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Aus Liebe zum Tier

Menschen, die mit Tieren arbeiten, müssen sich an strenge Tierschutzgesetze halten und die hohen Ansprüche der Besitzer erfüllen. Dennoch ist es für die meisten ein Traumjob.


Der Tiertrainer ist bei Filmaufnahmen mit Pferden die wichtigste Person am Set. Er sorgt dafür, dass das Tier die richtige Bewegung zum richtigen Zeitpunkt durchführt. Foto: istockphoto

Was wäre ein Western ohne Pferde? Eine Werbung für Katzenfutter ohne Katzen? Und Kommissar Rex ohne den berühmten Schäferhund? Tiere sind aus der Film- und Fernsehwelt heute nicht mehr wegzudenken. Damit die Vierbeiner vor der Kamera auch das tun, was sie sollen, gibt es Tiertrainer wie Friedrich Grud. Der gebürtige Amstettner ist aus Liebe zur Natur und seinen Tieren auf einen Bauernhof ins Waldviertel gezogen und hat sein Hobby zum Beruf gemacht, wie er erzählt: „Ich habe immer zwischen sechs und zwölf Pferde zu Hause, die auch speziell für den Film trainiert sind. Eine Eseldame, drei Ziegen, ein paar Schafe, zwei Kamele, einen Hund und fünf Katzen.“
Bereits in seiner Kindheit, die er ohne Haustiere in der Stadt verbrachte, wünschte er sich von seinen Eltern nichts sehnlicher als ein Pferd. Mit sechs Jahren begann er mit dem Reitunterricht. Seither kommt er von den Tierchen nicht mehr los.

Keine Beschränkung

Eine Standard-Ausbildung gibt es für Gruds Job freilich nicht. Tiertrainer kann jeder werden, der es sich zutraut. Grud meint: „Man braucht ein Gefühl für die Tiere. Einen ‚Sense‘, also einen sechsten Sinn. Der Gewerbewortlaut ist frei und lautet Ausbildung, Betreuung, Pflege und Vermietung von Tieren sowie die Beratung hinsichtlich artgerechter Haltung und Ernährung von Tieren, ausgenommen der den Tierärzten vorbehaltenen diagnostischen und therapeutischen Tätigkeiten. Das heißt, es wird kein Befähigungsnachweis verlangt. Es gibt sehr gute Ausbildungen, zum Beispiel im WIFI, die eine gute Grundlage für die Berufsausübung darstellen.“ Die Qualität der Arbeit muss von den Kunden beurteilt werden. Sind diese mit den Ergebnissen zufrieden, spricht sich das herum. Nur dann ist ein Tiertrainer erfolgreich. „Man will sein Tier gut aufgehoben wissen“, meint Friedrich Grud, „hat man das Gefühl, der Trainer ist gewalttätig, wird man sein Tier nicht mehr hinbringen. So trennt der Kunde sozusagen die Spreu vom Weizen.“

Spezialisiert

Grud trainiert seit Anfang der 90er-Jahre Tiere aller Art für Film und Show. Für Kinoproduktionen werden hauptsächlich Pferde gebraucht. So arbeitete er unter anderem an Produktionen wie „Wanted“ mit Alfred Dorfer, „Das finstere Tal“ mit Tobias Moretti, dem Märchenfilm „Die weiße Schlange“ oder der Serie „Kommissar Rex“. In Österreich gibt es nur eine Handvoll Tiertrainer, die ihre Dienste für Film und Fernsehen anbieten. „Die meisten spezialisieren sich auf Hunde und den privaten Bereich“, meint Grud. In Niederösterreich gibt es 66 gewerbliche Tiertrainer. In dieses Gewerbe fallen auch
Tierbetreuer, Pfleger, Tierpflegesalons und Tierpensionen (siehe Kasten Seite 45).
Allen Berufssparten ist aber die Liebe zu den Tieren gemein, ist er überzeugt: „Man trainiert ja auch die eigenen Haustiere, weil man es eben gerne macht. Mein walisischer Zwergziegenbock geht beifuß wie ein Hund neben mir her, was kein normales Verhalten für solche Tiere ist.“ Solche einfachen Dinge könne man fast jedem Tier beibringen, nur Wildtiere seien schwer zu motivieren. „Ein Freund von mir trainiert Tiere für ‚Universum‘. Füchse, Marder, Dachse, Rehböcke. Diese Tiere vollführen dann natürlich keine Kunststücke, aber er konnte sie zumindest soweit sozialisieren, dass sie ihn wahrnehmen und zu ihm zurückkommen, wenn er sie freilässt.“

Partnerschaft

Zeit ist dafür ein wichtiger Faktor. Wenn Grud ein neues Pferd für einen Film trainieren muss, braucht er etwa neun Monate, um eine entsprechende Partnerschaft mit dem Tier aufzubauen. Je menschenbezogener das Tier bereits ist, desto einfacher ist Gruds Aufgabe. Darum ist die Arbeit mit Wildtieren so schwer. Auch die Lernfähigkeit der Vierbeiner ist unterschiedlich und nicht jedes Tier für jede Aufgabe geeignet. „Ein Fisch wird kein Langstreckenläufer und ein Schwein kein Kampftaucher“, fasst Friedrich Grud augenzwinkernd zusammen. Jedes Tier müsse individuell behandelt werden, allerdings gibt es natürlich auch Gemeinsamkeiten innerhalb einer Spezies. So ist es für Gruds Arbeit entscheidend, ob er mit einem Herdentier, einem Rudeltier, einem Raubtier oder einem Fluchttier arbeitet.

Überzeugung

„Ein Fluchttier kann man nicht mit Dominanz bezwingen, denn sonst nimmt es Reißaus. Wenn ich mit einem Pferd so arbeite wie mit einem Hund, läuft es weg“, erklärt der Tiertrainer. „Bei Herden- und Rudeltieren gibt es Hierarchien. Ich muss also beide davon überzeugen, dass ich der Schnellere, der Klügere, der Stärkere bin. Das aber natürlich ohne dem Tier weh zu tun. Dann respektiert es mich.“ Wichtig sei es, das Tier nicht zu vermenschlichen, sondern die Position des Tieres einzunehmen, weiß der Experte: „Wenn ich einem Hund mit ‚Ja, was bist denn du für ein Lieber?‘ daherkomme, wird er sich nur fragen ‚Was ist denn mit dem los?‘, aber sicher nicht das machen, was ich von ihm will.

Friedrich Grud ist Obmann der Fachgruppe der persönlichen Dienst­leister, Berufsgruppen­sprecher der Tierberufe der Wirtschaftskammer Nieder-österreich und selbst Tiertrainer für Film und Show.

Berufe rund ums Tier

  • Tiertrainer: Ausbildung und Training von Tieren.
  • Tierbetreuer kümmern sich um Tiere, deren Besitzer es nicht selbst können. Entweder weil sie lange arbeiten müssen, gerade im Urlaub oder selbst pflegebedürftig sind. Eine Ausbildung ist dafür nicht notwendig.
  • Tierpfleger betreuen Tiere in Zoos oder Tierheimen, aber auch in Versuchs­labors und Tierkliniken. Sie füttern, pflegen die Tiere und sorgen dafür, dass sie gesund bleiben. Tierpfleger ist ein Lehrberuf. Die Ausbildung dauert drei Jahre.
  • In Tierpflegesalons werden Fell und Pfoten von Hunden aller Rassen gepflegt. Fell und Krallen werden dort gewaschen, geschoren und getrimmt. Eine geregelte Ausbildung für den Beruf gibt es nicht. Der Tierpflegesalon ist ein freies Gewerbe.
  • In einer Tierpension werden Tiere stundenweise bis hin zu mehreren Wochen versorgt, wenn der Besitzer verhindert ist. Für das Führen einer Tierpension gibt es keine Voraussetzungen, die Haltung von Tieren im Rahmen gewerblicher Tätigkeiten erfordert allerdings eine Bewilligung nach § 23 Tierschutzgesetz und es müssen die Bestimmungen der Tierhaltungs-Gewerbeverordnung eingehalten werden.