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Die richtige Hilfe

Agenturen helfen, die optimale Betreuung zu finden. Achten Sie auf die Qualität!


foto: fotolia/Kzenon

Franz und seine Frau Herta machen sich große Sorgen. Franz hatte einen Schlaganfall, der ihm schwer zu schaffen macht. Mit viel Mühe und Willen schaffte er es, wieder sprechen zu lernen. Gestützt auf einen Stock kann er auch langsam gehen. Aber dazu braucht er Hilfe, allein kann er das nicht. Auch der linke Arm will nicht so ganz, wie er sollte. „Das wird nicht mehr“, sagt Franz, „aber wir sind zufrieden, wie es ist. Meine Frau ist nun 79 Jahre und ich 85 Jahre alt.“ Beide sind sehr stolz darauf, wie sie das alles gemeinsam geschafft haben über die Jahre. Aber auch Herta merkt die Mühen des Alters, alles fällt ihr schwerer, das Tragen und Bücken, sie kommt mit dem Haushalt nicht mehr so gut zurecht wie früher. Dazu kommt ein Leistenbruch, der sie einschränkt. Einkaufen, kochen, ihren Mann pflegen – es wird ihr zu viel, muss sie sich eingestehen: „Keiner ist mehr da, die Kinder sind aus dem Haus. Wir wollen doch keinem zur Last fallen, aber in ein Seniorenheim wollen wir nicht. Wir möchten zuhause bleiben.“

Umfassende Pflege

Daheim alt werden – viele Menschen wünschen sich das. Den Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen (siehe dazu auch Beitrag ab Seite 44, Wohnen im Alter). Die Lebenserwartung steigt, wir werden immer älter. Das bedeutet aber auch, dass die Zahl der Menschen, die Betreuung brauchen, zunimmt. Das kann eine umfassende Pflege rund um die Uhr sein, das können aber auch zeitlich begrenzte und flexible Unterstützungsleistungen sein. Angehörige können eine solche Betreuung heute selbst oft nicht mehr leisten. Die Nachfrage nach flexiblen Betreuungsleistungen steigt. Als Reaktion darauf, und weil davor bestehende Lösungen oft illegal waren, wurde im Jahr 2007 das Gewerbe der Personenbetreuung geschaffen. Dieses ermöglicht auf der einen Seite betreuungsbedürftigen Menschen die freie Wahl der für sie am besten geeigneten Betreuungsart. Auf der anderen Seite ermöglicht es der Betreuungskraft ein legales Arbeitsverhältnis mit voller Rechts­sicherheit.
In Niederösterreich gibt es derzeit circa 16.000 Personenbetreuerinnen. Sie kochen, putzen, waschen, erledigen Einkäufe und Botengänge, unterstützen bei der Bewältigung des Alltags und bei der Gestaltung des Tagesablaufs. Sie übernehmen bestimmte pflegerische Tätigkeiten wie zum Beispiel die Hilfe bei der Körperpflege oder der Nahrungsaufnahme und dürfen nach schriftlicher ärztlicher Anordnung auch gewisse pflegerische und ärztliche Tätigkeiten durchführen, wie zum Beispiel Medikamente verabreichen oder Insulin unter die Haut injizieren.

Passende Betreuung finden

Wie findet man die passende Betreuerin? Hier können Vermittlungsagenturen helfen, sagt Dr. Gerhard Weinbörmair, Obmann der Fachgruppe der Personenberatung und Personenbetreuung in der Wirtschaftskammer NÖ: „Eine Agentur klärt im Vorfeld ab, welcher Bedarf besteht: Sie schaut sich vor Ort an, was der Patient braucht, welche Krankheiten er hat, wie die Lebenssituation ist und ob Betreuung dort möglich ist. Und wenn der Patient noch im Krankenhaus ist, bespricht die Agentur dort alles mit Angehörigen, Ärzten und Pflegekräften.“ Viele Fragen müssen vorab geklärt werden. Dann erst kann festgestellt werden, welche Art der Betreuung notwendig ist und welche Betreuerin zum Patienten passt. Die Betreuerinnen kommen oft aus Osteuropa, sie bekommen genaue Informationen über den Patienten. „Die Agentur begleitet die Betreuerin zum Patienten, bespricht mit ihr die Aufgaben und vieles mehr“, sagt Weinbörmair. Die Agentur berät den Patienten auch hinsichtlich Förderungen, stellt alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung und hilft beim Ausfüllen der Unterlagen. „Der Patient kann also sicher sein, dass er die bestmögliche Betreuung bekommt. Der Personenbetreuerin und dem Patienten werden alle Formalitäten abgenommen. Die Agentur macht auch die Meldung beim Meldeamt, unterstützt bei allen Fragen zu Steuern, Familienbeilhilfe oder Krankmeldung – ein Rundumpaket.“

Auf die Qualität achten

Was muss man selber noch tun? „Bei einer guten Agentur muss man sehr wenig tun, man muss die Betreuerin nett behandeln, kann sich selber nicht ganz aus der Verantwortung ziehen, muss sich um die Versorgung der Betreuerin kümmern oder ihr Haushaltsgeld zur Verfügung stellen, damit sie einkaufen kann“, erklärt Weinbörmair. Der Experte spricht von „guter Agentur“, denn es gibt hier Qualitätsunterschiede, wie er bedauert: Zusätzlich zu den genannten gibt es noch weitere Merkmale, anhand derer man die Qualität einer Agentur feststellen kann. Weinbörmair empfiehlt Angehörigen darauf zu achten, dass die Agenturen die Preise für die Leistungen detailliert und ohne versteckte Nebenkosten bekannt geben. Der Betreuungsbedarf und die Betreuungssituation müssen vor Ort erhoben werden. Zudem bieten seriöse Vermittlungsagenturen ein Qualitätsmanagement an, bei dem fachlich versiertes Pflegepersonal in regelmäßigen Abständen die Dienste der Personenbetreuer kontrolliert und im Bedarfsfall entsprechende Handlungsanleitungen bietet.

Qualitätssiegel

Die Agentur verlangt von der Betreuerin eine professionelle Pflegedokumentation, also dass exakt aufgeschrieben wird, was jeden Tag gemacht wurde. Diese Dokumentation erhält auch die neue Betreuerin. Denn länger als vier Wochen dieselbe Betreuerin zu haben, ist laut Weinbörmair nicht sehr günstig. „Doch das wird individuell gehandhabt, je nach Betreuungs­situation.“
Eine gute Agentur bietet auch Lehrgänge oder Ausbildungen an, damit die Betreuerinnen alles Notwendige lernen – meist schon im Heimatland. Und besonders wichtig, sagt Weinbörmair: „Eine gute Agentur hat auch einen 24-Stunden-Telefondienst, damit immer jemand erreichbar ist.“
Mit weiteren Experten arbeitet er gerade an einem Qualitätssiegel für Agenturen, denn die derzeitige Verordnung im Bundesgesetzblatt hält er für zu wenig konkret: „Das Qualitätssiegel ist in Vorbereitung, damit man sich bei der Auswahl der jeweiligen Agentur ganz sicher sein kann.“ Schließlich will man sich oder seine Lieben in den besten Händen wissen.

Informationen & Beratung

Pflege-Hotline des Landes NÖ: 02742/9005-9095 (Montag bis Freitag: 08:00–16:00 Uhr), www.noe.gv.at/Gesundheit/Pflege/Pflege-Hotline
Fachgruppe der Personenberatung und Personenbetreuung: Tel.: 02742/851-19192, www.wknoe.at/noe/personenberatung-personenbetreuung
Sozialministeriumservice, Landesstelle NÖ: Tel.: 02742/312224, www.sozialministeriumservice.at
Bundesministerium für Finanzen (Informationen zu allen Fragen rund um steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten): Telefon Bürgerservice: 0810 001 228, Finanz-Online-Hotline: 0810 221 100, www.bmf.gv.at