alltag nebenbei am Weg.“ Denn mehr als ein funktionsfähiges GPS-Gerät oder ein Handy mit GPS-Funktion braucht man nicht. Meist eignet sich das GPS-Gerät allerdings besser, da man überall guten Empfang hat und offline ist. „Mein bisher tollster Cache war übrigens ein Tauchcache im Zellersee, den ich als Erster gefunden habe“, erzählt Gerald stolz. Und Sonjas? „Das war ein Multi-Cache im Mariazellerland. Es war ein Wahnsinnshatscher auf die Zellerhütte in traumhafter Natur, mutterseelenallein und so stimmig – dorthin wäre ich sonst nie gekommen.“
Gesunde Schatzsuche
Geocaching ist ein tolles Allround-Talent: Man bewegt sich immer an der frischen Luft, hat dabei ein Erfolgserlebnis, es ist kostengünstig und man kann diesen Mix aus Sport und Hobby das ganze Jahr – auf der ganzen Welt – ausüben. Außerdem ist Geocaching auch ein „grünes“ Hobby, denn eine der Grundregeln besagt, dass die Natur respektiert werden soll: Es werden keine Caches in der Erde vergraben oder die Umwelt zerstört. Bei speziellen Cachertreffen gehen viele Geocacher gemeinsam in die Natur und sammeln Müll ein – ein schöner Grundgedanke, der ebenfalls für dieses außergewöhnliche Hobby spricht, finden auch Sonja und Gerald: „Es gibt eine tolle Geocaching-Community und wir haben schon viele liebe Freunde durch solche Treffen kennengelernt, mit denen wir gerne gemeinsam auf Suche gehen.“
Gerade für Kinder eignet sich der Einstieg zur Bewegung in der Natur über das Geocaching, denn es gibt ein Ziel am Ende der Tour, das motiviert: In vielen Caches sind etwa kleine Figuren oder Gummibälle versteckt – hier gibt es die Möglichkeit, zu tauschen. Es gilt: Wenn man etwas herausnimmt, dann legt man etwas Gleichwertiges wieder hinein.
Und obwohl sich viele Caches in der freien Natur befinden, muss man nicht zu jedem Cache wandern: Spazieren gehen, Radfahren, Nordic Walking oder Laufen kann man etwa auch mit der Schatzsuche verbinden. „Was Wanderer oder andere Sportler und Geocacher verbindet, ist die Liebe zur Natur und die Freude an der Bewegung“, meint Sonja, und mit einem Zwinkern: „Der Geocacher wird halt am Schluss mit einem Fund belohnt.“ Und das macht richtig Spaß!
Wandern auf neuen Wegen
Neun neue Wanderwege gibt’s seit wenigen Tagen von Seiten der Initiative »Tut gut!« – und ebenso eine neue Broschüre, in der alle »tut gut«-Wanderwege beschrieben sind – und das sind viele: Rund 180 Routen mit insgesamt circa 1.200 km beschilderten Wegen bieten abwechslungsreiche familienfreundliche Ausflugsmöglichkeiten in Niederösterreichs schönsten Regionen. Alle Strecken sind digitalisiert, genaue Angabe von Gehzeit, Distanz und Höhenmetern sowie Schwierigkeitsgrad der einzelnen Routen ermöglichen eine gute Planung.
Die neue »tut gut«-Wanderbroschüre richtet ihr Augenmerk diesmal in einem Sonderteil auf die Landesausstellungsregion 2017 im südlichen Waldviertel mit dem Motto „Alles was Recht ist“.
Bestellung & Informationen: office
noetutgut.at, www.noetutgut.at
Geocaching: Auf einen Blick
Die Ursprünge
Im Mai 2000 wurde in den USA die Genauigkeit von GPS-Signalen von 100 auf zehn Meter erhöht und so die zivile GPS-Nutzung ohne Verzerrung freigegeben. Davor waren die genauen Daten nur dem US-Militär vorbehalten und GPS-Signale wurden absichtlich verfälscht. Damit wurden GPS-Geräte immer mehr im privaten Bereich verwendet. Kurz darauf versteckte Dave Ulmer im US-Staat Oregon den ersten „Geocache“, einen Behälter mit Logbuch und kleinen Tauschgegenständen, und veröffentliche die Koordinaten im Internet: „Geocaching“ – ein weltweites Spiel – war geboren. Auf der Website www.geocaching.com sind alle Geocaches weltweit aufgelistet. In Österreich wurde der erste Geocache 2001 in der Marktgemeinde Bezau in Vorarlberg versteckt. Die meisten Geocaches sind in Niederösterreich zu finden, die höchste Dichte an versteckten Geocaches gibt es in Wien.
So funktioniert Geocaching
Um mit Geocaching zu beginnen, bedarf es kaum Vorbereitung: Neben einem GPS-Gerät oder einem Handy mit GPS-Funktion braucht man keinerlei Ausrüstung. So starten Sie los:
- Legen Sie sich in der Geocaching-Datenbank auf www.geocaching.com ein kostenloses Benutzerkonto an. Hier kann man sich völlig anonym mit Benutzernamen registrieren.
- Klicken Sie nun auf „Hide & Seek a Cache“, das heißt „Cache verstecken und suchen“. Nun können Sie entweder die gewünschten Koordinaten, eine gewünschte Adresse oder Stadt eingeben. Man fängt am besten mit den Caches in der eigenen Umgebung an.
- Suchen Sie sich nun einen Cache aus der Liste aus und lesen Sie sich die Beschreibung durch, um etwas über die Größe des Caches, den Schwierigkeitsgrad, wie schwer er versteckt ist und das Gelände zu erfahren.
- Schreiben Sie sich die Koordinaten auf oder tippen Sie diese gleich in Ihr GPS-Gerät ein.
- Nun beginnt die Suche! Mithilfe des GPS-Geräts finden Sie nun bis auf wenige Meter das Versteck. Vor Ort muss man selbst überlegen und suchen – meist sind die Caches sehr gut versteckt, allerdings nie in der Erde vergraben.
- Haben Sie den Cache gefunden, tragen Sie sich mit Ihrem Benutzernamen und dem Datum in das Logbuch und verstecken Sie den Cache wieder genauso gut, wie Sie ihn gefunden haben.
- Loggen Sie sich daheim in Ihr Benutzerkonto ein und tragen Sie den Fund inklusive Kommentar dort ein.
Verhaltensregeln
- Natur respektieren: Beim Geocaching steht der Respekt der Umwelt im Vordergrund. Es wird daher nie ein Cache in der Erde vergraben. Auch bei der Suche gilt: Behutsam durch die Natur bewegen und so lange wie möglich vorgegebene Wege benutzen.
- Unauffällig sein: Oberstes Ziel ist, dass die Verstecke nicht von Nicht-Geocachern, sogenannten Muggles (siehe Geocaching-ABCSeite 41), enttarnt oder die Caches entfernt werden. Das heißt, dass man sich unauffällig auf die Suche macht und sich vor Ort nicht beobachten lässt.
- Kein Privatgrund: Caches sollten nicht auf Privatgrundstücken versteckt werden. Auch bei der Suche sollten diese respektiert werden, da es sonst zu einer Besitzstörungsklage kommen kann.
Cache-Typen
Beim Geocaching gibt es mittlerweile viele unterschiedliche Cache-Typen, die versteckt werden. Hier eine kleine Auswahl:
- Traditional Cache (Tradi): Hierbei handelt es sich um den „originalen“ Cache, der mindestens aus einem Behälter und einem Logbuch besteht – von Filmdosen bis zu riesigen Munitionsboxen kann hier alles verwendet werden. In größeren Behältern befinden sich in der Regel auch Tauschgegenstände.
- Multi-Cache: Dieser Cache besteht aus zwei oder mehreren Stationen. Ein Cache führt dabei zum nächsten, oftmals auch durch Rätsel, die nacheinander gelöst werden müssen.
- Mystery- oder Puzzle-Cache: Lässt sich ein Cache keiner bestimmten Kategorie zuordnen, so ist es ein Mystery- oder Puzzle-Cache. Meistens müssen für ihn bereits zu Hause Rätsel gelöst werden, um die richtigen Koordinaten für die Suche herauszufinden.
- Event-Cache: Bei der Cache-Beschreibung finden sich die Koordinaten für einen Treffpunkt, die Beschreibung, die Zeit und den Ort des Treffens.
- CITO-Event (Cache In, Trash Out): Bei solch einem Event wird die Umwelt durch Geocacher gesäubert, etwa ein Flussufer oder ein Waldstück. Als Erinnerung wird an dieser Stelle ein Cache versteckt.
- Earth Cache: Diese Caches liegen an geologisch interessanten Plätzen, wo jedoch keine Cachebehälter versteckt sind. Allerdings muss der Cacher vor Ort Aufgaben erfüllen, um den Cache loggen zu dürfen – etwa ein Foto machen oder Fragen beantworten, die nur vor Ort gelöst werden können.
Informationen: www.geocaching.com
Kleines Geo-caching-ABC
- Difficult: beschreibt Schwierigkeitsgrad, wie schwer der Cache zu finden ist
- Final: letzte Station eines Multi-Caches
- Finds: Anzahl der gefundenen Geocaches
- FTF: „First To find“, der Erstfinder eines Caches
- GPS: Global Positioning System, Satellitennavigation
- Hint: Hinweis für einen Cache
- Listing: bezeichnet die Cachebeschreibung
- Lost Place: ein „vergessener“ Platz, etwa ein ehemaliger Bunker
- Muggle: eine Person, die Geocaching nicht kennt (angelehnt an Harry Potter)
- Owner: der Verstecker sowie Eigentümer eines Caches
- Spoiler: ein Hinweis, um einen Cache leichter zu finden
- Terrain: Schwierigkeitsgrad des Geländes
- TFTC: für „Thanks For The Cache”, Abkürzung, die gerne in das Logbuch geschrieben wird




