Bei Oma und Opa ist es schön!
Die Beziehung zwischen Großeltern und Enkelkindern ist besonders: Oma und Opa nehmen sich Zeit, dürfen verwöhnen und können Kindern bei Kummer wichtige Bezugspersonen sein.
Vom Wind zerzaustes Haar, Kinderhände, die die dicken Metallketten der Schaukel fest umklammern, in den Augen aufblitzende Begeisterung: „Noch mehr! Bis in den Himmel!“, ruft die zweijährige Sophia und strahlt ihren Opa an. Der lässt sich nicht zweimal bitten und gibt seiner Enkelin auf der Schaukel einen kräftigen Schubs. Es ist eindeutig: Hier kommt nicht nur ein kleines Mädchen auf seine Kosten, sondern der Großvater genießt die gemeinsame Zeit mindestens genauso wie seine Enkeltochter. Sophia und ihr Opa erleben das, was die generationenübergreifende Beziehung zwischen so vielen Großeltern und ihren Enkelkindern so besonders macht: große Freude aneinander. „Großväter und Großmütter sehen den Kleinen
entspannt beim Wachsen zu, ohne die volle Verantwortung für sie zu haben“, sagt Barbara Keplinger, Psychotherapeutin beim NÖ Hilfswerk. „Sie spüren, dass vom Kind viel zurückkommt und wissen gleichzeitig, dass sie es nach ein paar Stunden oder Tagen wieder an die Eltern zurückgeben können.“
Win-Win-Situation für alle
Von einer gelungenen Großeltern-Eltern-Enkel-Beziehung profitieren alle Beteiligten, ist Keplinger überzeugt. Viele Eltern können Beruf und Familie besser vereinen, weil Oma oder Opa zumindest teilweise die Kinderbetreuung übernehmen. Die Eltern wissen ihre Kinder gut aufgehoben, auch wenn sie Freiräume für Partnerschaft oder Freizeit brauchen. Der Kinobesuch abends oder das Wochenende in der Therme ohne Kinder werden durch großelterliche Hilfe möglich. „In der kinderfreien Zeit stärken die Eltern wieder ihre Nerven und können den Alltag mit den Kindern wieder gut bewältigen“, sagt Keplinger. Für die Kinder selbst seien die Großeltern eine Erweiterung des Erlebnishorizonts, das heißt, sie erleben einen anderen Alltag und oft auch andere Traditionen oder Rituale als bei den Eltern zu Hause. Das Stadtkind Anna hilft seiner Oma beim Füttern der Hasen im Garten, Leo liebt es, mit dem Opa in der Werkstatt zu basteln und Hanna ist vom Dorfkirtag begeistert, den sie Jahr für Jahr mit ihren Großeltern besucht.
Verwöhnen ja, einmischen nein
Warum Kinder die Zeit mit den Großeltern so genießen, erklärt Keplinger so: „Oma und Opa nehmen sich oft ausschließliche Zeit. Und sie verwöhnen die Enkel.“ Letzteres sei kein Problem, wenn es mit den Eltern abgeklärt ist. Es ist also in Ordnung, wenn es bei Oma andere Regeln gibt und das Kuchenstück größer ausfällt als zu Hause. Zu Spannungen kommt es, wenn sich die Großeltern über die von den Eltern gesetzten Grenzen hinwegsetzen oder mit den Eltern um die Liebe der Kinder buhlen. „Die Eltern sind immer die wichtigsten Personen für die Kinder, die Großeltern stehen in der zweiten Reihe. Das muss klar sein und gemacht werden“, betont Keplinger.
Auch die Erziehungshoheit liege immer bei den Eltern. Konflikte gebe es dann, wenn Großeltern sich einmischen. Der gut gemeinte Ratschlag, dem Kind doch eine Haube aufzusetzen, hat schon viele Eltern verärgert. Keplinger rät, mit der jungen Familie zu klären, ob diese grundsätzlich für Ratschläge offen ist. Auf der Basis eines guten Vertrauensverhältnisses könnten dann durchaus die großelterlichen Meinungen eingebracht werden – nicht als Bevormundung, sondern als weitere Sichtweise.
Grundsätzlich gilt: Es schadet Kindern keineswegs, mit verschiedenen Erziehungsstilen konfrontiert zu werden, solange Eltern und Großeltern deswegen nicht miteinander im Konflikt stehen. Die Oma darf also durchaus verlangen, dass der Tisch nach dem Essen gemeinsam abgeräumt wird, auch wenn das im elterlichen Haushalt anders gehandhabt wird.
Stabilität & Sicherheit
Wenn die junge Familie große Herausforderungen erlebt und die Kinder zu Hause sehr belastet sind, zum Beispiel weil die Eltern sich scheiden lassen, kann den Großeltern eine enorm stabilisierende Rolle zukommen. „Für Kinder ist es oft ein Segen, wenn eine Ersatz-Bezugsperson da ist. Sie haben dann jemanden, mit dem sie über ihre Ängste reden können“, weiß Keplinger.
Viele Klienten erzählen der Therapeutin rückblickend, wie die Oma oder der Opa im stürmischen Familienleben ein Gefühl von Sicherheit gegeben hat. „Bei Scheidungen müssen sich die Großeltern auf jeden Fall neutral verhalten“, gibt Keplinger zu bedenken. Ihre Wut beispielsweise auf den Ex-Schwiegersohn dürfen sie keinesfalls vor den Kindern äußern.
Auch wenn die ältere Generation liebend gerne Zeit mit den Enkelkindern verbringt: Anders als früher stehen viele Großeltern noch mitten im Berufsleben oder sind in der Pension sehr aktiv, beschreibt Barbara Keplinger den Wandel der vergangenen Jahrzehnte. „Die Fünfzig-, Sechzig-, Siebzigjährigen von heute haben oft einen großen Freundeskreis und genügend Geld für Sport oder Reisen.“ Keplinger sieht das positiv: „Großeltern sollen ihr eigenes Leben führen und ihre Kinder und Enkelkinder nicht als einziges Lebenselixier sehen.“ Die gemeinsame Zeit können Alt und Jung dann umso mehr genießen. Und ganz stressfrei sechs Runden „Mensch ärgere dich nicht“ spielen, die Hasen füttern oder bis in den Himmel schaukeln.
Ein Dialog mit meinem Enkelkind
Mir ist fad.
Spiel was!
Was denn?
Irgendwas.
……………………… Pause
Mir ist noch immer fad.
Du hast doch so viel Lego.
Was soll ich denn bauen?
Was du willst.
……………………… Pause
Opa, ich hab eine Idee.
(Aha, kreative Pause wirkt)
Da bin ich aber gespannt.
Gehen wir in die Holzhütte!
Ich habe kein Holz zu machen.
Bauen wir ein Boot!
Wie soll’s diesmal aussehen?
Ich zeichne es auf.
……………………… Pause
Ob wir das schaffen?
Es muss nicht genauso aussehen.
Verstehe: Hauptsache wir bauen.
Du bist der beste Opili!
Danke, du kleiner Faserschmeichler,
was tät ich ohne dich den ganzenTag.
Ernst Bauernfeind, Ternitz
Enkel Marian, damals 8, geht jetzt ins Gymnasium
Ein unglaubliches Geschenk
„Ich hole meinen Enkel Noah einmal pro Woche vom Kindergarten ab und dann darf er über Nacht bleiben. Er durfte von Anfang an sowohl bei uns als auch bei den anderen Großeltern sein. Ich weiß, dass das nicht überall selbstverständlich ist. Aber dadurch konnten wir von Anfang an eine Beziehung zu unserem Enkelkind aufbauen und er ist sehr gerne bei beiden Großeltern-Paaren. Das gibt den Eltern Freiräume und wir lieben es alle vier, mit Noah Zeit verbringen zu können.
Dieser gemeinsame Tag mit Noah gehört dann nur ihm. Alltagsdinge bleiben einfach liegen. Da wird gespielt, gemeinsam gekocht, im Garten gegraben und Gemüse angepflanzt, Fußball gespielt oder vorgelesen. Ich liebe es, Noah dabei zuzuschauen, wie er größer wird. Ich staune über Dinge, die er plötzlich kann – Dreirad fahren,
hüpfen, darüber, welche Ausdrücke er benutzt, was ihn interessiert – Traktoren,
Feuerwehr … Natürlich ist er auch einmal wütend, will nicht schlafen gehen oder macht Dinge, die er nicht machen soll – aber nichts von all dem kann mich aus der Ruhe bringen. Es ist ein großes Geschenk, Eltern sein zu dürfen. Großeltern zu werden und aktiv Anteil am Leben von Enkelkindern haben zu dürfen, ist ein unglaubliches Geschenk, das uns unsere Kinder machen. Und dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“
Barbara, 56 Jahre
„Mein Mann und Maël genießen jede Sekunde des Opa-Tages. Maël sagt, er liebt seinen Opa bis zum Mond und wieder zurück, und da geht dem Opa natürlich das Herz über. Bei Schlechtwetter verbauen die zwei die ganze Wohnung mit Zugstrecken und bei Schönwetter schauen sie die Züge in Lebensgröße an. Mein Mann war immer ein sehr liebevoller Papa, aber als Opa kann er die Zeit noch mehr genießen.“
Helga Felbermaier
An mein Enkelkind
Mein liebes Kind ich schreibe Dir,
kannst du es auch nicht lesen,
mein Leben ist, so glaub es mir,
bislang auch schön gewesen.
Ich habe längst nicht mehr geglaubt,
dass ich das noch werd erleben,
dass das Schicksal mir erlaubt,
mir solches Glücksgefühl zu geben.
Du tratest in mein Leben ein,
so wie am Tag die Sonne,
was kann für mich noch schöner sein,
bist Du mir, ist alles eitel Wonne.
Wenn Du die Arme nach mir streckst,
und willst auf meinen Schoße,
wenn Du mein frisches Hemd bekleckst,
mit roter Marmeladensoße.
Wenn hundertmal Du mit mir gehst,
dass ich Dir alles immer wieder zeige,
auch wenn Du manches nicht verstehst,
vom Morgen bis zur Tages Neige.
Wenn Deine Augen freudig strahlen,
siehst Du mich schon von Weitem,
das lässt sich nicht mit Geld bezahlen,
ich werde immer Dich begleiten.
Dein Lebensweg recht schön soll werden,
das wünsch ich Dir von ganzem Sinn,
und dass Dir alles glückt auf Erden,
bin sicher ich, weil ich Dein Opa bin.
Mein liebes Enkelkind, hab frohen Sinn,
Dieses Gedicht schrieb Rudolf Fleischmann aus Pernitz, als er mit 65 Jahren seine Enkelin Judith bekommen hat. Sie wird heuer sechs Jahre, und es gibt noch zwei weitere Enkel.
„Wir sind vierfache glückliche Großeltern: Jonas und Emma (jeweils zweieinhalb Jahre), Pauli (sieben Monate) und Matthias (ein Monat). Unsere Enkelkinder sind sehr oft bei uns zu Gast, jeden Mittwoch mit ihren Eltern zum Mittagessen, aber auch sonst oft zwischendurch. Da wird gegessen und getrunken, gelacht und geweint, gespielt, Geschichten vorgelesen und erzählt, gezeichnet und gemalt, gebastelt, gehüpft, musiziert, gesungen und getanzt, auf dem Spielplatz geturnt, die Pferde am Pferdehof besucht, im Sommer im Pool geplanscht, (Sand-)Burgen und Hütten werden gebaut und vor allem mit dem Traktor gefahren. Und wenn sie schließlich müde sind, auch geschlafen. Dies alles genießen wir sehr. Mit viel Liebe und Verständnis sind wir bemüht, unsere Enkelkinderschar in ein harmonisches Miteinander einzubinden und sie auf dem Weg des Großwerdens zu begleiten! Wir danken dem Herrgott für das Glück und Geschenk, gesunde und fröhliche Enkerl zu haben, wir könnten und wollen uns ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen!“
Die glücklichen Großeltern Margarete und Hans Stöckl
„Wir haben drei Kinder und acht Enkelkinder (21, 21, 19, 18, zwei Mal 16 Jahre, 8 und 5 – fünf Buben, und drei Mädchen). Die Besuche mit Essen, Beaufsichtigung, Lernen etc. gibt es in unterschiedlichen Abständen, teilweise täglich. Trotz teilweise schwieriger Umstände (Scheidung bei zweien unserer Kinder) gelingt es uns meistens, die Enkelkinder ‚zusammen-zuhalten‘.
Wenn Probleme auftreten, kann es schon passieren, dass wir Großeltern früher davon wissen als die eigenen Eltern. Das Vertrauen passt. Die Enkelkinder wissen einfach, dass Oma und Opa im Hintergrund immer da sind. Sogar der L17-Führerschein wird mit der Oma erledigt. Und der Opa genießt seine Herausforderungen wie vom Kindergarten und der Schule abholen und für alle kochen, wenn die Oma beruflich verhindert ist.
Manche Tage sitzen wir beide abends beisammen, genießen doch wieder die Ruhe und besprechen den nächsten Enkeltag mit Abholen, Kochen und ... – volles Programm eben. Diese Tage kann man durch nichts ersetzen und wir sind dankbar, sie mit den Enkeln verbringen zu dürfen. Seit Mitte März sind wir übrigens Urgroßeltern und freuen uns sehr!“
Mathias (65) und Veronika (60) Fuchs, Kirchberg/Wechsel
Thema Geschwister – Machen Sie mit!
In einer der nächsten Ausgaben von GESUND&LEBEN beschäftigen wir uns mit dem Thema Geschwister: Was bedeuten sie einander im Erwachsenenalter? Was schätzen sie aneinander? Wie helfen sie einander, im Leben zu wachsen? Und wie unterstützen sie sich gegenseitig, wenn die Eltern älter werden? Erzählen Sie uns Ihre wichtigsten und schönsten gemeinsamen Erlebnisse. Wir freuen uns auch über gemeinsame Fotos. Stellen Sie dabei sicher, dass die Fotografierten mit einer Veröffentlichung einverstanden sind.
Einsendeschluss: 30. Mai 2016
An: redaktiongesundundleben.at oder Redaktion GESUND&LEBEN,
ÄrzteVerlag, Währingerstraße 65, 1090 Wien
Kraft der Liebe
„Die ganz besondere Kraft der Liebe habe ich nach der Geburt meiner Enkelkinder Elea, Thomas, Loris und Benedikt erfahren. So stressig mein Beruf (ich bin seit 40 Jahren Diplom-Sozialarbeiterin) und meine politische Funktion sind, so sehr geben mir die Kleinen Kraft und Freude am Leben. Freitagnachmittag, wenn meine Tochter ihrem Beruf als selbstständige Kauffrau nachgeht, ist Oma-Tag.
Zwei der kleinen Buben wohnen noch bei uns im Haus.
Ganz besondere Tage sind bei uns die Kindergeburtstage. Es gibt – außer der Geburtstagstorte – von Oma und Opa keine Spielzeug-Geschenke, sondern einen Ausflugstag, der sich ausschließlich nach den Wünschen des Geburtstagskindes richtet. Das Reiseziel darf sich jedes Kind aussuchen. Mit Elea (7) ging es heuer in die Therme Stegersbach zum fröhlichen Pritscheln. Thomas (7) und Loris (5) wollen im April in den Familypark im Burgenland fahren. Benedikt (4), unser Jüngster, möchte kommenden Mai in den Tierpark Haag. Aber gar nicht unbedingt der Tiere wegen, sondern weil es dort so einen tollen (Kinder-)Bagger gibt. Abschluss-Highlight des Ausflugstages ist ein Besuch bei McDonalds.
Die Freude und das Lachen der Kinder, wenn sie sich wohl fühlen, und das Herumtollen und Knuddeln mit den Kleinen tut so unbeschreiblich gut.
Wir wohnen in einer waldreichen Gegend und sind auch gerne in der Natur. Unsere Enkelkinder wachsen unbeschwert, natürlich und ehrlich auf. Gemeinsame Erlebnisse geben mir spürbare Kraft für meine beruflichen und politischen Aufgaben.“
Eva Steyrer, Diplomsozialarbeiterin in der Kinder- und Jugendwohlfahrt, seit 25 Jahren Kommunalpolitikerin und seit 16 Jahren Vizebürgermeisterin in Rohrbach an der Gölsen, erkrankte 1998 an Brustkrebs (mit Amputation und Wiederaufbau der Brust). Ihr unbedingtes „Ja zum Leben“ hat sie im Buch „Diagnose Brustkrebs – ein Warnschuss meiner Seele“ zusammengefasst.