Fit durch den Tag
Wer lernen muss, sollte fit und munter sein. Schülerinnen und Schüler brauchen vor allem eins: viel gesunde Energie.
„Ich liebe Salat.“ Ein ungewöhnliches Statement aus dem Mund eines Achtjährigen. Daher holt sich Johannes noch eine zweite Portion. Dazu gibt’s „Mascherlnudeln mit Tomatensauce“, wie Julia sie nennt. Zur Vorspeise Schöberlsuppe mit klein geschnittenem Gemüse. Den Kindern der Volksschule Furth bei Göttweig schmeckt das Mittagessen. Ein Mädchen isst nur Nudeln ohne Sauce, ein Bub kann sich Johannes’ Vorliebe für Salat nicht anschließen, aber alle Teller werden leer, die Kinder essen alles auf. Frisch gestärkt sind sie nun bereit für den Nachmittag, die Energiespeicher sind wieder ordentlich aufgefüllt.
Abwechslungsreich & nahrhaft
Die Kinder der Volksschule Furth werden kulinarisch verwöhnt: Gemüsesuppe und Erdäpfelgulasch, Grießnockerlsuppe und Naturschnitzel mit Reis und Karottensalat, Vollkorn-Nudelsalat mit Hausbrot und als Dessert ein Fruchtjoghurt – das stand den Rest der Woche am Speiseplan. Dass es ein derart abwechslungsreiches und nahrhaftes Mittagessen gibt, ist einigen Personen zu verdanken. Schuldirektorin Bettina Geppner liegt die Gesundheit ihrer Schützlinge einfach am Herzen: „Immer mehr Kinder essen zu Mittag in der Schule und sollen auch etwas Vernünftiges bekommen – gesund und ausgewogen.“ Klingt einfacher, als es ist. Daher hat sich die Schule Unterstützung von außen geholt und sich beim Programm »Vitalküche – Gemeinschaftsverpflegung in NÖ« der Initiative »Tut gut!« angemeldet (siehe Kasten Seite 42). »Vitalküche«-Programmleiterin Mag. Irene Öllinger weiß: „Beim Umstellen des Ernährungsangebots ist Beratung von außen enorm hilfreich, denn gemeinsam kommt man zu einem besseren Ergebnis.“ Einige Personen müssen zusammenarbeiten, um etwas in die gesunde Richtung zu bewegen: Schulverpfleger, Schulleitung, Lehrkräfte, Gemeindevertretung und Prozessbegleiterinnen der Initiative »Tut gut!«.
Gute Zusammenarbeit
Alexander Huber ist Chef der Firma Tafelspitz im benachbarten Paudorf und beliefert die Volksschule mit Essen. Von der Idee, das Essen gesünder zu gestalten, hielt er von Anfang an viel. Seit der Umstellung auf die »Vitalküche«-Kriterien hat sich einiges geändert, sagt er: „Nun steht öfter Gemüse am Menüplan, mehr Bio-Produkte, dafür weniger Fleisch.“ Nicht alles kam bei den Schülerinnen und Schülern gut an, schmunzelt er: „Den Anteil an Hülsenfrüchten haben wir
wieder reduziert und uns auf einmal pro Woche eingependelt. Öfter mögen das die Kinder nicht.“ Der Gusto der Kinder wird respektiert und die Speisen darauf abgestimmt.
Theresa Geppner und Christina Kieninger sind in der Volksschule für die Essensausgabe zuständig und wissen genau, was gut ankommt und
was nicht: „Für viele Kinder war die Essens-Umstellung gewöhnungsbedürftig. Wird eine Speise kritisch beäugt, geben wir immer eine kleine Probierportion her, denn kosten muss man. Die meisten Kinder sind experimentierfreudig und dann schmeckt’s ihnen auch.“ Lange hat man getüftelt, neue Zutaten und Speisen getestet, bis man schlussendlich den Geschmack der Kinder getroffen hat, weiß Theresa Geppner: „Unser Schulverpfleger Alexander Huber war sehr kooperativ, hat immer nachgefragt, wie was ankam und Rezepte darauf abgestimmt.“ Mittlerweile lieben die Kinder Vollkorn-Produkte, etwa in Form von Vollkorn-Lasagne oder Vollkorn-Nudeln. Was sie nicht mögen, sind Vollkorn-Nockerl, was allerdings an der gräulichen Farbe liegt, meint Geppner: „Das Essen muss auch schön ausschauen, sonst essen es die Kinder nicht.“ Es scheint also gar nicht so schwer, Kinder dazu zu bringen, sich gesünder zu ernähren – wenn man ihre Vorlieben respektiert und gesunde Lebensmittel schmackhaft und appetitlich zubereitet.
Energie & Konzentration
Die Volksschule Furth ist eine von 69 Einrichtungen an derzeit 43 Standorten, die mit der »Vitalküche«-Plakette ausgezeichnet sind (siehe Kasten Seite 43). Dafür müssen bestimmte Qualitätskriterien rund um ein gesundes Verpflegungsangebot erfüllt werden. Empfehlungen dazu stehen in der NÖ Leitlinie Gemeinschaftsverpflegung (siehe Kasten Seite 40).
Die Plakette hängt in der Schule, Direktorin Geppner ist stolz darauf: „Die Auszeichnung gilt für zwei Jahre, wir wollen sie danach unbedingt wieder bekommen. Dazu werden wir auch die Jausenverpflegung noch auf bessere Beine stellen.“ Denn auch die Jause zwischendurch ist besonders wichtig (siehe Seite 42). Doch nicht jeder Snack ist geeignet: Ist die Jause zu süß und zu fett, führt das nach einem kurzen Energieschub zum Leistungsabfall. Besser als Süßspeisen und Schokoladesnacks sind komplexe Kohlenhydrate wie in Vollkornbrot und ungezuckertes Müsli, denn diese werden langsamer abgebaut und versorgen das Gehirn über einen längeren Zeitraum mit Energie. Und die brauchen helle Köpfchen, um sich gut zu konzentrieren.
NÖ Leitlinie Gemeinschaftsverpflegung
Im Zuge der österreichweiten Vorsorgestrategie wurden die NÖ Leitlinien Gemeinschaftsverpflegung erstellt, um eine optimale Gestaltung des Verpflegungsangebots zu erleichtern und Qualitätssicherung maßgeblich zu fördern. Bei der Bereitstellung von Mittagessen und Buffet spielen vor allem die Verpflegerinnen und Verpfleger eine enorm wichtige Rolle –
besonders ihnen sollen die praxisbezogenen Empfehlungen eine
fachgerechte Unterstützung bieten. Die Leitlinie gibt es für:
- Kinderbetreuungseinrichtungen (bis sechsjährige Kinder)
- Mittagessen in Schule und Hort, Schulbuffet und Verpflegungsautomaten
- stationäre Senioreneinrichtungen und Essen auf Rädern
- Betriebe, Werksküchen und Kantinen
Informationen & Download: www.noetutgut.at
Die 10 »Tut gut!«-Ziele der
Gemeinschaftsverpflegung
- Ausreichend trinken: hauptsächlich ungesüßte Getränke
- Abwechslung tut gut: ausgewogener Speiseplan
- Gut geplant ist halb gewonnen: mehr Effizienz – mehr Qualität
- Erhöhung des Gemüseanteils
- Regional & saisonal denken: Produkte aus NÖ verwenden
- Ressourcen schonen: Umweltschutz durch Nachhaltigkeit
- Das Auge isst mit: Speisen und Essumfeld ansprechend gestalten
- Vitamine zum Naschen: Obst als Alternative zu Süßem
- Sicherheit durch Hygiene: Gewährleistung von Qualität
- Genuss: Nehmen Sie sich Zeit!
»Vitalküche – Gemeinschaftsverpflegung in NÖ«
Durch gesellschaftliche Entwicklungen gewinnt die Gemeinschaftsverpflegung immer mehr an Bedeutung. Gleichzeitig gilt es, das Bedürfnis nach gesunder Ernährung zu beachten. Aus diesem Grund richtet sich die Initiative »Tut gut!« an alle Einrichtungen, die Gemeinschaftsverpflegung anbieten und unterstützt sie dabei, das Speisenangebot noch stärker in Richtung einer gesunden und ausgewogenen Ernährung umzustellen.
Bei folgenden Fragen unterstützt die Initiative »Tut gut!«:
- Wie gestaltet sich ein abwechslungsreiches und bedarfsgerechtes Speisen-, Jausen- und Getränkeangebot?
- Welche Rahmenbedingungen müssen in der Gemeinschaftsverpflegung beachtet werden?
- Wie können Verpfleger, Schule, Kindergarten, Betrieb, Gemeinde usw. optimal zusammenarbeiten?
Projektdauer: zwei Jahre, die Teilnahme ist kostenlos.
Wer kann sich bewerben?
Kindergärten, Schulen, Betriebe, Wirte und Buffetbetreiber aus NÖ
Teilnahmebedingungen:
- Zustimmung des Erhalters der Einrichtung
- Zustimmung des Verpflegers
- Angebot einer Mittagsverpflegung/Schulbuffets
Informationen & Anmeldung: www.noetutgut.at
»Vitalküche«-Auszeichnung
Bereits 43 Standorte in Niederösterreich sind seit 2015/2016 »Vitalküche«-ausgezeichnet.
Gemeinden:
- Ardagger (Kindergarten, Volksschule, Neue Mittelschule)
- Brunn am Gebirge (5 Kindergärten, 2 Horte): Restaurant Hlavacek
- Furth (Kindergarten, Volksschule): Firma Tafelspitz
- Göttlesbrunn-Arbesthal (2 Kindergärten, Volksschule): Gasthaus Prinz
- Gumpoldskirchen (Kindergarten)
- Haugsdorf &Umgebung (6 Kindergärten): Gasthaus Slon
- Hochneukirchen-Gschaidt (2 Kindergärten, Volksschule, NNÖMS): Gasthaus Höller, Bäckerei Beiglböck, Konditorei Beiglböck
- Höflein bei Bruck an der Leitha (Kindergarten, Volksschule): Gasthaus Prinz
- Kematen/Ybbs (Volksschule)
- Mauerbach (3 Kindergärten, Hort): Gasthaus Passauerhof
- Mautern (Kindergarten, Hort): Firma Tafelspitz
- Paudorf (Kindergarten, Volksschule): Firma Tafelspitz
- Sallingberg (Volksschule): Teichstüberl Frau Haschka
- Sieghartskirchen (Neue Mittelschule): Firma Berger Schinken
- St. Veit an der Gölsen (Kindergarten, Volksschule/Nachmittagsbetreuung): s’Wirtshaus Nathaniel, Landgasthof Schwaiger
- Ulrichskirchen-Schleinbach (3 Kindergärten, Hort): Gasthaus Aprea, Gasthaus Holzbauer
- Winklarn (Kindergarten, Volksschule): Gasthaus Graf
Schulen:
- Neue Mittelschule Aschbach: Bäckerei Danecker
- Neue Mittelschule Atzenbrugg: Heuriger Resch (Mittagessen), Bäckerei Otzlberger, Bäckerei Weber
- Bundesgymnasium Bruck/Leitha: Buffet Peter Heinrich
- Landwirtschaftliche Fachschule Hohenlehen
- Schulzentrum Krems: Buffet Gabriele Bauer
- Landwirtschaftliche Fachschule Ottenschlag
- Neue Mittelschule Persenbeug
- Sacre Coeur Pressbaum
- Neue Mittelschule Seitenstetten: Gasthaus Wieser
- Neue Mittelschule St. Peter in der Au
- BAKIP St. Pölten (Bundesbildungsanstalt für Sozial-pädagogik und Kindergartenpädagogik): Buffet Fa. Stiefsohn, Automaten Fa. Schenk
- BORG St. Pölten: Neuhauser Kulinarium
- Landwirtschaftliche Fachschule Tullnerbach
- Bundesgymnasium Tullnerbach: Buffet Gerlinde Pregler
- HLW Türnitz (Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe)
- Bundesgymnasium Waidhofen/Ybbs: Buffet Rosa Petsch
- Bundesgymnasium Wieselburg: Firma Moser Wurst, Bäckerei Weinberger
- Landesberufsschule Zistersdorf
- Neue Mittelschule Zwettl: Bäckerei Fröschl
Andere Betriebe:
- Landespflegeheim Gänserndorf
- Landespflegeheim Herzogenburg
- Justizanstalt Korneuburg (Mitarbeiterkantine)
- Kolpinghaus St. Pölten
- Kindergruppen Kunterbunt Stockerau
- NÖ Landesfeuerwehrschule Tulln
- Landespflegeheim Waidhofen/Thaya





