Ein wahrer Alleskönner
Schwefel kommt bei vielen Krankheiten als Heilmittel zum Einsatz. Auch im Zuge von Kuren wird er gerne genutzt. Und das schon seit den alten Römern.
Schwefel ist aus unser aller Leben nicht mehr wegzudenken – auch wenn man den Stoff vielleicht eher als übelriechende Masse aus dem Chemieunterricht im Kopf hat. Er wird bei der Herstellung von Auto- und Fahrradreifen verwendet, ist in vielen Düngemitteln enthalten, ist ein Bestandteil von Stahllegierungen – und auch das Silvesterfeuerwerk könnten wir ohne Schwefel nicht bestaunen.
Selbst in der Kulinarik spielt er eine Rolle; man denke an das Schwefeln als Konservierungsmethode von Wein oder Trockenfrüchten. Doch nicht nur in der Industrie, auch im Bereich der Gesundheit ist Schwefel ein wichtiges Gut. In Baden befinden sich 15 Schwefelquellen, von denen aktuell drei in Verwendung sind. Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielfältig, denn: Schwefel ist ein wahrer Alleskönner.
Ein Allheilmittel
Die Kuren im Gesundheits- und Kurhotel Badener Hof werden nicht nur bei Problemen mit dem Stütz- und Bewegungsapparat oder den Gelenken angeboten. Auch eine schmerzende Wirbelsäule oder die Symptome von Hauterkrankungen wie Schuppenflechte können damit gelindert werden. Eine Trinkkur mit Schwefelwasser kann sogar den Cholesterinspiegel senken. Und auch in der Prävention wird Schwefel eingesetzt: Eine Behandlung kann helfen, dem Auftreten chronischer Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Rheuma entgegenzuwirken. Untersuchungen des Forschungsinstituts für Schwefelwasser, Kur und Wellness in Baden, gemeinsam mit dem Institut für Physiologie an der Universität Wien und der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin haben gezeigt, dass unter kontrollierten Ernährungsbedingungen bei Menschen, die regelmäßig Schwefelwasser zu trinken bekamen, eine Reduzierung des LDL-Cholesterins stattfindet. LDL-Cholesterin kann Gefäße schädigen und verengen. Außerdem wurde festgestellt, dass Schwefel eine entgiftende Wirkung hat. Er bekämpft aber auch Homocystein im Blutplasma, das ein Faktor für Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen und Demenzerkrankungen sein kann.
Viele Anwendungsmöglichkeiten
Im Durchschnitt bleiben die Patienten 21 Tage in der Kuranstalt in Baden. Die Ärztliche Leiterin Dr. Gabriele Huber-Grünwald erklärt: „Die Patienten verbringen etwa 20 Minuten pro Behandlung in einer Schwefelbadewanne. Diese ist aber nur für Menschen geeignet, die keine Kreislaufprobleme haben, da die Therapie den Kreislauf belastet. Ist der Blutdruck hoch oder hatte der Patient einen Herzinfarkt, dann darf er nicht hinein.“ Doch es gibt Alternativen: Ob Bäder, Schwefelheilschlamm-Auflagen oder eine Trinkkur zum Einsatz kommen, entscheidet der Arzt individuell für jeden Patienten. Außerdem werden neben Elektrotherapien auch Heil- und Wassergymnastikeinheiten angeboten. „Früher wurde auch Tuberkulose mit Schwefel behandelt. Es gab große Quellbassins, in denen die Patienten gemeinsam ein Bad nahmen“, erzählt Huber-Grünwald. „Das ist heute aus hygienischen Gründen anders und es dürfen nur noch Einzelbäder verabreicht werden. Teilweise ist das schade, denn meiner Erfahrung nach, vermissen Patienten dies als gemeinschaftliches Erlebnis, das auch der Seele gut tut.“
Wirkung gleich sichtbar
Das Wasser der Schwefelquellen in Baden tritt mit einer natürlichen Temperatur von 36 Grad an die Oberfläche und wurde bereits vor 2.000 Jahren genutzt. Kein Wunder, denn die Wirkung auf den Körper kann man mit bloßem Auge erkennen, sagt Huber-Grünwald: „Wenn früher nach dem Schwefelbad ein Hautausschlag aufgetreten ist, dann hat man das als prognostisch gutes Zeichen gesehen und so gedeutet, dass die Schadstoffe jetzt den Körper verlassen. Auch heute kommt es manchmal zu Hautirritationen – die jedoch fast immer sehr rasch von selbst wieder verschwinden.“ Die Medizinerin hat sich dem „gelben Gold“, wie man es in Baden nennt, voll und ganz verschrieben: „Die Behandlung mit Schwefel hat eine lange Tradition, ist bewährt und die Wirkungen wurden bereits mehrfach wissenschaftlich bewiesen. Das ist also wirklich eine tolle Geschichte.“





